Ein Tag, zwei Leben (German Edition)
Ja.«
Ich schrieb die Worte auf.
» Wenn es nur ein Quiz ist, weshalb bist du dann so nervös?«
Erst da bemerkte ich, dass ich immer noch den Kopf schüttelte. Ich hörte auf damit. » Es ist einfach dumm. Mein Bruder kann so ein Spinner sein«, sagte ich, während ich versuchte, mich zu fassen.
Dex wusste, wie zerbrechlich meine Beziehung zu Lucas war. Ich hoffte, er würde mir meine Ausrede abkaufen, während ich mich zusammenriss. Zu meiner Erleichterung nickte er. » Es ist nett von dir, dass du versuchst, etwas für ihn zu tun. Er ist kein schlechter Kerl, nur eben der ruhige Typ.«
Ich lächelte und streichelte sein Gesicht. » Danke.« Ich gab ihm einen flüchtigen Kuss und wir gaben uns wieder dem Abend hin, teilten einen Teller Nachos und zogen uns zu einer Reihe von Unter-zehn-Sekunden-Küssen in eine Ecke zurück. Wenn man sie alle zusammen betrachtete, verbesserte ich mich, fand ich.
Es war Lucy, die uns unterbrach und mich von einem einigermaßen frustrierten Dex wegzog.
» Also, ich habe Noah noch nicht gefragt, ob er mit mir zum Abschluss-Dinner geht«, erklärte sie Miriam und mir, als wir uns neben die Jukebox setzten.
» Warum grinst du dann von einem Ohr zum anderen?«, fragte ich.
Sie kreischte: » Weil er mich gefragt hat!«
Wenn es je einen Augenblick für eine Gruppenumarmung gegeben hatte, dann jetzt.
Miriam brachte uns wieder auf den Boden zurück. » Seht doch, wie perfekt alles ist. Ich und Brett, Sabine und Dex und jetzt du und Noah. Wie groß waren die Chancen, dass jede von uns mit ihrem Traumtyp zum Schulabschluss kommt?«
» Allerdings! Ich kann es kaum glauben!«, zwitscherte Lucy.
Ich konnte zwar nicht die gleiche Begeisterung aufbringen, lieferte aber Lucy zuliebe eine gute Show, bis ich die Wanduhr bemerkte.
» Oh, Leute, ich muss los. Ich habe gar nicht gemerkt, wie spät es ist.«
Mir drehte sich der Magen. Wie konnte ich nur so nachlässig sein? Es war schon elf und mit dem Auto waren es mindestens fünfzehn Minuten bis nach Hause.
» Will sonst noch jemand los?«, fragte ich; ich wurde ganz panisch, als mir einfiel, dass ich keine Mitfahrgelegenheit nach Hause hatte.
» Tut mir leid, Sabine. Ich bin mit Brett gekommen und wir haben Lucy, Josh und Ollie mitgebracht. Das Auto ist voll. Was ist mit Dex?«
Von hinten schlang sich ein Arm um meinen Bauch. » Was ist mit Dex?«, flüsterte er in mein Ohr.
» Sie braucht jemanden, der sie nach Hause bringt«, sagte Miriam strahlend. » Das macht dir doch nichts aus, oder?«
» Natürlich nicht.« Er drückte mich noch ein wenig fester, und ich zwang mich, mich nicht zu winden.
» Okay, dann ist ja alles gut.« Miriam warf mir einen koketten Blick zu. » Und nicht wieder die ganze Nacht durchfeiern, Sabine. Du brauchst deinen Schönheitsschlaf.« Sie zwinkerte mir vielsagend zu, bevor sie sich – Lucy im Schlepptau – auf dem Absatz umdrehte.
Dex’ Griff um meine Taille wurde fester und damit ungemütlicher, als wir zu seinem Wagen gingen.
» Wovon hat Miriam geredet?« Seine Stimme war rau. » Bist du gestern Abend ausgegangen?«
» Nein, nein!«, sagte ich rasch. » Sie hat nur herumgealbert, weil ich heute Morgen so müde ausgesehen habe. Ich war nicht aus, Dex.«
Sein Griff lockerte sich und ich machte einen Schritt weg von ihm.
» Bist du sicher, dass auch sonst nichts ist? Du bist in letzter Zeit so … anders.«
Shit.
Ich musste das in Ordnung bringen. Sofort.
Ich lächelte süß. » Anders gut oder anders schlecht?« Und bevor er noch die Gelegenheit hatte zu antworten, warf ich mich in seine Arme und küsste ihn, wie ich ihn noch nie zuvor geküsst hatte. Zum allerersten Mal war Dex derjenige, der sich als Erster zurückzog, schwer atmend.
» Versprich mir, dass du keinen anderen hast«, verlangte er.
Ich zögerte nur den Bruchteil einer Sekunde. » Ich habe keinen anderen.«
Dex legte seine Hände um mein Gesicht. » Küss mich noch mal, Sabine. Genauso wie gerade eben.« Etwas in seinem Tonfall klang, als würde er mich herausfordern, mich zu weigern.
Tat ich aber nicht.
Ich tat alles, was notwendig war, um uns beiden zu versichern, dass Dex genau der Richtige für mich war. Die Sekunden verstrichen; ich versuchte, nicht zu zählen, bis er sich endlich – zufrieden mit meiner Reaktion – zurückzog. Als ich die Augen aufschlug, war ich schockiert darüber, dass ich Enttäuschung empfand – ich hätte mir gewünscht, das Gesicht eines anderen zu sehen.
War das möglich? Ging mir
Weitere Kostenlose Bücher