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Ein Tag, zwei Leben

Ein Tag, zwei Leben

Titel: Ein Tag, zwei Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Shirvington
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ich ihn vermisste!
    Ich ging zu meinen Terminen mit Levi. Er war so professionell wie immer, aber er hatte sich verändert – vielleicht war er gealtert. Macie schien mich aus irgendwelchen Gründen etwas mehr zu mögen, vielleicht war sie aber auch nur als eine Art Hommage an Ethan nett zu mir.
    Ich tat alles, was von mir verlangt wurde. Alle bemühten sich immer noch zu verstehen, weshalb ich plötzlich eine andere Sprache konnte. Aber wie das eben mit manchen Dingen so war, landete diese Tatsache am Ende in der Schublade für ungelöste Rätsel.
    Ich merkte, dass mich alle manchmal seltsam ansahen und sich fragten, weshalb ich auf seinen Tod so heftig reagiert hatte. Sie wussten es nicht. Ich sagte es ihnen nicht.
    Meine Erinnerungen gehörten mir, ich musste sie in meinem Herzen bewahren.
    » Pendelst du noch immer zwischen deinen zwei Leben hin und her, Sabine?«, fragte mich Levi eines Morgens, während er darauf wartete, dass ich meinen Pfeil warf.
    Ich warf ihn. Ich war konzentriert. Direkt ins Schwarze.
    » Sie haben doch meine Eltern kennengelernt, nicht wahr? Ich glaube, manchmal war es einfach leichter, so zu tun, als würde ich woandershin gehören.«
    » Dann warst du also in der Lage, deine andere Welt zu beeinflussen? Die Dinge so zu gestalten, wie du sie haben wolltest?«
    Ich unterdrückte das Bedürfnis, die Augen zu verdrehen, und zuckte unbeteiligt mit den Achseln. » Am Ende ging es einfach zu weit. Das sehe ich jetzt ein.« Ich reichte ihm die Pfeile.
    Er musterte mich misstrauisch. » Du hast deinen Standpunkt ziemlich verändert«, sagte er, er wandte seine Aufmerksamkeit der Dartscheibe zu und zielte.
    Ich nickte. » Ich glaube schon. Die Sache ist, dass alles einfach außer Kontrolle geraten ist. Als ich erst mal angefangen hatte, diese Dinge zu sagen, war es schwierig umzukehren. Eins führte zum anderen und ich verhedderte mich total darin.«
    Er warf den Pfeil. Äußerer Rand. Er sah mich verlegen an, während ich wegen seines schlechten Wurfs grinste. » Und jetzt bist du da nicht mehr? Ich meine, darin verheddert?«
    » Ich glaube nicht, dass das über Nacht geht«, sagte ich und spielte mit. » Es wird eine Weile dauern, den Schaden zu reparieren, den ich angerichtet habe, und das Vertrauen meiner Familie wieder zu gewinnen. Aber ich bin bereit, es zu versuchen.«
    » Hat Ethans Tod etwas mit deinem Gesinnungswandel zu tun?« Sein scheinbar beiläufiger Ansatz war wenig überzeugend, als er in seiner Tätigkeit innehielt und mich ansah.
    Am liebsten hätte ich angefangen zu weinen, als ich nur seinen Namen hörte. Wäre zusammengeklappt und hätte geschrien. Doch ich blieb aufrecht stehen und ignorierte den Schmerz. » Könnte sein. Das Leben ist zu kurz. Wenn Ethan mich irgendetwas gelehrt hat, dann ist es das. Ich will mein Leben jetzt weiterleben.«
    » Nur das eine?«
    » Ich bin ich, Dr. Levi. Was sie hier vor sich sehen, ist das, was ich bin.«
    Er schien zufrieden und machte einen weiteren – schlechten – Wurf. Ich hatte den Verdacht, dass er mit Absicht verlor. » Das hört man gern, Sabine.«
    » Gern genug, um mich hier rauszulassen?« Versuchen konnte man es ja mal.
    » Noch nicht ganz. Aber bald, Sabine. Bald.«
    Ich nickte und wusste, was das hieß. Am Ende der Sitzung zog ich eine kleine Tüte heraus, die ich in den Bund meines Minirocks geklemmt hatte, und hielt sie ihm hin.
    Er nahm sie. » Was ist das?«
    » Eine schlechte Entscheidung.«
    Er schaute in die Tüte und sah die Tabletten. » Woher hast du …?« Er sah nervös von den Tabletten zu mir.
    » Können Sie sie Mom und Dad geben? Dann können sie ihre Bestände überprüfen. Jede einzelne Tablette ist da.«
    » Wie hast du …?«
    Ich überlegte, ob ich ihm auch den Fensterschlüssel aushändigen sollte, aber ich war kein Volltrottel. Levi benutzte, schon seit ich angefangen hatte zu kooperieren, den » noch nicht, aber bald«-Satz, und ich wusste, dass das seine Art war, Zeit zu gewinnen. Ein Mädchen braucht immer einen Plan B.
    Ich zuckte mit den Achseln. » Müssen wir wirklich in die Details gehen? Der Punkt ist doch, dass ich sie nicht mehr haben will.«
    Verwirrt kräuselte er die Lippen. Ich kannte diesen Blick. Er brachte mich beinahe zum Lächeln. Ja, ich war ein Rätsel.
    In Wellesley trauerte ich auch und war nicht in der Lage so zu tun, als wäre ich nicht vollkommen gebrochen. Niemand stellte das infrage. Nach dem, was Dex getan hatte, glaubten sie, es läge daran. Aber Dex war weniger als

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