Ein Todsicherer Job
beidhändiges Schwert«, sagte Nemain. »Gut zum Köpfen.«
»Wusste ich, wusste ich«, sagte Babd. »Sie macht sich nur wichtig.«
»Nun, heutzutage ist ein Claymore etwas anderes«, sagte Anton. »Man erwirbt die interessantesten Dinge, wenn man drei Jahrzehnte mit Trödel handelt.« Er schloss die Augen und drückte den Knopf. Er hoffte, seine Seele würde in einem Buch landen, vorzugsweise seiner Erstausgabe von Die Straße der Ölsardinen , die er sicher verstaut hatte.
Die Claymore-Antipersonenmine, die er in die Lautsprecherboxen ganz hinten im Laden eingebaut hatte, schossen zweitausendachthundert Kugellagerkugeln knapp unter Schallgeschwindigkeit gegen die stählernen Rollläden und zerschredderten Anton und alles, was ihnen im Weg war.
Ray folgte der Liebe seines Lebens einen Block die Mason Street entlang, wo sie auf ein Cable Car sprang und den Rest des Weges den Hügel hinauf nach Chinatown fuhr. Das Problem war, dass sich zwar leicht feststellen ließ, wohin ein Cable Car fuhr, die Dinger aber nur alle zehn Minuten vorbeikamen, so dass Ray nicht auf das nächste warten, aufspringen und rufen konnte: »Folgen Sie diesem antiquierten, aber drolligen öffentlichen Verkehrsmittel, und zwar ein bisschen dalli!« Und Taxis waren nicht in Sicht.
Es stellte sich heraus, dass es keineswegs dasselbe war, ob man an einem heißen Sommertag in Straßenkleidung einen steilen Berg hinaufhetzte oder im klimatisierten Fitnessclub hinter einer Reihe draller Fickpuppen auf der Tretmühle joggte, und als er die California Street erreichte, war Ray schweißnass und hasste nicht nur die Stadt San Francisco und sämtliche Einwohner, sondern war darüber hinaus mehr oder weniger bereit, die Sache mit Audrey aufzugeben und zur relativen Verzweiflung der ukrainischen Mädchen zurückzukehren, die ihn aus der Ferne liebten.
Seine Chance kam an der Haltestelle Powell Street, wo man von einem Cable Car ins andere umsteigen konnte, und er schaffte es tatsächlich, auf den Wagen direkt hinter Audrey zu springen und so die atemberaubende Verfolgungsjagd bei zwölf Stundenkilometern fortzusetzen, zehn Blocks weit bis zur Market Street.
Audrey sprang vom Cable Car, steuerte direkt auf die Verkehrsinsel auf der Market Street zu und stieg in eine der antiken Straßenbahnen, die bereits fuhr, bevor Ray die Insel überhaupt erreichte. Sie war eine Art diabolischer Umsteige-Superbraut, dachte Ray. Immer schienen die Bahnen genau dort zu sein, wo sie sie brauchte, und schon wieder weg, sobald er kam. Wahrscheinlich hatte sie so was wie ein Straßenbahn-Mojo. (In Herzensangelegenheiten entpuppt sich die Betamännchenphantasie schnell als wankelmütiger Gesell, und von diesem Moment an verbrauchte Ray das Wenige, was er an Zuversicht gesammelt hatte.)
Allerdings befand er sich auf der Market Street, der belebtesten Straße der Stadt, und Ray hatte schon bald ein Taxi gefunden. Er folgte Audrey den ganzen Weg bis hinauf nach Mission und fuhr sogar noch ein paar Blocks mit dem Taxi, als sie schon wieder zu Fuß unterwegs war.
Ray ließ sich etwas zurückfallen und folgte Audrey bis zu einem großen, jadegrünen Altbau an der 1 7th Street. An der Säule vorn auf der Veranda stand auf einer kleinen Plakette: BUDDHISTISCHES ZENTRUM DES DIAMANTWEGS. Ray bekam inzwischen wieder Luft und hatte auch seine Haltung wiedergefunden. Somit konnte er entspannt hinter einem Laternenpfahl stehen und beobachten, wie Audrey die Stufen zum Zentrum erklomm. Als sie oben ankam, flogen die bunten Glastüren auf und zwei alte Damen kamen herausgelaufen, offenbar in Panik, um Audrey etwas zu erzählen. Sie waren völlig außer sich. Die beiden Damen kamen ihm bekannt vor. Ray hielt die Luft an und wühlte in der hinteren Tasche seiner Jeans herum. Er holte Fotokopien der Führerscheinfotos dieser Frauen hervor, die er für Charlie hatte suchen sollen. Sie waren es: Esther Johnson und Irena Posokowanowich. Dort standen sie – neben der zukünftigen Mrs. Macy. Und dann, als Ray noch dabei war, einen Zusammenhang herzustellen, flog die Tür des Buddhistischen Zentrums erneut auf und etwas, das aussah wie ein Flussotter im paillettenbesetzten Minikleid mit Go-go-Stiefeln, stürzte sich mit einer Schere auf Audreys Knöchel.
Charlie und Inspector Rivera standen vor Fresh Music und linsten ins Schaufenster, vorbei an Pappfiguren und gigantisch großen Plattencovern. Nach dem Schild mit den Öffnungszeiten zu urteilen sollte der Laden eigentlich geöffnet
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