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Ein Todsicherer Job

Ein Todsicherer Job

Titel: Ein Todsicherer Job Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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bester Verfassung, da er seinen Körper fast ausschließlich dafür benutzt hatte, seinen Kopf durch die Gegend zu tragen, und zwar meist dort, wo er wohnte. Allerdings hatte er sich im Laufe der Jahre geradezu enzyklopädische Kenntnisse von der Wissenschaft und Mythologie des Todes angeeignet. Als sich an diesem Dienstagabend kurz nach Sonnenuntergang die Schaufenster seines Ladens verdunkelten, als würde plötzlich alles Licht aus dem Universum gesogen, und die drei weiblichen Gestalten durch den Laden zu ihm an den Tresen kamen, wo er im Lichtschein seiner Leselampe saß, wie auf einer kleinen, gelben Insel im endlosen Schwarz des Alls, war er der erste Mensch seit tausendfünfhundert Jahren, der wusste, was – wer – sie waren.
    »Morrigan«, sagte Anton ohne den leisesten Anflug von Furcht in der Stimme. Er legte sein Buch weg, ohne ein Lesezeichen hineinzulegen. Er nahm die Brille ab und putzte sie an seinem Flanellhemd, dann setzte er sie wieder auf, damit ihm kein Detail entging. Im Augenblick waren sie kaum mehr als ein blauschwarzer Schimmer, der durch den dunklen Laden schwebte, und doch konnte er sie sehen. Sie blieben stehen, als er sprach. Eine von ihnen fauchte, nicht das Fauchen einer Katze, sondern lang und gleichmäßig – eher so ein Zischen, wenn dein Schlauchboot Luft verliert, das Boot, das allein noch zwischen dir und den dunklen Fluten voller Haie ist, das Zischen deines Lebens, das durch die Nähte entweicht.
    »Ich dachte mir schon, dass vielleicht was passiert«, sagte Anton jetzt doch etwas nervös. »Bei all den Anzeichen und der Prophezeiung des Luminatus wusste ich, dass etwas vor sich geht, aber ich dachte nicht, dass ihr es sein würdet – persönlich, sozusagen. Das ist aufregend.«
    »Ein Verehrer?«, sagte Nemain.
    »Ein Fan«, sagte Babd.
    »Eine Opfergabe«, sagte Macha.
    Sie stellten sich um ihn herum, außerhalb des Lichtkreises.
    »Ich habe die Seelenschiffchen woanders deponiert«, sagte Anton. »Ich dachte mir schon, dass den anderen was zugestoßen ist.«
    »Oooh, bist du enttäuscht, dass du nicht der Erste bist?«, fragte Babd.
    »Es wird wie beim ersten Mal sein, Schnuckelchen«, sagte Nemain. »Für dich jedenfalls.« Sie kicherte.
    Anton griff unter seinen Tresen und drückte einen Knopf. Stählerne Rollläden rasselten vor dem Schaufenster und der Tür herab.
    »Hast du Angst, dass wir dir entkommen, Schildkrötenmann?«, sagte Macha. »Findet ihr nicht auch, dass er wie eine Schildkröte aussieht?«
    »Oh, ich weiß, dass die Rollläden euch nicht aufhalten können. Dazu sind sie auch nicht da. In den Büchern steht, dass ihr unsterblich seid, aber ich vermute, das entspricht nicht ganz der Wahrheit. Es gibt zu viele Geschichten von Kriegern, die euch verwundet haben und dann mitansehen mussten, wie ihr euch auf dem Schlachtfeld selbst geheilt habt.«
    »Uns wird es auch noch zehntausend Jahre nach deinem Tod geben, der – wie ich hinzufügen möchte – sehr bald schon kommen wird«, sagte Nemain. »Die Seelen, Schildkrötenmann. Wo hast du sie versteckt?« Sie reckte ihre Klauen bis in den Lichtschein von Antons Leselampe. Gift tropfte von den Spitzen und zischte, als es auf den Boden fiel.
    »Du musst Nemain sein«, sagte Anton. Die Morrigan lächelte. Er konnte ihre Zähne in der Dunkelheit erkennen.
    Anton spürte, wie ein sonderbarer Friede über ihn kam. Seit dreißig Jahren hatte er sich – auf die eine oder andere Weise – auf diesen Augenblick vorbereitet. Was sagten die Buddhisten noch? Nur wenn du für den Tod bereit bist, wirst du wirklich leben. Konnte man sich besser vorbereiten, als dreißig Jahre lang Seelen zu sammeln und zuzusehen, wie Menschen starben? Unter dem Tresen schraubte er vorsichtig eine Stahlkappe ab, unter der sich ein roter Knopf verbarg. »Vor ein paar Monaten habe ich vier Lautsprecher im Laden installiert. Ihr könnt sie bestimmt sehen, selbst wenn es für mich zu dunkel ist«, sagte Anton.
    »Die Seelen!«, bellte Macha. »Wo?«
    »Natürlich wusste ich nicht, dass ihr persönlich kommen würdet. Ich dachte, es wären vielleicht diese kleinen Wesen, die ich hier in der Gegend gesehen habe. Aber ich denke, nichtsdestotrotz wird euch die Musik gefallen.«
    Die Morrigan sahen einander an.
    Macha knurrte. »Wer sagt denn heute noch ›nichtsdestotrotz‹?«
    »Er faselt nur«, sagte Babd. »Foltern wir ihn! Hack ihm die Augen aus, Nemain! «
    »Wisst ihr noch, wie ein Claymore aussieht?«, fragte Anton. »Ein Bidenhander, ein

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