Ein Todsicherer Job
sicher Ihre Freude daran haben, wenn er Sie morgens weckt«, sagte Ray und händigte den Wecker dieser Frau aus, die seine Königin sein würde.
»Ich danke Ihnen vielmals«, sagte die liebreizende, brünette Herrscherin auf dem Planeten Ray.
»Ach, übrigens...«, fügte Ray hinzu. »Sie waren schon öfter hier im Laden, und ich habe mich gefragt, na ja... weil ich manchmal eben neugierig bin, also: Wie heißen Sie?«
»Audrey. «
»Hi, Audrey. Ich bin Ray.«
»Nett, Sie kennen zu lernen, Ray. Jetzt muss ich aber wirklich. Bis zum nächsten Mal. « Sie winkte über ihre Schulter und ging zur Tür hinaus.
Ray und Lily sahen ihr nach.
»Hübscher Arsch«, sagte Lily.
»Sie hat meinen Namen gesagt«, sagte Ray.
»Sie ist etwas – ich weiß nicht – zu unvirtuell für dich.«
Ray wandte sich zu seiner Schicksalsgöttin Lily um. »Pass auf den Laden auf. Ich muss kurz weg.«
»Wozu?«
»Ich muss ihr nachgehen und rausfinden, wer sie ist.« Ray fing an, sein Zeug zusammenzusammeln – Handy, Schlüssel, Baseballkappe.
»Ja, das wird dir gut tun, Ray.«
»Sag Charlie, ich... sag Charlie nichts.«
»Okay. Dann kann ich also die UGLY-Website schließen?« »Wovon redest du?«
Lily trat vom Bildschirm zurück und deutete auf die Buchstaben, während sie laut las: » Ukrainian Girls Loving You –U-G-L-Y. Ugly – Hässlich.« Lily lächelte keck und selbstzufrieden wie eines dieser Mädchen, die immer den Buchstabierwettbewerb in der dritten Klasse gewinnen. Wer hat sie nicht gehasst?
Ray konnte es nicht fassen. Die kleinen Mädchen übten sich nicht mal mehr in falscher Bescheidenheit. »Keine Zeit«, sagte er. »Muss los.« Er rannte zur Tür hinaus, die Mason Street hinauf, der liebreizenden, mitfühlenden Audrey nach.
Rivera war hinauf zum Cliff House Restaurant mit Ausblick auf die Seehundfelsen gefahren und zwang Charlie, ihm einen Drink zu spendieren, während sie die Surfer unten am Strand beobachteten. Rivera war kein morbider Mann, aber er wusste, wenn er nur oft genug hierher käme, würde er irgendwann sehen, wie ein Surfer mit einem Weißen Hai zusammentraf. Tatsächlich hoffte er inständig, dass es passierte, denn sonst wäre die Welt doch ohne Sinn und Zweck, dann gäbe es keine Gerechtigkeit und das Leben wäre nur noch ein wirres Chaosknäuel. Tausende von Seehunden im Wasser und auf den Felsen – die Hauptnahrungsquelle eines Weißen Hais – und Hunderte von Surfern im Wasser, gekleidet wie Seehunde... also: Wenn es auf der Welt mit rechten Dingen zuging, würde es irgendwann geschehen.
»Ich habe Ihnen nie geglaubt, dass Sie der Tod sind, Mr. Asher, aber da ich mir nicht erklären konnte, was da in dieser Gasse los war, und ich es auch lieber gar nicht wissen wollte, habe ich die Sache etwas schleifen lassen.«
»Das weiß ich zu schätzen«, sagte Charlie, der sich unbehaglich fühlte, weil er seinen Wein, mit Handschellen gefesselt, trinken musste. Sein Gesicht war rot wie ein Liebesapfel, versengt vom Pfefferspray. »Ist das normal beim Verhör?«
»Nein«, sagte Rivera. »Normalerweise zahlt die Stadt, aber ich werde den Richter bitten, die Drinks von Ihrer Strafe abzuziehen.«
»Super. Danke«, sagte Charlie. »Sie dürfen mich Charlie nennen.«
»Okay, und Sie dürfen mich Inspector Rivera nennen. Also: Die alte Dame mit einem Stein zu erschlagen... was genau haben Sie sich dabei gedacht?«
»Brauche ich einen Anwalt?«
»Nein, nein, kein Problem, die Bar ist voller Zeugen.« Früher war Rivera ein hyperkorrekter Cop gewesen. Das war allerdings, bevor die Dämonen kamen, die Rieseneulen, der Bankrott, die Eisbären, die Vampire, die Scheidung und dieses Frauenviech mit Säbelklauen, das sich in einen Vogel verwandelt hatte. Heutzutage war er nicht mehr ganz so korrekt.
»In diesem Fall dachte ich, man könnte mich nicht sehen«, sagte Charlie.
»Weil Sie unsichtbar waren?«
»Nicht so ganz. Nur irgendwie nicht zu bemerken.«
»Also, das will ich Ihnen gern zugestehen, aber ich finde nicht, dass es Grund genug ist, einer netten Oma den Schädel einzuschlagen.«
»Das können Sie nicht beweisen«, sagte Charlie.
»Selbstverständlich kann ich das«, sagte Rivera und hob sein Glas, um der Kellnerin zu zeigen, dass er noch einen Glenfiddich auf Eis brauchte. »Ich hab doch die Fotos von ihren Enkeln gesehen. Sie hat sie mir gezeigt, als ich im Haus war.«
»Nein, ich meine, Sie können nicht beweisen, dass ich ihr den Schädel einschlagen wollte.«
»Verstehe«,
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