Ein Todsicherer Job
Aber ich weigerte mich, das Ritual durchzuführen, weil mir bewusst wurde, dass ich diesen Leuten nicht half, sondern sie im Grunde nur in ihrer spirituellen Entwicklung behinderte und sie daraufhin – na ja – mehr oder weniger Freaks wurden.«
»Verständlich«, sagte Charlie.
»Ich konnte meinen Brüdern nicht erklären, was vor sich ging. Also bin ich bei Nacht und Nebel weggelaufen. So wurde ich Nonne in einem Buddhistischen Zentrum in Berkeley. Damals habe ich zum ersten Mal eine menschliche Seele in einem leblosen Objekt gesehen, als ich in einem Musikladen an der Castro Street war. Bei Ihnen, Mr. Fresh.«
»Ich wusste, dass Sie es waren«, sagte Minty. »Ich habe Asher von Ihnen erzählt.«
»Das hat er«, sagte Charlie. »Er hat gesagt, sie seien ausgesprochen attraktiv.«
»Hab ich nicht gesagt«, sagte Minty.
»Hat er wohl. ›Hübsche Augen‹ waren seine Worte«, insistierte Charlie. »Erzählen Sie weiter.«
»Es gab keinen Zweifel. Das Leuchten in der CD war genau wie das, was ich bei Menschen spüren konnte, die eine Seele hatten. Ich muss wohl nicht erst erwähnen, dass ich fast ausgeflippt bin.«
»Müssen Sie nicht«, sagte Charlie. »Ich hatte ein ähnliches Erlebnis.«
Audrey nickte. »Wissen Sie, ich wollte das alles mit meinem Meister im Zentrum besprechen, reinen Tisch machen mit allem, was ich in Tibet gelernt hatte. Ich wollte die Schriftrollen jemandem übergeben, der vielleicht begriff, was mit den Seelen in diesen Gegenständen geschah, aber nach ein paar Monaten kam die Nachricht aus Tibet, ich sei unter rätselhaften Umständen verschwunden. Ich weiß nicht, was man denen erzählt hat, aber ich wurde gebeten, das Zentrum zu verlassen.«
»Also haben sie sich eine Bande aus gruseligen, kleinen Gesellen gebastelt und sind hierher gezogen«, sagte Minty Fresh. »Das ist nett. Dann können Sie mich jetzt losbinden, und ich mach mich auf den Weg.«
»Fresh, wenn Sie so freundlich wären, Audrey ausreden zu lassen... Bestimmt gibt es einen absolut harmlosen Grund dafür, dass sie sich mit einer Bande gruseliger, kleiner Gesellen umgibt.«
Audrey ignorierte die beiden. »Ich habe einen Job als Kostümbildnerin gefunden. Diese blasierten Theaterleute können einen schnell wieder auf den harten Boden der Wirklichkeit zurückholen. Ich habe versucht, alles zu vergessen, was ich in Tibet getrieben hatte, und mich auf meine Arbeit zu konzentrieren, mich von meiner Kreativität lenken zu lassen. Ich konnte mir keine originalgroßen Kostüme leisten, also begann ich, kleinere Versionen zu entwerfen. In einem Trödelladen in Mission habe ich eine Sammlung ausgestopfter Eichhörnchen erstanden. Sie wurden meine ersten Modelle. Später habe ich welche aus anderen Tierpräparaten gebastelt, habe sie vermischt und passend gemacht. Schon damals habe ich sie ›Hörnchenmenschen‹ genannt. Viele haben Vogelbeine, Huhn und Ente, weil ich die in Chinatown kaufen konnte, neben Taubenköpfen und... na ja, in Chinatown kriegt man viele tote Tiere.«
»Was Sie nicht sagen«, sagte Charlie. »Ich wohne einen Block vom Haifischteileladen. Hab aber nie versucht, aus den Teilen einen Hai zu basteln. Würde bestimmt Spaß machen.«
»Ihr seid doch irgendwie krank«, sagte Minty. »Alle beide. Das wisst ihr, oder? Mit toten Tieren rumzuhantieren...«
Charlie und Audrey zogen ihre Augenbrauen hoch. Eine Kreatur mit Hundeschädelgesicht und blauem Kimono sah Minty kritisch aus der Augenhöhle an und hätte bestimmt auch die Augenbrauen hochgezogen, wenn sie welche gehabt hätte.
»Na gut, erzählen Sie weiter«, sagte Minty und machte eine Geste mit seiner freien Hand. »Hab schon verstanden.«
Audrey seufzte. »Also war ich in sämtlichen Trödelläden der Stadt und habe alles Mögliche gesucht, von Knöpfen bis zu Händen. Und in mindestens acht Läden fand ich diese Seelendinger, in allen Läden gesondert ausgestellt. Mir wurde klar, dass ich nicht die Einzige war, die das Leuchten sehen konnte. Irgendwer verbannte diese Seelen in die Gegenstände. So erfuhr ich dann von Ihnen, meine Herren, was auch immer Sie sein mögen. Ich musste diese Seelen an mich nehmen. Also habe ich sie gekauft. Ich wollte, dass sie zu ihrer nächsten Wiedergeburt weiterzogen, wusste aber nicht, wie. Ich wollte schon das P ’ howa der machtvollen Projektion anwenden und jemandem, von dem ich sehen konnte, dass er seelenlos war, eine Seele aufzwingen, aber der Vorgang braucht seine Zeit. Was sollte ich mit den Leuten
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