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Ein Todsicherer Job

Ein Todsicherer Job

Titel: Ein Todsicherer Job Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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dritte Stimme.
    Charlie spürte, wie er am ganzen Körper Gänsehaut bekam, aber er ignorierte sie und bemühte sich, mit ruhiger Stimme zu sprechen.
    »Nun, heute wäre ein guter Tag dafür«, sagte Charlie. »Ich bin ausgeruht, hab in meinem weichen, kuscheligen Bett geschlafen. Besser als die Nacht in einem Abflussrohr oder so was zu verbringen.«
    »Arschloch!« Ein fauchender Frauenchor.
    »Tja, wir sprechen uns an der nächsten Kreuzung.«
    Er spazierte den Block hinauf nach Chinatown, schritt schwungvoll, den Stock in der Hand, den Bürgersteig entlang, hatte sich den Anzug im leichten Kleidersack über die Schulter geworfen. Er versuchte, zu pfeifen, wollte es aber nicht übertreiben. Sie waren bereits unter der nächsten Ecke, als er ankam.
    »Ich werde deinem Baby die Seele rauslutschen, wo es am weichsten ist, und dich zwingen, zuzusehen, Frischfleisch.«
    »Ach, wie nett!«, sagte Charlie, biss die Zähne zusammen und gab sich alle Mühe, nicht so entsetzt zu klingen, wie er war. »Sie kann schon ganz gut krabbeln, also denk daran, dass du morgens auch ordentlich frühstückst, denn wahrscheinlich wird sie dir ihren kleinen Gummilöffel in den Arsch schieben.«
    Man hörte böses Kreischen aus dem Gully, dann harsches, fauchendes Geplapper. »Das darf er doch nicht sagen, oder? Darf er so was sagen? Weiß er, wer wir sind?«
    »Am Ende vom Block bieg ich links ab. Wir sehen uns. «
    Ein junger Chinese im Hip-Hop-Outfit starrte Charlie an und trat eilig beiseite, um sich nicht mit dem Wahnsinn anzustecken, der diesen gut gekleidete Lo pak ergriffen hatte. Charlie tippte an sein Ohr und sagte: »Handy-Headset.«
    Der Hiphopper nickte kurz, als wüsste er Bescheid, und auch wenn es anders aussah, war er keineswegs angetörnt, hatte allerdings voll cool wie ein fettes Faultier abgehangen, also geh mir aus der Sonne, Bleichgesicht! Er ging bei Rot über die Straße und lahmte etwas unter der Last des Subtextes.
    Charlie betrat die chemische Reinigung Golden Dragon , und der Mann hinter dem Tresen, Mr. Hu, den Charlie kannte, seit er acht Jahre alt war, begrüßte ihn mit überschwänglichem, warmherzigem Zucken seiner linken Augenbraue, was seine übliche Begrüßung und für Charlie ein guter Indikator dafür war, dass der alte Mann noch lebte. Es qualmte am Ende einer langen, schwarzen Zigarettenspitze, die zwischen Mr. Hus Zahnprothesen klemmte.
    »Guten Morgen, Mr. Hu«, sagte Charlie. »Schöner Tag, was?« »Anzug?«, sagte Mr. Hu mit Blick auf den Anzug, der über Charlies Schulter hing.
    »Ja, heute nur der eine hier«, sagte Charlie. Bessere Ware brachte er immer zum Reinigen ins Golden Dragon , und in den letzten Monaten hatte er für Mr. Hu reichlich zu tun gehabt, bei den vielen Kleidern, die er aus Nachlässen hereinbekam. Er ließ auch seine Änderungen dort vornehmen, denn Mr. Hu galt als bester dreifingriger Schneider der Westküste, wenn nicht der ganzen Welt. In Chinatown war er als Drei-Finger-Hu bekannt, obwohl er eigentlich acht Finger hatte und ihm nur die beiden Kleineren an der rechten Hand fehlten.
    »Schneider?«, fragte Hu.
    »Nein, vielen Dank«, sagte Charlie. »Der ist zum Verkauf, nicht für mich.«
    Hu nahm Charlie den Anzug aus der Hand, versah ihn mit einem Schildchen, dann rief er: »Ein Anzug für den Weißen Teufel!« auf Mandarin, und eine seiner Enkelinnen kam von hinten angelaufen, schnappte sich den Anzug und war durch den Vorhang verschwunden, bevor er ihr Gesicht sehen konnte. »Ein Anzug für den Weißen Teufel«, wiederholte sie für jemanden dort hinten.
    »Mittwoch«, sagte Drei-Finger-Hu. Er händigte Charlie den Zettel aus.
    »Noch was«, sagte Charlie.
    »Okay, Dienstag«, sagte Hu, »aber kein Rabatt.«
    »Nein, Mr. Hu. Ich weiß, es ist schon lange her, seit ich deshalb bei Ihnen war, aber ich habe mich gefragt, ob Sie wohl Ihr anderes Geschäft auch noch betreiben...«
    Mr. Hu kniff ein Auge zu und sah Charlie eine volle Minute lang an, bis er antwortete. Als er es tat, sagte er: »Komm«, dann verschwand er hinter dem Vorhang und ließ eine Wolke von Zigarettenqualm zurück.
    Charlie folgte ihm nach hinten, durch eine lärmende, dampfende Hölle aus Chemikalien, Bügeleisen und einem Dutzend huschender Angestellter in ein winziges Büro aus Sperrholz- wänden, dessen Tür Hu hinter sich verriegelte, damit sie ihr Geschäft abwickeln konnten, wie zuletzt vor zwanzig Jahren.
     
    Als Drei-Finger-Hu Charlie Asher zum ersten Mal durch die Hinterzimmerhölle des

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