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Ein Todsicherer Job

Ein Todsicherer Job

Titel: Ein Todsicherer Job Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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musste, schwor er sich, beim nächsten Mal robustere Spielgefährten für sein kleines Mädchen aufzutreiben. Eines Nachmittags verließ er die Zoohandlung mit einem Pärchen stämmiger Hamster im Karton, als er Lily traf, die gerade auf dem Weg zu einem Coffeeshop oben an der Van Ness war, wo sie sich mit ihrer Freundin Abby zum Extrem-Grübeln bei einem Schälchen Caffelatte treffen wollte.
    »Hey, Lily, wie geht’s?« Charlie versuchte, sachlich zu klingen, musste aber feststellen, dass es die Unbeholfenheit, die seit ein paar Monaten zwischen ihm und Lily herrschte, keineswegs linderte, wenn sie ihn mit Nagetieren in einer Plastikkiste auf der Straße antraf.
    »Hübsche Rennmäuse«, sagte Lily. Sie trug einen karierten Rock, wie er ihn von katholischen Schulmädchen kannte, mit schwarzer Strumpfhose und Doc Martens, dazu ein enges, schwarzes PVC-Bustier, aus dem oben blasse Lilienknospen zu quellen drohten, wie eine Brötchenteigdose, die man am Küchentresen aufgeschlagen hatte. Die Haarfarbe du jour war »Fuchsie« mit violettem Lidschatten, passend zu ihren violetten, ellenbogenlangen Spitzenhandschuhen. Sie drehte sich auf der Straße um, und als sie niemanden sah, den sie kannte, spazierte sie ein Stück mit Charlie.
    »Es sind keine Mäuse, es sind Hamster«, sagte Charlie.
    »Asher, könnte es sein, dass du mir was verheimlichst?« Sie neigte ihren Kopf ein wenig, ohne ihn anzusehen, und starrte immer stur geradeaus. Hätte jemand sie Seite an Seite mit Charlie gesehen, wäre sie gezwungen gewesen, Harakiri zu begehen.
    »Meine Güte, Lily, die sind für Sophie!«, sagte Charlie. »Ihre Fische sind tot, also bringe ich ihr ein paar neue Haustiere mit. Außerdem ist diese Sache mit den Wüstenrennmäusen doch wohl eher einer dieser urbanen Mythen...«
    »Ich meinte, dass du der Tod bist«, sagte Lily.
    Fast ließ Charlie seine Hamster fallen. »Bitte?«
    »Es ist so ungerecht...«, fuhr Lily fort und lief weiter, obwohl Charlie stehen geblieben war, so dass er jetzt rennen musste, um sie einzuholen. »...so ungerecht, dass du auserwählt wurdest. Von allen Enttäuschungen des Lebens ist das wohl die Krönung.«
    »Du bist sechzehn«, sagte Charlie, der fast ins Stolpern kam, als er hörte, wie nüchtern sie darüber sprach.
    »Komm mir bloß nicht damit, Asher. Ich bin nur noch zwei Monate sechzehn. Und dann? Ein Augenzwinkern später ist meine Schönheit nur noch Futter für die Würmer, und ich bin nicht mehr als ein vergessener Seufzer in einem Meer aus Nichts.«
    »Du hast in zwei Monaten Geburtstag? Da müssen wir dir einen hübschen Kuchen besorgen«, sagte Charlie.
    »Wechsel nicht das Thema, Asher. Ich weiß alles über dich und das, was du mit dem Tod zu tun hast.«
    Wieder blieb Charlie stehen und starrte sie an. Diesmal blieb auch sie stehen. »Lily, ich weiß, ich benehme mich etwas sonderbar, seit Rachel tot ist, und es tut mir leid, dass du meinetwegen in der Schule Ärger hast, aber es liegt nur daran, dass ich mit allem fertig werden muss, mit dem Baby, mit dem Laden. Der Stress macht mich völlig...«
    »Ich habe Das Große Bunte Buch des Todes «, sagte Lily. Sie fing Charlies Hamster auf, als sie ihm entglitten. »Ich weiß über die Seelenschiffchen Bescheid, über die finsteren Mächte, die aus der Tiefe kommen, wenn du es vermasselst, das ganze Zeug... alles. Ich glaube, ich weiß es schon länger als du. «
    Charlie wusste nicht, was er sagen sollte. Er spürte gleichzeitig Panik und Erleichterung – Panik, weil Lily Bescheid wusste, aber auch Erleichterung darüber, dass wenigstens irgendjemand es wusste und es glaubte und das Buch tatsächlich gesehen hatte. Das Buch!
    »Lily, hast du das Buch noch?«
    »Es liegt im Laden. Ich habe es hinten im Glasschrank versteckt, wo du die wertvollen Sachen aufbewahrst, die kein Mensch kaufen will.«
    »Niemand wirft je einen Blick in diesen Schrank.«
    »Ob ich es vielleicht deshalb dahin gelegt habe? Ich dachte, wenn du es irgendwann findest, sage ich, dass es schon immer da war.«
    »Ich muss los.« Er drehte sich um, merkte aber, dass sie bereits in die richtige Richtung nach Hause gelaufen waren, und kehrte wieder um. »Wo willst du hin?«
    »Kaffee trinken.«
    »Ich bring dich.«
    »Das wirst du nicht tun.« Lily sah sich wieder um, fürchtete, jemand könnte sie sehen.
    »Aber, Lily, ich bin der Tod. Da müsste ich doch wenigstens ansatzweise cool sein.«
    »Ja, sollte man meinen, aber dann stellt sich raus, dass du es fertig gebracht

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