Ein Todsicherer Job
lag eingerollt an ihrer Schulter und schlief.
Als Charlie eintrat, sagte Madeline. »Hallo, mein Junge.«
Abrupt blieb er stehen. Sie sah ihn an, mit kristallblauen Augen und einem Lächeln im Gesicht. Hatte der Boden geknarrt? War er irgendwo angestoßen?
»Was machst du denn da, Junge?« Sie kicherte.
»Wen siehst du, Maddy?«, fragte die Freundin. Sie folgte Madelines Blick, sah jedoch durch Charlie hindurch.
»Einen Jungen. Da drüben.«
»Okay, Maddy. Möchtest du etwas Wasser?« Die Freundin nahm eine Schnabeltasse vom Nachtschränkchen.
»Nein. Aber sag ihm, er soll herkommen. Komm doch rein, Junge.« Madeline schob ihre Arme unter der Decke hervor und bewegte ihre Hände, als nähte sie, als stickte sie etwas in der Luft.
»Ich sollte lieber gehen«, sagte die Freundin, »damit du dich ausruhen kannst.« Sie sah zu der Schwester hinüber, die über ihre Lesebrille blickte und sanft lächelte. Die einzige Expertin im Haus erteilte Erlaubnis.
Die Freundin stand auf und gab Madeline Alby einen Kuss auf die Stirn. Madeline hörte einen Moment lang auf zu sticken, schloss die Augen und beugte sich dem Kuss entgegen wie ein junges Mädchen. Die Freundin drückte ihre Hand und sagte: »Auf Wiedersehen, Maddy. «
Charlie trat zur Seite und ließ die Frau vorbei. Dass sie schluchzte, sah er an ihren Schultern, als sie hinausging.
»Hey, Junge«, sagte Madeline, »komm her und setz dich.« Sie unterbrach ihre Stickerei, um Charlie in die Augen zu sehen. Ihm standen die Haare zu Berge. Er sah zu der Schwester hinüber, die von ihrem Buch aufblickte und dann weiterlas. Charlie deutete auf sich selbst.
»Ja, du«, sagte Madeline.
Charlie war in Panik. Sie konnte ihn sehen, die Schwester aber nicht – so zumindest schien es.
Die Armbanduhr der Schwester piepte, und Madeline nahm den kleinen Hund und hielt ihn an ihr Ohr. »Hallo? Hi, wie geht es dir?« Sie sah Charlie an. »Es ist meine älteste Tochter.« Auch der kleine Hund sah zu Charlie auf, mit deutlichem »Rette mich«-Blick in den Augen.
»Es wird Zeit, für Ihre Medikamente, Madeline«, sagte die Schwester.
»Ich bin am Telefon«, sagte Madeline. »Moment mal eben.«
»Okay, ich warte«, sagte die Schwester. Sie nahm ein braunes Fläschchen, füllte die Pipette, prüfte die Dosis und wartete.
»Wiedersehen. Ich hab dich auch lieb«, sagte Madeline. Sie hielt Charlie den kleinen Hund hin. »Wären Sie wohl so freundlich, für mich aufzulegen?« Die Schwester nahm den Hund und setzte ihn neben Madeline aufs Bett.
»Mund auf, Madeline! «, sagte die Schwester. Madeline machte weit auf, und die Schwester tropfte der alten Frau das Medikament in den Mund.
»Hmmmm, Erdbeere«, sagte Madeline.
»Stimmt genau, Erdbeere. Möchten Sie es gern mit etwas Wasser hinunterspülen?« Die Schwester hielt ihr die Schnabeltasse hin.
»Nein, Käse. Ich möchte Käse.«
»Ich könnte Ihnen etwas Käse holen«, sagte die Schwester. »Cheddarkäse.«
»Dann also Cheddar«, sagte die Schwester. »Ich bin gleich wieder da. « Sie stopfte die Decke um Madeline fest und ging hinaus.
Die alte Frau sah Charlie an. »Kannst du sprechen, jetzt, wo sie draußen ist?«
Charlie zuckte mit den Schultern und sah sich in alle Richtungen um, die Hand vor dem Mund wie jemand, der nicht wusste, wohin er einen ganzen Mund voll verdorbener Meeresfrüchte spucken sollte.
»Kasper nicht so herum, Junge«, sagte Madeline. »Das tut man doch nicht.«
Charlie seufzte schwer. Was hatte er noch zu verlieren? Sie konnte ihn sehen. »Hallo, Madeline. Ich bin Charlie.«
»Den Namen ›Charlie‹ mochte ich schon immer«, sagte Madeline. »Wie kommt es, dass Sally dich nicht sehen kann?«
»Sie sind momentan die Einzige, die mich sieht«, sagte Charlie.
»Weil ich im Sterben liege?«
»Ich glaube schon.«
»Okay. Du bist ein hübscher Bengel, weißt du das?« »Danke. Sie sind aber auch nicht übel.«
»Ich habe Angst, Charlie. Es tut nicht weh. Früher hatte ich Angst, dass es wehtun würde, aber jetzt fürchte ich mich vor dem, was kommt.«
Charlie setzte sich auf den Stuhl neben ihrem Bett. »Ich glaube, deshalb bin ich hier, Madeline. Sie brauchen keine Angst zu haben.«
»Ich habe viel Brandy getrunken, Charlie. Deshalb ist es so weit gekommen.«
»Maddy... darf ich Sie Maddy nennen?«
»Aber ja, Kleiner. Wir sind doch Freunde.«
»Ja, das sind wir. Maddy, es wäre so oder so passiert. Sie haben keine Schuld daran.«
»Das ist gut.«
»Maddy, haben Sie was für
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