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Ein Todsicherer Job

Ein Todsicherer Job

Titel: Ein Todsicherer Job Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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aß, als wäre es das erste und beste Mal in ihrem Leben, war ihm bewusst geworden, dass er noch nie wirklich Käse so genossen hatte, und auch keine Kräcker, und auch nicht das Leben. Und er wollte nicht, dass seine Tochter so lebte. Am Abend vorher hatte sie ihr eigenes Zimmer bekommen, das Schlafzimmer, in dem Rachel Wolken und einen lustigen Ballon an die Decke gemalt hatte, der eine lachende Bande von tierischen Freunden in seinem Korb über den Himmel trug. Er hatte nicht gut geschlafen und war in der Nacht fünfmal aufgestanden, um nach ihr zu sehen. Sie schlief ruhig und friedlich, aber er konnte auf ein wenig Schlaf verzichten, wenn Sophie dafür ohne Ängste durchs Leben gehen konnte. Er wollte, dass sie den glorreichen Käse des Lebens kostete.
    Sie schlenderten durch North Beach. Er machte Halt und kaufte einen Kaffee für sich und Apfelsaft für Sophie. Sie teilten sich einen gewaltig großen Erdnussbutterkeks, so dass ihnen ein Schwarm von Tauben den Bürgersteig entlang folgte und sich über die Krümelspur freute, die aus Sophies Karre rieselte. In den Fernsehern der Bars und Cafés lief das Endspiel der Fußballweltmeisterschaft, und die Menschen drängten sich auf den Bürgersteigen bis zur Straße hin, sahen sich das Spiel an, jubelten, johlten, lagen einander in den Armen, fluchten und ritten abwechselnd auf Wogen der Begeisterung und des Entsetzens in der Gesellschaft neuer Freunde aus der ganzen Welt. Sophie jubelte mit den Fußballfans und quiekte vor Freude, wenn sie glücklich waren. Wurden sie enttäuscht – ein Schuss abgeblockt, Chancen vergeben –, war Sophie geradezu erschüttert und suchte ihren Daddy, der alles in Ordnung bringen und die Menschen wieder glücklich machen sollte. Was Daddy auch tat, denn schon Sekunden später jubelte die Menge wieder. Ein großer Deutscher brachte Sophie bei, wie man »Toooooooooooooooooooor!« sang, genauso wie der Ansager, und übte mit ihr, bis sie volle fünf Sekunden halten konnte. Drei Blocks weiter übte sie noch immer, während Charlie den Blicken verdutzter Passanten schulterzuckend begegnete, als wollte er sagen: »Das Kind ist Fußballfan. Was soll man machen?«
    Als es Zeit fürs Mittagsschläfchen wurde, spazierte Charlie durch sein Viertel zum Washington Square Park hinüber, wo die Leute lasen oder einfach im Schatten lagen. Einer spielte Gitarre und sang Bob-Dylan-Songs, sammelte Kleingeld, zwei weiße Rastajungs kickten einen Hacky-Sack herum, und die Menschen erfreuten sich an einem angenehmen, windstillen Sommertag. Charlie sah ein schwarzes Kätzchen, das an der belebten Columbus Avenue aus einer Hecke schlich, offenbar einer wildgewordenen McMuffin-Verpackung auf den Fersen, und zeigte sie Sophie.
    »Guck mal, Sophie, eine Mietzekatze.« Charlie hatte ein schlechtes Gewissen wegen Archie, der Kakerlake. Vielleicht würde er am Nachmittag zur Tierhandlung gehen und Sophie einen neuen Freund besorgen.
    Sophie quietschte vor Freude und zeigte auf die kleine Katze. »Kannst du ›Mietzi‹ sagen?«, fragte Charlie.
    Sophie deutete hinüber und grinste sabbernd.
    »Möchtest du ein Mietzekätzchen? Kannst du ›Mietzi‹ sagen, Sophie?«
    Sophie zeigte auf die Katze. »Mietzi«, sagte sie.
    Das Kätzchen kippte um. Tot.
     
    » Fresh Music «, meldete sich Minty Fresh am Telefon, mit einer Stimme wie ein Baritonsax bei Cool-Jazz-Impressionen.
    »Was soll der Scheiß? Davon haben Sie mir nichts gesagt. Im Buch steht kein Wort davon. Was ist hier eigentlich los?«
    »Sie suchen sicher eine Bücherei oder eine Kirche«, sagte Minty. »Das hier ist ein Plattenladen. Wir beantworten keine philosophischen Fragen.«
    »Hier spricht Charlie Asher. Was haben Sie getan? Was haben Sie mit meiner kleinen Tochter gemacht?«
    Minty runzelte die Stirn und fuhr mit der Hand über seine Kopfhaut. Er hatte am Morgen vergessen, sich zu rasieren. Er hätte wissen sollen, dass irgendwas schief gehen würde. »Charlie, Sie dürfen mich nicht anrufen. Das habe ich Ihnen doch gesagt. Es tut mir leid, wenn Ihrer kleinen Tochter etwas zugestoßen sein sollte, aber ich kann Ihnen versichern...«
    »Sie hat auf ein Kätzchen gezeigt, ›Mietzi‹ gesagt, und das Tier ist umgefallen. Mausetot.«
    »Nun, das ist ein unglücklicher Zufall, Charlie, aber kleine Katzen haben eine ziemlich hohe Sterblichkeitsrate.«
    »Ja, aber dann hat sie auf einen alten Mann gezeigt, der beim Taubenfüttern war, hat ›Mietzi‹ gesagt, und der ist auch tot umgefallen.«
    Minty

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