Ein Todsicherer Job
die Krallen mit voller Wucht über den Schädel zu ziehen. Charlie wollte seinen Arm heben, um den Schlag abzuwehren, doch dann gab es eine Explosion, und ein Teil ihrer Schulter spritzte an die Mauer, was sie herumriss.
Charlie spürte, dass sie seinen Schwanz losließ, und er warf sich auf die Erde. Sie prallte von der Mauer ab, zielte mit beiden Klauen auf sein Gesicht. Wieder gab es eine Explosion, und wieder flog sie rückwärts. Als sie diesmal hochkam, war sie der Straße zugewandt, doch bevor sie zum Sprung bereit war, trafen sie zwei weitere Schüsse in die Brust, und sie kreischte wie tausend brennende Raben.
Fünf Schüsse nacheinander, und sie taumelte rückwärts, wobei sie sich bereits veränderte, ihre Arme länger wurden, ihre Schultern runder. Noch zwei Schüsse, und der nächste Schrei war kaum noch menschlich, eher der eines Riesenraben. Sie erhob sich in die Nacht und ließ Federn hinter sich zurück, verlor eine Flüssigkeit, bei der es sich um Blut handeln mochte, nur dass sie schwarz war.
Charlie kam auf die Beine und torkelte aus der Gasse, dorthin, wo Inspector Alphonse Rivera nach wie vor breitbeinig stand, mit einer 9mm-Beretta in Händen, die in den dunklen Himmel zielte.
»Will ich eigentlich wirklich wissen, was das da eben war?«, sagte Rivera.
»Wahrscheinlich nicht«, sagte Charlie.
»Binden Sie sich Ihre Jacke um die Hüften«, sagte der Cop. Charlie sah an sich herab und merkte, dass seine Jeans völlig zerfetzt war, wie von Rasierklingen.
»Danke«, sagte Charlie.
»Wissen Sie«, sagte Rivera, »das alles wäre zu vermeiden gewesen, wenn Sie – wie alle anderen auch – das Happy End genommen hätten.«
Am nächsten Morgen hörte Janes Freundin Cassie jemanden draußen auf dem Flur und ging zur Tür. Dort stand Charlie, blutverschmiert, voll schwarzem Glibber, und er roch nach Sandelholz und Mandelöl. Er hatte einen Schnitt über dem Ohr, eine blutige Kruste in der Nase, seine Hosen waren vorn zerfetzt, und alles war voll schwarzer Federn.
»Aber Charlie«, sagte sie einigermaßen überrascht, »mir scheint, ich habe dich doch unterschätzt. Wenn du erst mal loslegst, bleibt wohl kein Auge trocken, was?«
»Duschen«, sagte Charlie.
»Daddy! «, rief Sophie aus dem Kinderzimmer. Mit ausgebreiteten Armen kam sie angelaufen, gefolgt von zwei Riesenhunden und einer lesbischen Tante im Herrenanzug. Auf halbem Weg durchs Wohnzimmer sah sie ihren Vater, machte kehrt und rannte heulend vor Entsetzen wieder weg.
Jane blieb am Sofa stehen und starrte ihn an. »Meine Fresse, Chuck! Was hast du denn angestellt? Wolltest du einen Leoparden ficken?«
»So ähnlich«, sagte Charlie. Er taumelte an ihr vorbei durchs Schlafzimmer und direkt ins Bad.
Jane sah Cassandra an, die sich große Mühe gab, dass aus ihrem Lächeln kein Gelächter wurde. »Du wolltest, dass er vor die Tür geht.«
»Hast du ihm das von Mom erzählt?«, fragte Jane.
»Ich dachte, das sollte lieber von dir kommen«, sagte Cassandra.
»Mann, Schießeisen sind so was von scheiße, das kann ich euch sagen«, meinte Babd, die jüngst ihren Auftritt als Todesdiva im Oben gehabt hatte. »Klar, von hier unten sehen sie gut aus, aber aus der Nähe – laut, unpersönlich – ich würde immer eine Streitaxt oder einen Knüppel vorziehen.«
»Ich steh auch auf Knüppel«, sagte Macha, deren Klauen in Madison McKernys Kopf steckten, so dass sie den Mund wie bei einer Handpuppe bewegen konnte.
»Du bist selbst schuld«, schimpfte Nemain. In der Hand hielt sie eines von Madison McKernys Silikonimplantaten, an dem noch Fickpuppenblut klebte, und hielt es an Babds Wunden, um sie damit zu heilen. Während das schwarze Fleisch regenerierte, wurde das rote Leuchten des Implantates immer matter. »Wir vergeuden die Kräfte, die darin stecken. Und das, wo wir Jahre auf eine Seele gewartet haben...«
Babd seufzte. »Wahrscheinlich war es im Nachhinein keine so tolle Idee, ihm einen runterzuholen.«
»Wahrscheinlich war es im Nachhinein keine so tolle Idee, ihm einen runterzuholen«, äffte Machas Handpuppe sie nach.
»Das habe ich auf den Schlachtfeldern des Nordens bestimmt zehntausend Mal gemacht«, sagte Babd. »Ein letzter Wichs für den sterbenden Krieger schien mir einfach das Mindeste zu sein, was ich für ihn tun konnte. Und ich kann es besonders gut. Man braucht eine kräftige Hand, damit ein Soldat hart bleibt, wenn ihm die Eingeweide durch die Finger rinnen.«
»Sie ist wirklich gut«,
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