Ein toedlicher Plan
hin und her eilten.
Sebastian war immer noch nervös. »Zwei Kir Royal«, bestellte er mit einem flüchtigen Blick zu Taylor. »Und seien Sie sparsam mit dem Cassis.« Als der Kellner fort war, sagte er: »Wohin man auch kommt, die Großkopfeten sind schon da.« Sie wusste erst nicht, was er meinte, doch da zeigte er schon auf einen Paley, einen Zeckendorf, einen Rockefeller und andere Mitglieder milliardenschwerer Familien. Übergangslos erzählte er ihr, wie es ihm heute ergangen war. Die Geschichte langweilte Taylor, und sie hörte nur mit halbem Ohr hin.
Andere Gedanken beschäftigten sie.
Der Oberkellner, den Sebastian mit Namen anredete, blieb in der Nähe des Tisches, so als hielte ihn eine Angelschnur hier fest. Er zählte mit einem Akzent, den er sich aus französischen und ungarischen Brocken selbst zusammengebastelt haben musste, die Spezialitäten des Tages auf. Sebastian bestellte wie schon zuvor für sie beide. »Gänseleberpastete als Vorspeise, mit einer Extraportion Toast, dann Arugula mit Cilantro und Brust von Freilandhühnern auf Lingonbeeren. Dazu eine Flasche 56er Bin. Und fangen Sie schon mal an, ein paar Grand-Marnier-Soufflés vorzubereiten. Ist das okay, Taylor?«
»Äh … ja.«
»Sie sind doch nicht allergisch gegen Hühnerbrust, oder?«
»Nein, das hört sich alles großartig an, Thom.«
Und wieder sprudelte er los: über den Deal, an dem er gerade mit Bill Stanley arbeitete, über Football und über ein paar Vorstellungsgespräche, die recht viel versprechend verlaufen waren. Bosk oder Callaghan erwähnte er nicht ein einziges Mal.
Taylor nippte an ihrem leicht roten Champagner, legte den Kopf schief und fragte sich, ob sie dem Mann gegenübersaß, der versucht hatte, sie zu töten.
Nein, er machte nicht diesen Eindruck auf sie. Es war nicht etwa so, dass sie glauben wollte, er sei unschuldig, sie traute ihm einfach nicht die nötige Abgebrühtheit zu, sich mit dem Menschen an einen Tisch zu setzen, den er noch vor kurzem von der Straße gedrängt hatte. Einer wie Wendall Clayton kam da schon eher infrage. Oder auch Ralph Dudley – ein Mann, der ein solches Geheimnis wie das um Junie mit sich herumschleppte, war, wenn er sich zu sehr bedrängt fühlte, zu allem fähig. Und diese Eigenschaft fehlte Sebastian. Vielleicht wirkte er aber auch nur so harmlos. Und genau das war Taylors Problem. Sie vermochte es ihm nicht anzusehen. Warum besaß sie nicht einen so brillanten Verstand wie Mitchell? Warum konnte sie nicht wie er alles genau beobachten und dann daraus die richtigen Schlüsse ziehen? Es kam ihr so vor, als trüge Sebastian eine Maske von der Art, wie ihr Vater die Toten zurechtgemacht hatte. Ja, sie ahnte nicht einmal, was sich dahinter verbarg. Spielte er ihr nur etwas vor? Warum war er so aufgekratzt? Taylor studierte jeden seiner Blicke, jedes Lachen, jede Bewegung seiner dicken Finger, und doch entdeckte sie nichts dahinter.
Die Worte strömten wie ein endloser Schwall an ihr vorbei, angetrieben von der Hyperaktivität seiner Nerven, die vielleicht noch durch die Einnahme irgendeiner Droge verstärkt worden war. »Lake Forest … die verdammten Great Lakes … Studentenverbindungen … PiEpsilonAlphaSigma … Die juristische Fakultät … ein Bär …«
Taylor aß von der in Butter geschwenkten Leber und ließ Sebastian weiterhin nicht aus den Augen, der Männern oder Frauen an den Nachbartischen zuwinkte und etwas zu überschwänglich die Kellner herbeirief. Er kam ihr vor wie ein armer Junge, der unerwartet zu Reichtum gelangt war. Sie hörte zu und beobachtete, und immer wieder kehrten ihre Gedanken daran zurück, dass sie die magischen Worte kannte, mit denen sie in Sebastians Wohnung gelangen würde. Sehr einfache Worte: Ich will dich, Thom.
Das hatte natürlich nichts mit Liebe zu tun. Aber was hatte man sich in Zeiten wie diesen schon unter Liebe vorzustellen? Nein, die einzige Frage lautete: Konnte sie um Mitchells willen mit Sebastian schlafen?
»… Ich treffe mich also mit diesen Typen in Litchfield, Newport … Mein Vater hat elektronische Setzmaschinen vertrieben … Vororte … Meine Schwester ist verheiratet … arbeitet als Krankenschwester … fürchtete sich vor der großen Stadt … Können Sie sich das vorstellen, Taylor?«
Sie reagierte darauf mit einer allgemeinen Antwort. »Ist ja nicht zu fassen.« Und sie hatte Glück, er nickte heftig.
Er würde ihr zu nahe kommen. Schließlich hatte er ihr das oft genug angedroht. Dann war mit einem
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