Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ein toedlicher Plan

Titel: Ein toedlicher Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Deaver
Vom Netzwerk:
Händen und rollte es langsam.
    »Nein, sie sind nicht unsere Feinde. Clayton hat sie lediglich unter Druck gesetzt. Wenn ich noch ein junger Mann wäre, hätte ich sicher auch für ihn gestimmt.«
    Stanley lehnte sich in seinem Sessel zurück und nahm einen Schluck.
    »In den nächsten Monaten wird es hier zu einer größeren Völkerwanderung kommen, Bill. Du, ich, Lamar, Ralph Dudley, die ganze alte Garde tritt ab. Wendall wird keine Zeit vergeuden. Wie ein Blitz wird er in die Kanzlei einschlagen.«
    »Sagen wir lieber, er wird uns wie ein Blitzkrieg überrennen.« Stanley blickte durch das Fenster auf den Hafen und die Freiheitsstatue, die sich dort bleich und irgendwie winzig erhob. »Die Fusion ist nur grundsätzlich beschlossen, aber noch nicht vollzogen. Es gibt auch jetzt noch Mittel und Wege. Und Wendall kann immer noch straucheln, meinst du nicht?«
    »Das fragst du mich? Sieh dir doch an, wen er alles auf seine Seite gezogen hat!« Er hob die Hand, ließ sie dann aber auf seine Knie sinken. »Alle sind für die Fusion. Ich hingegen bin nur noch ein Stück altes Eisen, das auf den Schrottplatz gehört. Mich braucht niemand mehr als Partner.«
    Stanley lachte heiser. »Sei nicht so melodramatisch, Don.«
    Burdick schwieg eine Weile. Er ließ geistesabwesend den Brandy in seinem Schwenker kreisen, so als stünde er unter einem inneren Zwang. »Bill, kannst du dich noch an die Jahre erinnern, in denen wir nichts anderes getan haben, als Recht zu sprechen?«
    »Nein«, brummte Stanley, »das muss vor meiner Zeit gewesen sein.«
    Es gab tatsächlich noch Portiers mit Prinzipien.
    Keine noch so große Summe konnte ihr den Zutritt zu Thom Sebastians Apartment verschaffen. Nun ja, sie befand sich hier auch in einer weit vornehmeren Gegend als der, in der Ralph Dudley zu Hause war. Sie bot dem Portier fünfhundert, dann siebenhundert und schließlich tausend. Doch jedes Mal bekam sie darauf nur ein Kopfschütteln als Antwort. Als sie sich verärgert davonmachen wollte, schien sich der Mann, ein grobschlächtiger Osteuropäer, zu besinnen, und er sagte: »Hören Sie, Kleine, für ’nen Hunderter vergesse ich, dass Sie das versucht haben.«
    »Was soll ich versucht haben?«
    »Mich zu bestechen.«
    »Sie sind ein widerlicher Kerl, wissen Sie das?«
    »Ein Hunderter.« Er grinste breit.
    Sie zog einen Schein aus dem Portemonnaie, zerknüllte ihn und warf ihn in seine Richtung.
    »Danke, Kleine.«
    Wieder auf der Straße, ging sie über die Lexington Avenue in Richtung U-Bahn-Haltestelle und wog die andere Möglichkeit ab, in Sebastians Wohnung zu gelangen. Dieser Weg war die ganze Zeit über in ihren Gedanken gewesen, aber sie hatte sich bislang standhaft geweigert, ihn ernsthaft in Betracht zu ziehen – dabei war es wirklich die simpelste Methode und garantierte ihr außerdem, sich so lange in dem Apartment aufhalten zu können, wie sie wollte.
    Heute war Donnerstag, damit blieben bis zum Gerichtstermin noch drei Tage.
    Sollte sie diesen Weg gehen oder nicht? Sie musste sich rasch entscheiden, weil sie sonst der Mut verließ. Kurz entschlossen trat sie in eine Telefonzelle, warf eine Münze ein und wählte die Nummer.
    Um zwanzig Uhr erschien Sebastian vor dem Restaurant, dem Les Trois Moutons in der Fifty-Fourth Street. Während er auf Taylor zuging, schlug sein Diplomatenkoffer mehrmals gegen sein Bein. Er wirkte gestresst und entnervt. Ohne sie überhaupt richtig anzusehen, sprudelte er gleich los: »Tut mir Leid, aber sie haben einfach kein Ende gefunden, diese aufgeblasenen Arschlöcher. Es ging nur um eine simple Entschädigung, doch sie haben sich aufgeführt wie Custer bei seiner letzten Schlacht. Lästige kleine Wichser, aber wie dem auch sei, der Deal ist so gut wie abgeschlossen, und, o Mann, war ich froh, als Sie angerufen haben. Ich brauche dringend eine Pause …«
    Taylor hatte bereits ihren Mantel ausgezogen und hielt ihn über dem Arm. Sebastian verschlug es jetzt für einen Moment die Sprache, und er starrte auf ihr tief ausgeschnittenes Kleid. Heute Abend wollte sie Mata Hari sein.
    »Gehen wir doch rein«, sagte er abrupt.
    Der Oberkellner, dessen Miene auf wunderbare Weise binnen Sekunden von Feindseligkeit auf herablassende Hochmütigkeit wechseln konnte, begrüßte Sebastian und führte die beiden an der ungeduldigen Menge der gewöhnlichen Sterblichen, die sich an der Bar aufhielt, vorbei in einen ruhigen, in Pastellfarben gehaltenen Raum, in dem Kellner in lachsfarbenen Jacketts geschäftig

Weitere Kostenlose Bücher