Ein toedlicher Plan
Kopf. Er musste sich auf das Geländer stützen, und sie machte rasch ein paar Schritte in Richtung Tür. Ihr Atem ging stoßweise.
»Tut mir Leid«, sagte er leise.
Was tut dir Leid, Thom? Was musst du unbedingt loswerden?
»Ich habe mich gehen lassen«, murmelte er.
Taylor nickte und spürte, wie ihre Angst einer gewissen Erleichterung Platz machte. Sie war nicht nur froh, der Gefahr entronnen zu sein, sie wusste auch, dass ihr die Entscheidung abgenommen worden war. Ganz gleich, was gerade geschehen war, ob Sebastian sie wirklich umzubringen beabsichtigte oder nicht, eines war ihr jetzt klar, nämlich dass sie mit diesem Mann nicht die Nacht verbringen wollte.
»Ist mit Ihnen alles in Ordnung?«
Er gab keine Antwort.
»Sollen wir den Abend für heute beenden?«
Er nickte und sagte nach einem Moment: »Ich habe einen wirklich langen Tag hinter mir.«
»Gibt es vielleicht etwas, das Sie mir erzählen möchten?«
Sie sah, wie er tief ein- und dann langsam wieder ausatmete.
Möchtest du etwas beichten? Willst du von mir Vergebung bekommen?
Dann lachte er hart und kurz. »Nein, eigentlich nicht.« Er setzte wieder das verschmitzte jungenhafte Lächeln auf, und der wahre Thom Sebastian zog sich dahinter zurück. »He, ich habe es tatsächlich geschafft, Eintrittskarten für Blue Devil zu ergattern. Für den kommenden Samstag.«
»Den Jazz-Club? Sie sind wirklich an Karten gekommen?«
»Hätten Sie Lust, mit mir hinzugehen?«
Dort würden sie von einer großen Menge umgeben sein, da konnte sie sich sicher fühlen. Und vielleicht gelang es ihr ja dann, ihn zum Reden zu bringen. »Ja, das würde ich gern, Thom. Aber lassen wir es für heute gut sein. Sie sehen aus, als würde Sie etwas sehr beschäftigen.«
»Ach, Taylor, Sie ahnen ja nicht einmal die Hälfte davon.«
…Einundzwanzig
Am Freitag erwachte Taylor um sechs Uhr morgens in Mitchell Reeces Loft und entdeckte ihn am Esstisch, wo er in einem Gesetzbuch las und dabei einige Notizen auf einen Block kritzelte.
Sie stand auf, zog sich einen Morgenmantel an und ging zu ihm. Der kahle Boden in der Wohnung war eiskalt, und noch bevor sie die Hälfte des Weges zurückgelegt hatte, durchfuhr ein Krampf einen ihrer Füße. Taylor kehrte rasch auf den Teppich zurück und näherte sich Reece in einem großen Halbbogen. Sie wusste nicht, ob er sie gesehen hatte, jedenfalls hielt er den Kopf über seine Unterlagen gesenkt.
Taylor blieb für einen Moment vor ihm stehen, dann zog sie den Stuhl ihm gegenüber heraus und ließ sich darauf nieder. Er blickte erschrocken auf, also hatte er sie nicht bemerkt.
Seine Augen waren wässrig und darunter dunkle Ringe. Seine Gesichtshaut hatte eine ungesunde graue Farbe. Taylor beugte sich zur Seite und knipste die Bodenlampe an, die neben seinem Stuhl stand und die er völlig vergessen zu haben schien.
»Danke.« Er widmete sich wieder dem Buch, sah sie aber nach einem Moment verlegen an, so als wüsste er nicht, was er ihr sagen solle.
»Wie kommst du voran?«
Er zuckte mit den Schultern. »Ich suche nach Argumenten, um den Richter zu überzeugen, das Verfahren wenigstens zu eröffnen, auch wenn wir keinen Wechsel vorlegen können.«
»Geht das denn überhaupt?«
»Ich bezweifle, dass er sich darauf einlassen wird. Aber ich muss es wenigstens probieren.«
»Ich war dir keine besonders große Hilfe, nicht wahr?«
»Es war alles andere als einfach. Das haben wir beide von Anfang an gewusst. Aber die Sache ist noch nicht verloren. Dir bleiben immerhin noch drei Tage.«
»Ich habe letzte Nacht nicht viel geschlafen. Alle möglichen Dinge sind mir durch den Kopf gegangen. Was soll ich heute unternehmen?«
Er hielt die Linke hoch und griff mit der Rechten nach ihrer Hand. Sie bemerkte die Verzweiflung und Enttäuschung in seinem Gesicht. »Tu, was immer du kannst, Taylor. Aber ich muss mich jetzt auf das hier konzentrieren. Es wird mich das ganze Wochenende kosten.«
Sie nickte und drückte seine Hand. »Tut mir Leid, Mitchell.«
Er lächelte und strich ihr mit dem Handrücken über die Wange. Es war eine Geste, die ihr überhaupt nicht gefiel, empfand sie sie doch wie einen halben Abschied. Ein Frösteln überkam sie. Wenn sie in sein blasses Gesicht mit den harten Zügen blickte, musste sie an die Performance in Lillicks Club denken und an das geisterhafte Mädchen, das ihr so ähnlich gesehen hatte. Nur hatte sie hier nicht sich selbst, sondern Reece als Gespenst vor sich.
Er küsste ihre Hand und las dann
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