Ein toedlicher Plan
weiter. Sie blieb noch einen Moment sitzen, doch als er sie weder ansah noch ein Wort an sie richtete, stand sie auf und begab sich in die Küche.
Um neun Uhr verließ sie die Wohnung und ging zu einer Bibliothek, die ganz in der Nähe war. Dort verbrachte sie den größten Teil des Tages.
Die Zeit war gut genutzt, Ihr Verdacht wurde bestätigt, dass es sich bei Dennis Callaghan um einen Betrüger handelte.
Nun ja, er war nie überführt worden. Man hatte ihn des Aktienbetrugs und der Insidergeschäfte angeklagt, aber es war nie zu einer Verurteilung gekommen. Callaghan hatte mindestens drei Firmen gegründet, die alle Bankrott gegangen waren. Das SEC war auf ihn aufmerksam geworden, weil er kurz vor der Bankrotterklärung an bestimmte Personen Insiderinformationen weitergegeben hatte. Taylor suchte nach einer Verbindung zwischen ihm und Hanover & Stiver. Sie studierte auf dem Mikrofiche jeden Artikel, der mit illegalem Geschäftsgebaren zu tun hatte. Die Namen von Hanover und Callaghan tauchten zwar häufig in diesen Texten auf, aber die beiden schienen nie etwas gemeinsam unternommen zu haben. Callaghans Name stand sogar einmal in einer kleinen Meldung im
People
-Magazin. Sie erfuhr, dass er Häuser in Palm Springs, Los Angeles und in den Hamptons besaß. Seine Frau war sehr reich, seine Geliebte außergewöhnlich attraktiv. Das Magazin brachte auch ein Foto von ihm, das letztes Jahr in South Street Seaport aufgenommen worden war. Darauf lachte er und unterhielt sich gerade mit einem blonden jungen Mann, der leider nur von hinten zu sehen war. Taylor war sich nicht sicher, aber sie glaubte, dass sie da auf den Hinterkopf von Thom Sebastian schaute.
Abends um acht kehrte sie in das Loft zurück. Sie aß etwas, nahm ein Bad und fühlte sich um halb zehn so müde, dass sie sich ins Bett legte. Gegen Mitternacht wachte sie kurz auf, als Reece nach Hause kam. Er stellte seine schwere Aktentasche einfach irgendwohin und ließ sich mit Hemd und Socken aufs Bett fallen. Taylor zog ihn zu Ende aus und deckte ihn zu. Er murmelte etwas vor sich hin, und es hörte sich so an, als redete er von Liebe. Sie beugte sich über ihn und küsste ihn. Er erwiderte ihren Kuss. Taylor stand rasch auf und zog das lange T-Shirt aus, das sie beim Schlafen zu tragen pflegte. Als sie wieder neben ihm lag und sich an ihn kuschelte, war er längst eingeschlafen.
Kurz vor Tagesanbruch am Samstag glaubte Taylor zu träumen, Reece sitze neben ihr, habe sich über sie gebeugt und erzähle ihr etwas. Obwohl sie ihn kaum hören konnte, kam es ihr so vor, als beschwörte er sie, den Wechsel wieder zu finden. Als sie die Augen öffnete, stellte sie fest, dass es kein Traum gewesen war. Er saß tatsächlich auf der Bettkante und strich ihr über das Haar, sprach aber kein Wort.
Seine Miene war düster. Sie murmelte: »Mitchell«, und er fuhr erschrocken zusammen, so als fühlte er sich in einem sentimentalen Moment ertappt. Seine Lippen fuhren sanft über ihre Stirn, dann sagte er, sie solle wieder einschlafen.
Das tat Taylor auch, und als sie um halb zehn erneut wach wurde, war Reece fort. Auf seinem Notizblock stand eine Nachricht für sie. Er halte sich heute den ganzen Tag bei der Banque Genève auf und bereite die Zeugen vor. Taylor fuhr in die Kanzlei und blieb dort mit immer größer werdender Panik und wachsender Frustration bis zum Abend. Alle ihre Pläne und Strategien schienen zu nichts zu führen. Sie fragte sich allmählich, ob der Wechsel vielleicht gar nicht gestohlen worden war und Mitchell ihn einfach verlegt hatte. Sie ging zu seinem Aktenschrank und nahm sich Ablage für Ablage vor. Dann schaute sie unter den Fächern und hinter dem Schrank nach. Schließlich kam ihr die Idee, der Wechsel könnte irrtümlich in den Reißwolf geraten sein. Sie machte sich auf den Weg zum Abfallraum und sah sich dort den zusammengepressten Papierballen von zwei Wochen gegenüber. Ein kurzer Blick darauf machte ihr klar, wie fruchtlos die Suche bleiben musste, und sie kehrte zu ihrem Arbeitsplatz zurück. Das Mittagessen ließ sie ausfallen und verbrachte den Rest des Tages damit, das Archiv zu durchforsten und noch einmal die Büros von Ralph Dudley und Thom Sebastian unter die Lupe zu nehmen. Einige Male näherte sie sich auch Wendall Claytons Raum, aber er, John Perelli und ein halbes Dutzend weiterer Anwälte schienen sich darin häuslich niedergelassen zu haben.
Als sie am Abend immer noch dort zusammensaßen, verließ Taylor verärgert die
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