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Ein toedlicher Plan

Titel: Ein toedlicher Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Deaver
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komme mir so blöd vor. Da habe ich meinem Onkel versprochen, heute vorbeizuschauen und mich um seine Wäsche zu kümmern, und gerade stelle ich fest, dass ich seine Schlüssel in meiner Wohnung liegen gelassen habe … Er hat Ihnen doch sicher mitgeteilt, dass ich heute kommen würde, oder?
    Taylor sagte sich, dass sie es möglicherweise auch billiger hätte haben können. In der schäbigen Lobby des Hauses in der Upper East Side hatte der Portier ihren Bluff durchschaut, sie wissend angelächelt und gleichzeitig die Hand aufgehalten. Taylor zeigte ihm fünf Hunderter. Es gab keine langwierigen Verhandlungen. Der Mann steckte die Scheine ein, reichte ihr einen Ersatzschlüssel und wandte sich wieder seinem Schwarzweißfernseher zu.
    »Ich brauche höchstens eine Stunde.« Er erwiderte nichts.
    Auf dem Weg zu dem Apartment ging ihr durch den Kopf, dass Ralph Dudley bislang ihr teuerster Verdächtiger war. Er hatte sie bereits gut tausend Dollar an Bestechungsgeldern gekostet. John Silbert Hemming musste seine Geschäfte anders betreiben. Ein Privatdetektiv, der mit so hohen Unkosten arbeitete wie sie, wäre nach spätestens sechs Wochen bankrott.
    Dudleys Wohnung war viel kleiner, als sie erwartet hatte. Sie wusste zwar um seine finanziellen Probleme, hatte aber gedacht, dass das Apartment von einem Seniorpartner einer alteingesessenen Wall-Street-Kanzlei mit einer gewissen Eleganz ausgestattet war. Die vier Zimmer hatten zusammen nicht mehr Quadratmeter als ihre eigene bescheidene Bleibe. Die Wände waren mit billiger Farbe gestrichen. An den meisten Stellen war sie fleckig, und dort, wo die Maler sich die Mühe gemacht hatten, mehrere Schichten aufzutragen, blätterte sie ab. Sie ließ den Blick kurz durchs Wohnzimmer schweifen – alte Möbel, deren abgenutzte und gesplitterte Lehnen und Beine mit Kordeln zusammengebunden waren, angeschlagene Vasen, Zierdecken, deren Risse von einem Amateur zusammengenäht worden waren, Bücher, Wolldecken, Gehstöcke und eine Sammlung von eingedellten silbernen Zigarettendosen. An den Wänden hingen haufenweise gerahmte Fotos von Dudleys Verwandten, und auf einigen war er selbst als junger Mann mit einer großen und mürrisch dreinblickenden Frau zu sehen. Damals hatte er gar nicht schlecht ausgeschaut, war höchstens etwas zu dünn gewesen.
    Im Schlafzimmer stand neben dem ordentlich gemachten Bett ein hölzerner Torso, über dessen Schultern eine von Dudleys Anzugjacken hing. Vor seinem Podest stand ein Paar auf Hochglanz polierte Schuhe, deren Absätze abgelaufen waren.
    Dudleys Ordnungsliebe erleichterte ihr die Suche. Jedes Fach seines Sekretärs enthielt nur eine Kategorie von Dokumenten oder anderen wichtigen Papieren: Strom- und Wasserrechnungen, Telefonrechnungen, Briefe von seiner Tochter (das Fach mit dem geringsten Inhalt), Geschäftskorrespondenz, Garantiekarten von diversen Haushaltsgeräten, Rundschreiben von seiner Studentenverbindung, Restaurantrechnungen, Opern- und Konzertprogramme (beide fein säuberlich voneinander getrennt). Im letzten Fach entdeckte sie Instruktionen, was nach seinem Ableben geschehen solle – der Ort, an dem sein Testament aufbewahrt wurde, die Stadt, in der er zur letzten Ruhe gebettet werden wollte, welchen Anzug er dabei zu tragen wünsche und vieles andere mehr. Nach zehn Minuten hatte Taylor alle Fächer untersucht, aber nichts gefunden, was Dudley mit dem verschwundenen Wechsel oder Hanover & Stiver in Verbindung gebracht hätte.
    Sie öffnete die Tür seines Kleiderschranks, und der schwere Geruch von Kampfer wehte ihr entgegen. Neben seinen Kleidern bewahrte er hier ein paar Schachteln mit Fotos auf (die alle in den Fünfziger- und Sechzigerjahren aufgenommen sein mussten) und einige Hilfsmittel für die Gesundheit wie Wärmflasche, Eispackung und Rheumadecke.
    Taylor verbrachte eine Stunde damit, den Rest des Apartments zu durchstöbern, aber sie entdeckte nichts, was ihr weiterhalf. Danach fühlte sie sich schmutzig und begab sich in die Küche. Die Beleuchtung hier stammte vom Innenhof, auf den man durch das einzige und kleine Fenster dieses Raums blickte. Sie wusch sich am Becken die Hände, trank einen Schluck Wasser, da sie eine ganz trockene Kehle hatte, und wischte sich dann die Finger mit Papier von der Küchenrolle ab, das sie danach in ihre Tasche steckte.
    Taylor lehnte sich gegen das Becken. Vor ihr standen Dudleys kleiner Küchentisch mit je einem Mahagonistuhl zu beiden Seiten. Auf dem Tisch war alles für ein

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