Ein toedlicher Plan
Geräusch mischte sich eine heisere und schniefende Männerstimme. »Ich hasse Sie … O Gott, wie ich Sie hasse …«
Die Hände packten jetzt ihre Rockaufschläge. Taylor schob sie fort und kam schwankend wieder hoch.
»Ralph!«
Dudley starrte sie hasserfüllt an. Dann ließ er sich auf einer umgestürzten Abfalltonne nieder und versuchte zu Atem zu kommen. »Warum haben Sie das getan?«
»Haben Sie den Verstand verloren?«, fuhr sie ihn an, trat zu der Wand des Gebäudes und begann ihren Mantel abzuklopfen und die Öl- und Fettflecken abzutupfen. »Sehen Sie sich das an! Sie sind wohl völlig verrückt geworden!« Sie hob ihre Handtasche auf, die bei dem Überfall auf dem Boden gelandet war.
Dudley rollte mit einem Fuß eine Bierdose hin und her und starrte darauf. »Ich warte schon seit neun Uhr auf Sie. Zuerst wollte ich Sie umbringen. Ich … Dieser Gedanke ist mir tatsächlich durch den Kopf gegangen. Ich wollte Sie wirklich töten.«
»Wovon reden Sie eigentlich?«
»Sie haben meinen Schreibtisch durchsucht. Todd Stanton hat es mir erzählt. Und Sie sind mir gefolgt. Sie haben Junie bestochen, um alles über mich zu erfahren.«
Taylor schwieg eine Weile. Dann sagte sie: »Und Sie haben mich belogen, Ralph. Sie waren nämlich in jener Samstagnacht doch in der Kanzlei.«
Er setzte mehrmals zum Sprechen an, aber es wollte ihm nicht gelingen. Plötzlich stand er auf und lief vor einem aufgerissenen Müllsack auf und ab. »Wie kann ich es Ihnen nur begreiflich machen?«
»Ralph …«
»Ich bin kein schlechter Mensch. Ob Sie mir das glauben oder nicht, als meine Frau noch lebte, habe ich sie nicht ein einziges Mal betrogen. Keine Affären und keine, na ja, Sie wissen schon, Prostituierten.«
Taylors Angst war fast ganz vergangen, und an ihre Stelle war verlegenes Mitleid getreten. Sie wusste nicht, ob sie davonlaufen, Dudley ohrfeigen oder ihm eine Hand auf die Schulter legen sollte.
Er hob den Kopf. Sein Haar war völlig zerzaust und sein Gesicht eingefallen. Er sah aus wie ein entsprungener Irrer.
Ein Dutzend Wagen polterten über das Schlagloch in der Nebenstraße, ehe er seine Sprache wieder gefunden hatte.
Leise sagte er: »Haben Sie jemals echte Leidenschaft verspürt? Ich meine, diesen unglaublichen, besessenen Hunger? Wissen Sie, wie selten so etwas einem Menschen widerfährt? Haben Sie denn überhaupt eine Vorstellung, wie unfassbar wahre Leidenschaft ist?«
»Ralph, ich möchte nichts davon hören. Und eigentlich wollen Sie mir das doch auch gar nicht erzählen.«
»Und ob ich will! Ich will es, denn Sie müssen verstehen.« Seine wässrigen Augen sahen sie flehentlich an. Taylor schwieg. Dudley räusperte sich und spielte mit einem Faden, der von einem seiner stark abgenutzten Handschuhe hing. »Jeder Mensch braucht für irgendetwas Leidenschaft. Vermutlich finden einige diese Leidenschaft bei ihrem Ehepartner, zumindest für eine Weile. Oder bei der oder dem Geliebten. Sie können sich glücklich schätzen, wenn es sich bei dem Ziel ihrer Begierde um etwas Normales handelt. Und meine Leidenschaft? Ich schätze, darüber muss ich Ihnen nicht mehr viel erzählen … Ich weiß, sie ist beschämend und verabscheuungswürdig. Vielleicht hätte ich mich deswegen in Behandlung begeben sollen, einen Psychiater aufsuchen … Womöglich hätte man mir dort helfen können, ich weiß es nicht. Wie dem auch sei, ich dachte, ich könnte es unter Kontrolle halten. Und lange Jahre ist ja auch alles gut gegangen. Aber …« Er sah ihr zum ersten Mal ins Gesicht. »Sie sind noch jung, Sie können das natürlich noch nicht wissen … Es ist leider so, dass solche Gelüste mit dem Alter nicht nachlassen. Und bei mir ist es sogar immer schlimmer geworden, geradezu zur Besessenheit.«
»Ralph, Sie haben mich eben auf offener Straße überfallen. Ich glaube nicht, dass …«
»Hören Sie mich zu Ende an. Bitte …« Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht, das sich von der Kälte und den Tränen gerötet hatte. Taylor stand vor ihm und fühlte sich absolut nicht wohl in ihrer Haut. »Wissen Sie, was für einer ich bin? Ich lungere vor Mädchenschulen herum. Ich kaufe mir regelmäßig einschlägige Mädchen-Magazine. Einmal habe ich mir sogar Videos besorgt. Jemand hat mich gesehen, wie ich an einem Schulhof stand und die jungen Dinger angestarrt habe. Ich habe sie von ihm gekauft. Dummerweise waren auf den Bändern nur Jungs zu sehen, und da habe ich sie gleich in den Müll geworfen. Auf so etwas stehe ich
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