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Ein toedlicher Plan

Titel: Ein toedlicher Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Deaver
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Erkundigungen eingezogen. Die Firma sitzt in Florida und gilt als »risikofreudige« Sicherheitsagentur. So nennt man in seinen Kreisen eine Firma, die nicht davor zurückschreckt, sich die Hände schmutzig zu machen. Mit anderen Worten, sie stehlen Dokumente, bringen Wanzen an und lauern auch schon einmal jemandem auf.«
    »Aber die Fusion ist doch schon beschlossene Sache«, entgegnete Reece. »Wendall hat auf der ganzen Linie gesiegt. Da braucht er Burdick doch nicht noch weiter zu demütigen … Moment mal!« Er setzte sich aufrecht hin. »Letzte Nacht hat Donald mir erzählt, dass da immer noch die Rede davon ist, ihn noch eine Weile in der Kanzlei zu behalten. Wendall ist strikt dagegen, aber Perelli besteht genauso unerbittlich darauf, dass Burdick nicht sofort geht. Doch wenn ich den Fall morgen verliere, hat Clayton einen Grund in der Hand, Donald auf der Stelle auf die Straße zu setzen.«
    Das Feuer war in seine Augen zurückgekehrt, und sein Blick fuhr hierhin und dorthin. Taylor fragte sich, was ihm gerade durch den Kopf gehen mochte, was sein scharfer Verstand, dem die Kanzlei über achtzehntausend Arbeitsstunden zu verdanken hatte, gerade wieder analysierte. Am meisten aber begeisterte sie die Vorstellung, dass sie es vollbracht hatte, seine Stimmung so gründlich zu wandeln.
    Schon einen Moment später wurde er wieder ernst. »Doch du weißt noch immer nicht, wo der Wechsel sein könnte, oder?«
    »Nein, ich habe keine Ahnung, Mitchell.« Sie wollte noch hinzufügen, dass sie eben nicht so war wie er. Es lag nicht daran, dass sie sich nicht genügend angestrengt hätte. Sie wusste einfach nicht, wo sie noch suchen sollte. Sie besaß keinen so brillanten Verstand wie er. Ihre Fantasie und ihre analytischen Fähigkeiten bewegten sich in engen Grenzen. »Ich komme einfach nicht drauf. Er könnte den Wechsel in seiner Stadtwohnung aufbewahren. Oder in seinem Haus in Connecticut. Oder sonst wo. Vielleicht hat er das Papier auch jemandem bei Hanover & Stiver gegeben … Oder er hat …«
    Reece fuhr sich mit der Rechten durchs Haar und erhob sich. Dann drehte er sich zu ihr um und legte ihr beide Hände auf die Schultern. Sein Gesicht kam dem ihren ganz nahe. »Was sagt dir denn dein Gefühl, wo der Wechsel sein könnte?«
    »Ich … ich weiß es einfach nicht … Mein Kopf ist vollkommen leer, Mitch.«
    Er wiederholte die Worte ganz langsam und einzeln: »Was sagt dir dein Gefühl?«
    »Ich …«
    Er wandte den Blick ab, und der Druck seiner Hände auf ihren Schultern ließ deutlich nach. Hatte sie ihn enttäuscht? Stand sie davor, ihn zu verlieren, weil sie einfach nicht in der Lage war, ihm zu helfen? Aus einem Impuls heraus rief sie: »Er ist in seinem Büro!«
    »In seinem Büro?«, fragte er gleich nach. Seine Stimme klang skeptisch. »Wie kommst du darauf?«
    Ihre Hände zitterten, und sie war froh, nie im Zeugenstand gesessen zu haben, wenn Mitchell zu seinem Kreuzverhör ansetzte. »Weil … weil wir in seinem Haus in Connecticut schon nachgesehen haben, und …«
    »Es gibt eine Million Orte, an denen wir noch nicht nachgesehen haben.«
    Sie überlegte kurz und sagte dann: »Okay. Er würde nicht all die Leute in das Haus einladen, wenn er dort einen Wechsel versteckt hätte. Und aus dem gleichen Grund wird er wohl auch nicht in seiner Stadtwohnung zu finden sein. Wenn man ihn erwischen sollte, geriete er in große Verlegenheit, zu erklären, wie das Papier in sein privates Apartment gelangt ist. Wenn man den Wechsel aber in seinem Büro finden sollte, hätte er immer noch die Möglichkeit zu behaupten, er könne nur versehentlich dorthin geraten sein, dass vielleicht du oder irgendein Assistent ihn irrtümlich dort liegen gelassen habe …«
    »Gut«, lobte Reece zufrieden. »Sehr gut.« Doch abrupt verschwand sein Lächeln. »Und warum hat er den Wechsel nicht Lloyd Hanover überlassen, damit der im Fall einer Entdeckung das ganze Risiko zu tragen hätte?«
    Darauf hatte sie zunächst keine Antwort, doch schon drängte sich aus den Tiefen ihres Unterbewusstseins ein Gedanke nach oben. »Weil Wendall sich dann mit ihm hätte treffen müssen und das Risiko viel zu groß gewesen wäre, dabei von jemandem gesehen zu werden.«
    Reece nickte. »Und was macht dich so sicher, dass er den Wechsel in seinem Büro aufbewahrt und nicht sonst wo in der Kanzlei?«
    Taylor spürte seinen Blick auf sich gerichtet und wandte den Kopf ab. Die geschnitzten Sonnengesichter an seinem Tisch starrten sie ebenfalls an.

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