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Ein toedlicher Plan

Titel: Ein toedlicher Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Deaver
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gegen ein Hindernis geprallt, und riss die Hand vor den Mund. Erst nach einem Moment konnte sie sich wieder rühren. Sie lief zu ihm, ging vor der Couch in die Hocke und nahm seine Hand. »Ich dachte schon … du seist verletzt … oder Schlimmeres.«
    Als Antwort drückte er nur leicht ihre Hand und starrte wieder auf die Vierecke an der Decke.
    »Ich habe etwas ausgerechnet«, sagte er.
    »Ist mit dir auch wirklich alles in Ordnung?«
    »Weißt du, wie viele Stunden ich als Anwalt gearbeitet habe?« Er hörte sich erschöpft an, und Taylor sah sich nach einer Flasche Brandy um. Sie entdeckte zwar keine, bemerkte aber, dass in der Wohnung das Chaos eingezogen war. Hunderte von Büchern, Blättern, Fotokopien, Karten und Diagrammen lagen kreuz und quer verstreut.
    »Mitchell …«
    »So etwas lässt sich ausrechnen, weißt du? Im Grunde genommen muss man diese Arbeit nicht einmal selbst tun. Steckt alles im Computer. Die Abrechnungen und Arbeitszettel sind abgespeichert. Man muss nur seine Kennziffer eingeben, und schon spuckt er die Gesamtsumme aus. Letzte Nacht hatte ich ein Gespräch mit Donald Burdick, und danach habe ich genau das getan.«
    »Du hast dich mit Burdick getroffen?«
    Reece sah sie jetzt wieder an, sagte aber nichts. Sie strich ihm sanft übers Haar, nicht nur, um ihn zu trösten, sondern auch, um es glatt zu streichen, damit er nicht mehr ganz so entsetzlich aussah. »Soll ich dir sagen, wie viele Stunden ich bei Hubbard, White & Willis abgerechnet habe? Genau achtzehntausenddreihundertzweiundvierzig.« Er drehte sich ganz zu ihr um. Sie sah seine geröteten Augen und musste an Ralph Dudley denken, dessen Blick ebensolche Trauer und Verzweiflung ausgedrückt hatte. Doch etwas an Mitchells Miene nahm sie so sehr gefangen, dass sie Dudley ganz vergaß. Mit bitterem Lächeln fügte er hinzu: »Natürlich sind da die beiden letzten Tage nicht eingerechnet. Es kommen also noch etwa dreißig Stunden hinzu.«
    »Mitchell, du brauchst dringend Schlaf.«
    »Als ich an der Uni meinen Abschluss gemacht hatte, erhielt ich die Chance, bei einer Kanzlei als Anwalt für Wirtschaftsrecht einzusteigen. Das Anfangsgehalt konnte sich sehen lassen, und der Laden besaß nicht weniger Prestige als Hubbard, White & Willis. Du weißt doch, was solche Anwälte tun. Sie wirken als Vermittler, sie verhandeln, sie schließen Kompromisse. Und sie bringen Menschen zusammen. Willst du noch etwas über sie erfahren, Taylor? Solche Anwälte verlieren nie, denn es gibt für sie nichts, das sie verlieren könnten. Sie gehen kein Risiko ein, und sie gewinnen immer. So etwas ist aber nichts für mich. Ich wollte unbedingt Prozessanwalt werden.« Er drückte ihre Hand so fest, dass es ihr wehtat. Eine Sekunde, bevor Taylor sie aus der seinen lösen wollte, zog er seine Hand zurück. »Und es war perfekt. Die höchste Bestätigung meiner Existenz, der Sinn meines Lebens … Ich konnte mich immer wieder selbst rechtfertigen, indem ich meine Fälle gewann. Die Gefahr, die darin verborgen lag, wurde mir nie so recht bewusst … Wenn ich nämlich einmal verlieren sollte, wäre meine Selbstbestätigung dahin …«
    »Mitchell, so etwas darfst du nicht einmal denken!«
    »Und morgen früh werde ich einen Fall verlieren. Und zwar aus einem absolut beschämenden Grund – nämlich weil ich unvorsichtig war. Ich werde mein Bestes geben und trotzdem verlieren. Und danach marschiere ich geradewegs in Donald Burdicks Büro und lege ihm meine Kündigung auf den Tisch.«
    »Aber es ist doch nicht …«
    »Ich mache dir keinen Vorwurf, Taylor«, sagte er mit so viel Ernsthaftigkeit, dass sie nicht anders konnte, als ihm zu glauben. »Nicht einen einzigen. Du bist weiter gegangen, als jeder andere das für mich getan hätte. Und beinahe hättest du dabei dein Leben verloren.« Ihre Hand wurde wieder von der seinen umschlossen, doch diesmal spürte sie, dass hinter dem Druck Dankbarkeit steckte. Sie erhob sich, ließ sich neben ihm auf der Couch nieder, packte ihn an den Schultern und zog ihn hoch.
    »Es war Wendall.«
    Er sah sie verwundert an.
    »Thom und Ralph sind ausgeschieden. Damit bleibt nur noch Wendall übrig.« Sie berichtete ihm von der Schießerei, in die Sebastian geraten war, und von Dudleys Überfall auf sie. »Und dann habe ich auch noch mit einem Privatdetektiv gesprochen. Du erinnerst dich doch noch an die Rechnung, die ich auf Claytons Schreibtisch gefunden habe, die von AAA Security. Ich habe ihm davon erzählt, und er hat

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