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Ein toedlicher Plan

Titel: Ein toedlicher Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Deaver
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zumindest der Verkäufer versichert. Skier, Skistöcke, schwarze Steghosen, Stiefel, Pullover und Schneebrillen. Und das hier.« Er hielt einen Karton hoch.
    »Was ist denn da drin?«, wollte Taylor wissen.
    »Was da drin ist? Nun, der wichtigste Gegenstand von allen.«
    Sie öffnete den Karton. »Ein Sturzhelm?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Nun ja, du hast gesagt, du seist eine gute Lehrerin, aber kann ich mich auch hundertprozentig darauf verlassen?«

…Sechsundzwanzig
    Der Sturzhelm war nicht verkehrt. Reece brauchte auf dem Idiotenhügel nur fünfzehn Minuten, um hinzufallen und sich den Daumen zu verstauchen.
    Der ortsansässige Arzt – ein Indianer – verband ihm den Finger.
    »Ist er gebrochen?«, fragte Reece. »Nein, keine Fraktur.«
    »Aber warum tut er dann so weh?«
    »Weil Sie draufgefallen sind.«
    Später saßen Reece und Taylor in der kleinen Lounge des Hotels, in dem sie abgestiegen waren.
    »Ach, Mitchell, ich bin an allem schuld«, sagte sie. »Aber du hast einen wirklich respektablen ersten Lauf hingelegt.«
    »Mein Daumen fühlt sich aber alles andere als respektabel an. Ist es draußen auf dem Hügel immer so kalt?«
    »Cannon hat die kältesten und windigsten Pisten in ganz Neuengland, mein Lieber«, antwortete sie und zog seinen Kopf auf ihre Schulter. »Ganz in der Nähe von hier sind Menschen schon erfroren.«
    »Hört sich ja großartig an. Wir wollen es aber nicht zu weit treiben, oder?«
    Der kleine Unfall und die Wetterbedingungen schienen jedoch seine Laune nicht zu trüben. Und bald erfuhr sie auch den Grund dafür. Mitchell verbrachte den lieben langen Tag mit dem, was er heimlich eingepackt hatte – seine Akten zum Fall in New Orleans. Taylor war ihm aber deswegen nicht böse. Sie freute sich viel zu sehr darauf, auf die schwereren Pisten zu kommen, und da war es ihr ganz recht, nicht ständig auf ihn aufpassen zu müssen, wenn er mit wenig Geschick die Anfängerhügel zu bewältigen suchte.
    Sie gab ihm einen Kuss. »Dann setz dich an deine Arbeit, und sei schön brav.«
    Als sie zum Skilift stapfte, rief er ihr hinterher: »Viel Glück. Oder wünscht man sich unter Skifahrern Hals- und Beinbruch?«
    Sie lächelte, schnallte die Skier an und schwang den Hang hinunter, der zum Lift führte.
    Oben angekommen, rieb sie die Skibrille mit Schnee ab. Die White Mountains waren tückisch, und der Wind blies ihr ständig ins Gesicht. Sie zog Seidenhandschuhe und darüber Fäustlinge an, stellte sich in Position und blickte den Berg hinab. Vor solchen Abfahrten hatte sie immer den Eindruck gehabt, von oben sähen die Hänge nie so steil aus wie von unten. Doch als sie jetzt auf die Piste blickte, bot sich ihren Augen alles andere als ein flacher Hang. Es ging steil nach unten. Ihr Pulsschlag beschleunigte sich, und ihr wurde bewusst, wie gut Mitchell daran getan hatte, mit ihr in die Berge zu fahren. Für ihn war das allerdings alles andere als ein richtiger Urlaub. Der arme Kerl befand sich hier, umgeben von seinen Papieren und permanent gestört von lärmenden Vergnügungssüchtigen, absolut nicht in seinem Element. Sie dagegen lebte geradezu auf. Irgendwie hatte er genau gewusst, was Taylors seelisches Gleichgewicht wiederherstellen würde. Sie musste einfach raus aus der großen Stadt, um Distanz zu Hubbard, White & Willis, zu Wendall Clayton und zu dem ausgestreckten Finger zu gewinnen, der auf die Piste gezeigt hatte.
    Hier in den Bergen konnte sie sich wieder sammeln.
    Oder war sie etwa vor alldem davongelaufen?
    Befand sie sich womöglich auf der Flucht? Immerhin war aufgrund ihrer Aktivitäten ein Mann ums Leben gekommen, und Mitchell und sie hatten sich hier in einen Schlupfwinkel zurückgezogen. Vielleicht machte sie gerade das durch, wovor Kriminelle sich in der Regel fürchten, nämlich dass die Schergen einem schon auf der Spur waren. Taylor ertappte sich dabei, immer wieder über die Schulter zu blicken, zum einen, weil sie feststellen wollte, ob die Polizei sie schon aufgespürt hatte, und zum anderen, weil ihr schlechtes Gewissen sie dazu trieb.
    Sie stieß sich ab und ließ den Gipfel des Berges hinter sich. Es wurde der beste Lauf ihres Lebens.
    Clayton verschwand augenblicklich aus ihren Gedanken. Taylor ging tief in die Hocke, vollführte gigantische Schwünge und stieß sich schließlich mit den Stöcken ab, um in einem geraden Abfahrtslauf nach unten zu gelangen.
    Schneller. Schneller. Schneller.
    Das war alles, was sie wollte – immer mehr an Fahrt gewinnen.

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