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Ein toedlicher Plan

Titel: Ein toedlicher Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Deaver
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deutlichen Buchstaben jagten ihr ein Frösteln über den Rücken. Sie hörte bloß mit halbem Ohr, wie Burdick etwas mit leiser, zuversichtlicher Stimme erklärte. Die Worte indessen lagen jenseits ihres Verstehens.
    Sie beobachtete sein langes Gesicht mit den herabhängenden, glatt rasierten Wangen.
    Was hatte sie eigentlich während der letzten zwei Wochen getan? Was hatte sie erwartet, das geschehen würde, sobald der Dieb gestellt war? Dass er seinen Job verlieren würde, nicht mehr, oder? So ging es doch zu in der vornehmen Welt von Donald Burdick, in den erhabenen Hallen von Hubbard, White & Willis. Entdecke den Dieb, lass ihn von dannen ziehen, nimm ihm das Versprechen ab, nie wieder zurückzukehren, und überantworte ihn seiner Scham. Verstoß den Verräter, und kehr dann zur Tagesordnung zurück. So regelte man hier die Dinge, nicht wahr?
    Von untadeligem Charakter …
    Burdick legte auf. »Ich glaube, wir kommen damit durch.«
    Für einen Moment trat Schweigen ein. Taylor versuchte zu ergründen, was er mit den Worten »Wir kommen damit durch« meinte.
    »Der Arzt hat Selbstmord festgestellt. Es gibt keine weiteren Fragen.«
    Reece stieß ein erstauntes Lachen aus. »So schnell?«
    »Ein paar Leute waren mir schon seit längerem einen Gefallen schuldig«, erklärte Burdick.
    Er legte den Brief in die Schublade zurück, sah dann auf seine Uhr und reichte Reece und Taylor die Hand. Taylor wischte sich noch schnell ihre Hand ab, die schweißfeucht war. Burdicks Rechte hingegen war stark und trocken.
    »Ruhen Sie sich aus. Sie haben ein paar höllische Wochen hinter sich. Wenn Sie Urlaub nehmen wollen, regle ich alles.«
    »Danke, Donald«, sagte Reece und war schon auf dem Weg zur Tür.
    Taylor nickte, zögerte aber noch. Sie wartete auf etwas Klärendes, auf ein paar Worte, die ihr alles verständlicher machen und ein besseres Gefühl geben würden.
    Aber nichts kam. Ihre Gedanken blieben in Unordnung.
    Taylor ging zur Tür.
    »Ach, ehe ich es vergesse«, sagte Burdick, »ich hoffe, ich sehe Sie beide auf dem Schneeflocken-Ball. Er findet am Zweiundzwanzigsten statt.«
    Reece entgegnete, dass er bei all der Aufregung den Termin ganz vergessen habe, es sich aber in Gedanken vormerken wolle.
    Schneeflocken-Ball … Taylor kam der Ausdruck vage vertraut vor. »Was für ein Ball?«, murmelte sie.
    »Der große Kanzleiabend mit Dinner und Tanz. In zwei Wochen. Ich hoffe wirklich, Sie dort zu sehen, Taylor.«
    Sie warf einen Blick zurück auf Burdick, der so gelassen königlich und Charme versprühend in seinem Sessel thronte. »Ich versuche zu kommen, Sir«, sagte sie und folgte Reece hinaus auf den Flur.
    In der Abenddämmerung saß sie in ihrem Arbeitsbereich in der Halsted Street und hatte das Gefühl, dass sie in ihrem ganzen Leben noch nie so müde gewesen war. Ihre Augen schmerzten, das Gesicht war verquollen, und es kam ihr so vor, als würde sie den Kopf nie mehr hochhalten können.
    Nachdem sie Burdicks Büro verlassen hatte, hatte Reece in New Orleans angerufen, um einiges für den Prozess zu klären, der für den Januar angesetzt war. Dann hatte er sich mit den Worten von ihr verabschiedet, dass er sie zum Abendessen einlade. Doch um achtzehn Uhr rief sie ihn an. »Mitch, tut mir wirklich Leid, aber können wir das Essen verschieben? Ich möchte heute doch lieber früh ins Bett.«
    Er zögerte einen Moment und fragte dann: »Ist mit dir auch alles in Ordnung?«
    »Ja, mach dir keine Sorgen. Ich bin nur vollkommen erledigt und hundemüde.«
    »Ist das der einzige Grund?«
    »Ja. Die ganze Aufregung hat mich geschafft.«
    »Willst du nicht vielleicht zu mir kommen?«
    »Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich heute Abend lieber allein bleiben.«
    Wieder schwieg er einen Moment lang. Vermutlich versuchte er zu enträtseln, was sie ihm auf verschlüsselte Art mitteilen wollte. Dabei bedeuteten ihre Worte doch nicht mehr und nicht weniger als: Ich bin furchtbar müde, möchte nur noch allein für mich sein und eine Weile nichts mehr von der Welt hören und sehen. Aber sein Grübeln störte sie jetzt nicht. Sie war der Ansicht, durchaus ein Recht auf Privatleben zu haben.
    »Soll ich dich anrufen?« So, wie er sie fragte, klang es, als bäte er um Erlaubnis.
    »Ich hoffe doch stark, dass du das tun wirst.« Taylor versuchte ihn zu ermutigen.
    Wieder sagte er für ein paar Sekunden nichts. Dann erklärte er: »Taylor, ich weiß, die ganze Geschichte ist furchtbar ausgegangen, aber trotzdem war das, was du

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