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Ein toedlicher Plan

Titel: Ein toedlicher Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Deaver
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immer an die getöteten Landstreicher … Taylor lachte, als ihr einfiel, dass ihr der schwierigste Teil des heutigen Abends ja noch bevorstand, nämlich rechtzeitig genug nach Hause zu kommen, um noch etwas schlafen zu können.
    Lillick war plötzlich wieder neben ihr und murmelte voller Bedauern: »Außer Spesen nichts gewesen.«
    Taylor hob den Kopf und sah, wie die knochige junge Frau, zu der er vorhin gegangen war, sich erhob, das lange orangefarbene Haar über die Schultern warf und sich zu einer Gruppe von Frauen an einem anderen Tisch gesellte.
    »Hat Danny Ihnen weiterhelfen können?«, fragte Lillick.
    »Ja«, antwortete sie kurz und knapp.
    Sean betrachtete sie. »Sie wirken etwas müde.«
    »Ich habe einen langen Tag hinter mir.«
    »Haben Sie schon zu Abend gegessen?«
    Sie war gerade im Begriff, ihn anzulügen und zu sagen, sie habe bis vor kurzem noch in der Kanzlei gearbeitet, als ihr einfiel, dass Lillick auch dort gewesen sein konnte und sofort wissen würde, dass sie ihm etwas vormachte. Deshalb antwortete sie nur: »Ich habe am späten Nachmittag etwas zu mir genommen.«
    »Er hat Sie wohl in einen besonders schicken Laden geführt, oder?«
    Taylor konnte eine Minute lang nicht sprechen. Dann fragte sie: »Wen meinen Sie?«
    »Nun, Ihre Verabredung.« Lillick ließ seinen Blick über ihr Kleid wandern. »Sie haben sich ziemlich fein gemacht.«
    »Nein, nein, da liegen Sie ganz falsch. Ich war mit einer Freundin unterwegs.«
    Lillick schmunzelte und nickte. »Natürlich, mit einer Freundin.«
    Für einen Moment beschlich Taylor, wie es ihr oft widerfuhr, wenn sie gelogen hatte, der Verdacht, er wisse alles, so als wäre er mit übersinnlichen Gaben ausgestattet und darüber im Bilde, dass sie mit Dudley zu Abend gegessen hatte. Doch er sah sie schon gar nicht mehr an, sondern verfolgte mit sichtlichem Vergnügen, wie sich der Club wieder füllte. Taylor sagte sich, dass ihre Befürchtungen paranoid waren.
    Sie gähnte und streckte sich. Ein Gelenk knackte. Die Wände waren schlampig angestrichen, die Farbe zu dünn aufgetragen. Der dunkle Lack (schwarz oder dunkelrot) konnte die wesentlich hellere Farbe darunter nicht verdecken. Der Boden fühlte sich unter den Stühlen wie ein Schwamm an. Zigarettenrauch und verschüttete Getränke hatten Flecken auf der Holzverkleidung hinterlassen. Ob dieses Interieur Postpunk oder postmodern sein sollte, Taylor ließ sich davon nicht für einen Moment täuschen. Vom Design einmal abgesehen, hätte dieser Laden auch ein Beatschuppen der Sechzigerjahre sein können. Wie eh und je bildete die Jukebox das Zentrum. Dave Brubeck und Bob Dylan waren nicht weit entfernt von den heutzutage populären Bands, mochten die sich auch noch so sehr als Vertreter einer neuen Zeit fühlen.
    »Bleiben Sie zur nächsten Show?«, fragte Lillick.
    Taylor schüttelte den Kopf. »Ich brauche ganz dringend Schlaf. Mein Ideal ist ein normaler Arbeitstag. Für Überstunden bin ich irgendwie nicht geschaffen.«
    Lillick redete auf sie ein, aber sie bekam kein Wort davon mit. Ihr Blick war nämlich in die Ecke des Clubs gefallen, in der sich ihr Double gerade aufhielt. Die Schauspielerin sah in ihrem blutverschmierten Gewand immer noch wie eine Leiche aus. Sie fuhr sich mit einer Hand durch das zerzauste Haar, und ihre von Todesschatten umrandeten Augen waren direkt auf Taylor Lockwood gerichtet.

…Vierzehn
    »Warum braucht eine Frau so lange, bis sie zum Orgasmus kommt?«, fragte Thom Sebastian Taylor Lockwood.
    »Thom!«
    Sie saßen auf dem Rücksitz einer Limousine, die am Samstagmorgen über den Long Island Expressway raste. Die Augen des Fahrers huschten ebenso oft zum Radaranzeiger, wie sie nach vorn blickten.
    »Sagen Sie endlich, warum braucht eine Frau so lange, bis sie zum Orgasmus kommt?«
    »Okay, ich gebe auf. Warum?«
    »Wen interessiert das schon?« Er warf sich in den Sitz zurück und lachte schallend. Dann öffnete er eine Dose Bier und reichte sie ihr. Taylor lehnte dankend ab.
    »Uns erwartet ein sehr eigentümlicher Tag«, verkündete er. »Was wissen Sie über Bosk?«
    »Ich weiß nur, dass seine Eltern eingesperrt gehören, wenn sie ihn auf einen solchen Namen getauft haben.«
    »Richtig heißt er ja auch Albert. Albert L. Peterson. Vermutlich der Dritte. Oder auch schon der Vierte. Tja, Boskie-Baby. Sehen Sie, das ist der Unterschied zwischen den Generationen. Wenn er in den Dreißiger- oder Vierzigerjahren gelebt hätte, hätten ihn alle Alp oder Alpie genannt.

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