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Ein toedlicher Plan

Titel: Ein toedlicher Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Deaver
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dieses Riesenarschloch herein und fängt gleich an, mich anzubrüllen. Poppie hat das gehört, denn er tauchte wenig später auf und fuhr den Blödmann an: ›Was ist denn hier los?‹ Und der schrie zurück: ›Das ist ein privater Konferenzraum! Was hat sie hier zu suchen?‹ Poppie und er haben sich dann noch ’ne Weile angeschnauzt, bis dieser Kerl drohte, er werde dafür sorgen, dass Poppie aus der Firma geschmissen werde, wie er es schon lange verdient habe, wenn er nicht sofort von hier verschwinde. Ich hab so ’ne Flasche mit einer chemischen Keule in meiner Handtasche, und ich wollte schon los und der Drecksau das Zeug in die Fresse sprühen und ihm dann in die Eier treten, bis er nicht mehr bis drei würde zählen können. Ich meine, ich muss mich doch wohl nicht von so einem in der Weise vor die Tür setzen lassen, oder? Nee, niemand macht das mit mir! Aber Poppie hatte Schiss, und so sind wir schließlich doch gegangen.«
    »Was wollte der Mann denn überhaupt dort?«
    Junie zuckte mit den Schultern. »Weiß ich nicht, wahrscheinlich diesen Jungen bürsten, der bei ihm war.«
    »Bürsten?«
    »Na, vögeln, bumsen.«
    »In der Kanzlei?«
    »He, bin ich Hellseherin? Ich weiß nur, dass er mit diesem Jungen gekommen ist, einem richtigen heißen Feger.«
    »Einem was?«
    »Einer, der zu schön ist, um wahr zu sein.«
    »Erklären Sie mir das bitte genauer.«
    Junie runzelte die Stirn und suchte nach passenden Worten. »Na ja, einer, der an keinem Spiegel vorbeigehen kann, ohne einen Blick hineinzuwerfen. Er trug ein schwarzes Hemd, weite Hosen und einen Ohrring. So wie der läuft niemand in Ihrer Kanzlei rum. Jedenfalls habe ich dort noch nie jemanden gesehen, der so herausgeputzt war.«
    »Haben Sie irgendeinen Namen mitbekommen?«
    »Ja, der Brüllaffe, der mit den bunten Klamotten – ich hatte mal einen Loddel, der sich genauso angezogen hat.« Sie bemerkte Taylors Blick und erklärte rasch: »Einen Zuhälter. Also, dieser Brüllaffe, der hatte so einen komischen Namen. Wentel oder Wenton. Irgendwas in der Art. Jedenfalls ein richtiger Schwuchtelname.«
    »Vielleicht Wendall? Wendall Clayton?«
    »Ja, genau, Wendall.« Sie ahmte Claytons arrogantes Näseln nach.
    »Hat Ralph an jenem Abend irgendetwas mitgebracht?«, fragte Taylor. »Hat er etwas in der Kanzlei versteckt?«
    Junie sah sie einen Moment an und sagte dann mit überraschend erwachsener Stimme: »Meinen Sie nicht, Sie haben langsam genug für Ihr Geld bekommen?«
    »Ich kann Ihnen ja noch einen Scheck geben«, bot Taylor an.
    Das Mädchen schüttelte den Kopf. »Nee, mehr will ich Ihnen nicht erzählen.«
    Taylor erhob sich langsam, schob ihre geschwollenen Füße in die Schuhe und trat mit schmerzverzerrtem Gesicht zur Tür.
    »He, warten Sie doch!« Junie sah sie grinsend von oben bis unten an. »Sie haben noch immer etwas Zeit übrig. Warum bleiben Sie nicht? Ich habe mir gerade überlegt, dass ich noch nie etwas mit einer älteren Frau hatte. Na, wie wär’s?«
    »Vielleicht ein andermal.«
    »He, wachen Sie auf. Kommen Sie endlich zu sich …«
    Der Taxifahrer griff unter der verschmierten Trennscheibe hindurch, rüttelte Taylor und brüllte sie an. Er wirkte sehr aufgeregt und fiel immer wieder ins Jiddische. Taylor schloss daraus, dass er wohl schon eine ganze Weile versuchte, sie wach zu bekommen.
    »Wie spät ist es denn?«, fragte sie schlaftrunken.
    »Ein Uhr dreißig.«
    »Morgens oder mittags?«
    »Nun kommen Sie schon. Die Fahrt macht elf fünfundzwanzig. Zahlen Sie endlich.«
    Taylor gab ihm das Geld. »Wollte ich hierher?«
    »Ich sollte Sie zu dieser Adresse fahren. Ob Sie wirklich hierher wollen, ist allein Ihre Entscheidung.«
    Die Fassade des Clubs war zugekleistert mit Fliesen, Bildern, Spiegelscherben, Plastikspielzeugen und überlackierten Magazin-Titelseiten. In handgedruckten Buchstaben stand über dem Eingang: PLASTIC RESPECT. Der Türsteher betrachtete ihre schwarzen Lederpumps wie ein Wissenschaftler eine Mikrobe und ließ sie dann mit einem zögernden Nicken hinein.
    Das Innere des Clubs war in mattem Schwarz gehalten. Die halbbogenförmige Bar nahm eine ganze Wand ein. Auf dem Boden saßen die Gäste um winzige, schiefe Tische. Taylor sah Heteros, Lesben, Schwule und einige Singles. Alle hier trugen schwarzes Leder, weite Hosen, Stiefel und T-Shirts. Eine Gruppe Frauen, alle mit extrem kurz geschnittenem Haar, betrachtete ein paar Sekunden lang mit sublimer Neugier Taylors marineblaues, gepunktetes

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