Ein toedlicher Plan
stellte Bosk sie den Spielern vor, die alle Anfang zwanzig waren. Eine Reihe von Namen rauschte an ihr vorbei – Rob und Mindy, Gay-Gay und Trevor, Windham und MacKenzie (die beiden Letzten gehörten Frauen), Bündel von Zeitgeist-Phonemen, die ausgeprägter waren als die Gesichter der gut aussehenden Männer und hübschen Frauen, zu denen sie gehörten. Taylor lächelte, winkte dem oder der Betreffenden zu und vergaß die Namen schon, kaum dass sie sie vernommen hatte. Die jungen Leute waren freundlich, aber zurückhaltend, und Taylor fragte sich, was sie wohl von ihr denken mochten, der Dreißigjährigen, halb Italienerin, halb Irin, die ihr unbezähmbares Haar nicht zu einem ordentlichen Pferdeschwanz zusammengebunden hatte und dazu einen langen Rock und eine schwarze Bluse trug. (O mein Gott, da war diese Frau in Southampton, ich kann es immer noch nicht fassen, und sie sah aus wie jemand, also ehrlich, mir fehlen immer noch die Worte, wie jemand aus Soho oder solch einer Gegend.)
Taylor spürte, dass die Frauen so über sie dachten. Anders die Männer. Ihre Reaktion reichte von beiläufigen Flirtversuchen bis zu offenen, geradezu europäischen Blickaufforderungen, mit dem Betreffenden ins Bett zu hüpfen. Zur Halbzeit war Taylor zu der Überzeugung gelangt, dass sich heute Abend viele weibliche Hände an den Gürteln ihrer Freunde zu schaffen machten. Die Luft war kalt und feucht. Taylor konnte den Ozean aus immer wieder wechselnden Richtungen hören.
»He, Taylor, spielen Sie den Ball! Nun machen Sie schon!« Bosk zeigte vor ihr auf das Gras.
»Nein, tun Sie das lieber. Ich mache die Cheerleaderin.«
»Buh! Sie Spielverderberin!«, rief Bosk.
Sebastian stürzte ein Bier hinunter und rannte dann aufs Spielfeld. Das Match wurde fortgesetzt. Bosk baute sich hinter der Center-Spielerin auf, einer zierlichen Blondine, und tätschelte ihren Hintern. Sie drehte sich um, schob seine Hand fort, kicherte und küsste ihn auf den Mund.
Da Taylor nur herumstand, spürte sie bald die Kälte. Der Wind kam von der See und legte sich wie ein nasses Tuch auf ihre Haut. Ihre Füße schmerzten. Sie lief am Spielfeldrand entlang, vorbei an den grünen Bierflaschen, die wie Zuschauer aufgebaut waren. Wenn es ein Adjektiv gibt, dachte sie, das mein Tun hier am genauesten beschreibt, dann ist das »absurd«.
Das Dinner unterstand Adas Jurisdiktion.
Sie präsidierte mit der ruhigen Autorität eines Menschen, für den Schicklichkeit und Angemessenheit bei einer Gesellschaft Vorschrift sind. Die Kristallgläser und das kostbare Porzellan standen an exakten, geradezu ausgezirkelten Plätzen. Taylor konnte sich gut vorstellen, dass die Art und Weise, wie man den Tisch gedeckt hatte, in einer dreißig Jahre alten Ausgabe von
Emily Post
zu finden war. Obwohl keine Dinnerkleidung gefordert war, machte Ada in einem rauschenden Seidenkleid, einem schwarzen Samtstirnband und der Halskette mit dem zitronengelben Stein jedem klar, dass, ganz gleich, in welchen Speisehallen oder Clubs die jungen Leute zu essen pflegten, das Dinner in diesem Haus unter einem Mindestmaß an Formalität stehen würde.
Taylor irrte an den Stühlen entlang (»Oh, tut mir Leid, sitze ich vielleicht hier?«), bis Ada sie nachsichtig lächelnd von Bosks Freundin (eine mögliche Informationsquelle über Sebastians Projekt) fortführte und mit leichtem Tadel erklärte: »Junge, Mädchen, Junge, Mädchen …«
Hummersuppe, Birnen-und-Camembert-Salat, winzige Kalbskoteletts, umgeben von einem Yin-Yang-Gewirr aus pürierten Erbsen und Karotten, grüner Salat, und das Ganze servierte ein leibhaftiger Butler. Bis auf Taylor schien niemand von den Speisen sonderlich beeindruckt zu sein.
Taylor tauschte mit dem jungen Mann zu ihrer Rechten ein paar Höflichkeiten aus, versuchte dabei jedoch, etwas von der Konversation zwischen Sebastian und Bosk mitzubekommen. Leider war Adas Stimme viel zu laut. Sie sprach mit dem typischen Akzent der Reichen von Long Island, den Junie so gut getroffen hatte, als sie Wendall Clayton nachahmte. Ada legte den jungen Männern häufig ihre knochigen Finger auf die Unterarme und flirtete recht unverhohlen mit ihnen. Trotzdem wusste sie, welchen Spielraum ihr ihre Rolle als Gastgeberin ließ. Sie verstand sich darauf ebenso gut, wie über andere bei Tisch statthafte Themen zu plaudern. Ada würde niemals einem der jungen Männer ein allzu offensichtliches Angebot machen, nicht einmal, wenn sie allein mit einem Tad oder Robert oder Sherwood
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