Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Totenhemd fur einen Erzbischof

Ein Totenhemd fur einen Erzbischof

Titel: Ein Totenhemd fur einen Erzbischof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Zum Glück zweifelte niemand meine Aussage an. Alle gingen davon aus, daß Ihr die verletzte Person wart, zu der man mich gerufen hatte.»
    Fidelma sah ihn mit großen Augen an. « Ihr habt mich also niedergeschlagen?»
    «Vergebt mir», wiederholte Cornelius ohne allzu große Zerknirschung.
    «Ich hatte gleich das Gefühl, daß mir die Gestalt auf der Treppe irgendwie bekannt vorkam», murmelte Fidelma nachdenklich.
    «Als Ihr Euer Bewußtsein wiedererlangtet, schient Ihr mich aber in keiner Weise zu verdächtigen.»
    «Eines verstehe ich immer noch nicht: Ich hatte die Araber in den Katakomben hinter mir zurückgelassen. Wie konnten sie vor mir herauskommen und Euch von Ronans Tod erzählen, ehe wir uns auf der Treppe begegneten?»
    Cornelius zuckte mit den Achseln. «Offenbar wißt Ihr nicht, wie viele Ein- und Ausgänge diese Katakomben haben. Nicht weit von der Grabkammer, in der Ronan getötet wurde, gibt es einen, der zum Friedhofstor führt. Hättet Ihr diesen Weg eingeschlagen, wärt Ihr innerhalb weniger Minuten im Freien gewesen. Daher auch der unbekannte Pilger, der sagte, in den Katakomben sei jemand verletzt worden.»
    Licinius nickte. «Cornelius hat recht, Schwester. Auch der fremde Pilger muß einen anderen Weg benutzt und Euch auf dem Weg zurück zum Haupteingang überholt haben.»
    «Und warum seid Ihr nicht gleich zu Ronan gegangen?» fragte Fidelma.
    «Hätte ich die Abkürzung genommen, hätte das sofort Mißtrauen erregt. Ja, ich wäre am liebsten sofort zu ihm geeilt, aber es standen zu viele Leute herum, und ich mußte zuerst Euch in den Palast zurückbringen. Anschließend war es zu spät. Licinius wurde zu den Katakomben geschickt, um Ronans Leiche zu bergen.»
    «Was habt Ihr mit dem Brief und dem Kelch gemacht?» fragte Fidelma.
    «Ich habe beides in meiner Arzneitasche versteckt und Osimo aufgesucht, um ihm die traurige Nachricht zu übermitteln. Offenbar haben die Araber Ronan auf dem Gewissen. Aber warum haben sie ihn getötet? Dachten sie, er würde sie betrügen?»
    «Es waren nicht die Araber», sagte Fidelma.
    Cornelius’ Augen weiteten sich vor Erstaunen. «Das haben sie auch behauptet. Aber wer soll es sonst gewesen sein?»
    «Das müssen wir noch herausfinden.»
    «Nun, ich oder Osimo waren es jedenfalls nicht. Das schwöre ich beim lebendigen Gott!» verkündete Cornelius.
    Fidelma lehnte sich zurück und sah den griechischen Chirurgus nachdenklich an. «Eine Sache verstehe ich nicht …», begann sie.
    «Mehr nicht?» spöttelte Eadulf. «Ich finde, die Lage wird immer verworrener.»
    Furius Licinius nickte zustimmend. Fidelma achtete nicht weiter darauf. «Ihr sagtet, Bruder Ronan habe Wighard von früher gekannt und sei nicht besonders gut auf ihn zu sprechen gewesen. Könnt Ihr das etwas genauer erklären?»
    «Mein Wissen beruht allein auf Hörensagen, Schwester», antwortete Cornelius. «Ich habe die Geschichte nur so weitergegeben, wie Ronan sie Osimo und dieser wiederum mir erzählt hat.»
    Er hielt einen Augenblick inne, um seine Gedanken zu ordnen, ehe er fortfuhr: «Ronan Ragallach hat sein Heimatland vor vielen Jahren verlassen, um den Sachsen das Wort des Herrn zu bringen. Zuerst reiste er durch das Königreich der Westsachsen, dann kam er ins Königreich Kent. Eine Weile predigte er an einer Kirche in Canterbury, die dem heiligen Martin von Tours geweiht ist. Wie ich erfahren habe, soll es ein winziges Kirchlein sein.»
    Eadulf nickte zustimmend. «Ich kenne die Kirche.»
    «Vor etwa sieben Jahren erschien eines Nachts ein Sterbender in dieser Kirche. Er war an Geist und Körper gebrochen und litt offenbar an einer Lungenkrankheit. Er wußte, daß es mit ihm zu Ende ging und wollte seine Sünden beichten. Zufällig war in jener Nacht nur ein Geistlicher zugegen, der ihm die Beichte abnehmen konnte – ein reisender Mönch aus Irland.»
    «Ronan Ragallach!» platzte tesserarius Licinius, der Cornelius’ Erzählung gebannt folgte, ungeduldig heraus.
    «Genau», bestätigte Cornelius. «Bruder Ronan Ragallach. Er nahm dem Mann die Beichte ab, und es waren keine geringen Sünden, die er dabei zu hören bekam. Die schlimmste war, daß der Mann sich als Mörder hatte dingen lassen. Am meisten beunruhigte ihn dabei, daß er von einer großen Sünde wußte, die auf einem bedeutenden Mitglied der Kirche lastete. Er erzählte Ronan die Hintergründe des Verbrechens in allen Einzelheiten: Er hatte von einem Diakon der Kirche Geld erhalten, um dessen Familie zu töten, weil

Weitere Kostenlose Bücher