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Ein Totenhemd fur einen Erzbischof

Ein Totenhemd fur einen Erzbischof

Titel: Ein Totenhemd fur einen Erzbischof Kostenlos Bücher Online Lesen
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planten, durch die neben Abt Puttocs Zimmer liegende Kammer in das domus hospitale einzudringen …»
    «Durch Bruder Eanreds Kammer?» fragte Fidelma.
    «Ja. Auf diese Weise konnten sie die Wachposten umgehen und gleich ins obere Stockwerk gelangen. Unter dem Fenster dieser Kammer beginnt ein breiter Sims, der bis zu den Fenstern des munera peregrinitatis verläuft.»
    «Ich habe diesen Sims gesehen. Von Eanreds Zimmer aus ist er leicht zu erreichen.»
    Cornelius nickte anerkennend. «Ihr habt ein scharfes Auge, Schwester. Ronan und Osimo konnten also unbeobachtet ins domus hospitale gelangen. Die einzige Schwierigkeit bestand darin, den sächsischen Diener aus dem Verkehr zu ziehen.»
    «Und das war Eure Aufgabe», meinte Fidelma mit einem zufriedenen Lächeln. «Deshalb habt Ihr den einfältigen Eanred in Eure Villa eingeladen und mit Wein und gelehrten Vorträgen bei Laune gehalten, bis ihr davon ausgehen konntet, daß Eure Komplizen die Beute an sich gebracht hatten.»
    Cornelius nickte, erstaunt über Fidelmas Wissen.
    «Während ich Eanred ablenkte – glaubt mir, es war keine leichte Aufgabe, diesen Einfaltspinsel zu beschäftigen –, machten Osimo und Ronan sich auf den Weg in seine Kammer. Osimo hielt Wache, und Ronan schlich sich in Wighards Gemächer, um zu sehen, ob er schon schlief.»
    «Aber Wighard überraschte Ronan und mußte dafür mit seinem Leben bezahlen?» fragte Eadulf ungeduldig.
    «Nein!» entgegnete Cornelius. «Ich sagte Euch doch schon: Weder Ronan noch Osimo haben Wighard getötet.»
    Fidelma sah Eadulf stirnrunzelnd an. «Laßt Cornelius die Geschichte auf seine Weise erzählen», wies sie ihn sanft zurecht.
    «Aus Wighards Gemächern war kein Geräusch zu hören, also trat Ronan ein. Er schlich als erstes ins Schlafzimmer, wo er den toten Wighard fand. Im ersten Augenblick des Entsetzens wollte Ronan fliehen, doch dann fiel ihm ein, daß der Diebstahl nun um so leichter auszuführen war. Er nahm seinen ganzen Mut zusammen und füllte die beiden Säcke, die er zu diesem Zweck mitgebracht hatte, mit den wertvollen Kelchen. Die Säcke waren sperrig und schwer, so daß er zunächst nur einen davon zu dem in Eanreds Kammer wartenden Osimo bringen konnte und noch einmal zurückkehren mußte, um den zweiten Sack zu holen.
    Osimo kletterte mit dem ersten Sack zurück ins munera peregrinitatis , während Ronan den zweiten Sack in Eanreds Kammer schleppte …»
    «Wobei ein Stück von dem Sackleinen am Türrahmen hängenblieb», murmelte Fidelma.
    Cornelius fuhr fort: «Ronan war schon dabei, aus Eanreds Fenster zu klettern, als ihm voller Schreck einfiel, daß er Wighards Tür nicht geschlossen hatte. Aus Angst, die Leiche könnte entdeckt werden, ehe sie ihre Beute sicher verstaut hatten, ließ er den Sack am offenen Fenster stehen und kehrte noch einmal auf den Flur zurück. Es war ein törichter Entschluß, der geradewegs zu seiner Verhaftung führte, denn wie er uns später erzählte, hatte er Eanreds Kammer gerade verlassen, als plötzlich ein decurion der custodes vor ihm auftauchte und ihn aufforderte stehenzubleiben.
    Ronan war so geistesgegenwärtig, nicht in Eanreds Kammer zurückzukehren und damit den decurion auf die Fährte seines Komplizen Osimo zu lenken. Statt dessen versuchte er, über die Treppe am anderen Ende des Flurs zu flüchten. Dabei lief er jedoch geradewegs den beiden Soldaten unten im Innenhof in die Arme.»
    «Die Flucht durch Eanreds Fenster wäre aussichtsreicher gewesen», bemerkte Eadulf.
    Cornelius sah ihn mißmutig an. «Wie ich schon sagte, war Ronan klar, daß er den decurion damit unmittelbar zu dem zweiten Sack mit den wertvollen Kelchen und auf die Fährte seines Freundes Osimo geführt hätte. Deshalb hat er sich für die andere Möglichkeit entschieden.»
    «Und was ist mit dem Sack geschehen, den er in Eanreds Kammer gelassen hatte?» fragte Fidelma. «Ich nehme an, Osimo ist noch einmal wiedergekommen, um ihn zu holen?»
    «Richtig», entgegnete Cornelius nickend. «Nachdem Osimo den ersten Sack sicher verstaut und eine Weile lang vergeblich auf Ronan gewartet hatte, machte er sich große Sorgen um seinen Freund. Also kehrte er in Eanreds Kammer zurück. Er fand den zweiten Sack, erkannte an den lauten Stimmen draußen im Flur, daß Ronan gefaßt worden war, nahm den Sack und brachte ihn ins munera peregrinitatis . Dort beschloß er, die Säcke in seinem Zimmer in Biedas Herberge zu verstecken, da eine Durchsuchung des Amtes zu befürchten war. Wir

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