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Ein Totenhemd fur einen Erzbischof

Ein Totenhemd fur einen Erzbischof

Titel: Ein Totenhemd fur einen Erzbischof Kostenlos Bücher Online Lesen
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…»
    «Nun, zumindest sind wir uns über den ersten Teil Eurer Aussage einig, Eadulf», unterbrach sie ihn. «Wärt Ihr einverstanden, wenn wir, solange uns Bruder Ronan noch nicht zur Verfügung steht, unsere Ermittlungen in einer anderen Richtung fortsetzen und die Menschen befragen, die Wighard von Kent aus begleitet und in den letzten Tagen viel Zeit mit ihm verbracht haben?»
    «Ich begreife nicht …», begann der sächsische Mönch zögernd, fuhr dann jedoch nach einer Pause fort: «Also, gut. Zumindest kann es nicht schaden.»
    Fidelma lächelte. «Gut. Dann laßt uns überlegen, wen wir alles befragen wollen, sobald wir wieder im Lateranpalast sind. Wer gehörte alles zu Wighards Gefolge?»
    «Nun ja, als sein scriptor wäre da wohl vor allem erst einmal ich zu nennen», antwortete Eadulf mit einem spöttischen Grinsen. «Aber mich kennt Ihr ja bereits.»
    Fidelma fand das gar nicht lustig. «Dummkopf! Ich meine die anderen. Es sind ihm doch noch mehr Leute gefolgt, darunter Schwester Eafa und diese herrische Äbtissin Wulfrun, deren Gesellschaft wir uns auf der Schiffreise von Massilia erfreuen durften.»
    Bei Fidelmas spöttischem Unterton verzog Eadulf das Gesicht.
    «Äbtissin Wulfrun ist, wie Ihr wahrscheinlich wißt, eine Prinzessin von königlichem Geblüt, eine Schwester Seaxburghs, der Gemahlin König Eorcenbrehts von Kent.»
    Die in seiner Stimme mitschwingende Ehrfurcht rief bei Fidelma Mißfallen hervor. «Wer in den Stand der Geistlichkeit eintritt, ist eins mit der Kirche und hat keinen anderen Rang als den, den ihm die Kirche gewährt.»
    Im Kerzenlicht sah sie, wie Eadulf errötete und unwillig von einem Fuß auf den anderen trat. «Dennoch, eine sächsische Prinzessin hat …»
    «Nicht mehr Anspruch auf Anerkennung als jeder andere Laie, der einem heiligen Orden beitritt. Bedauerlicherweise hält sich Äbtissin Wulfrun jedoch noch immer für eine Prinzessin von Kent. Mir tut Schwester Eafa leid. Wulfrun kommandiert sie herum, als wäre sie ihre Sklavin.»
    Insgeheim hatte auch Eadulf mit der jungen Schwester Mitleid verspürt. Doch in den sächsischen Königreichen spielten Geburt und Rang eine große Rolle.
    «Wer außer den Genannten gehörte noch zu Wighards Gefolge?» wechselte Fidelma das Thema.
    «Nun ja», erwiderte Eadulf, «außer Wulfrun und Eafa wäre da noch Bruder Ine zu nennen. Als persönlicher Diener ging er Wighard in allen praktischen Dingen des Lebens zur Hand. Dabei trägt er ständig eine Trauermiene, und es ist schwer, an ihn heranzukommen. Außerdem ist ihm noch Abt Puttoc von der Abtei Stanggrund nach Rom gefolgt.»
    «Ah», warf Fidelma ein, «der gutaussehende Mann mit dem grausamen Zug um den Mund?»
    Eadulf schnaubte vor Empörung. «Gutaussehend? Das kann wohl nur eine Frau behaupten. Er ist sehr von sich eingenommen, und es geht das Gerücht, daß er auch ebenso ehrgeizig sei. Er ist der persönliche Gesandte König Oswius von Northumbrien. Man sagte mir, er sei ein enger Freund Wilfrids von Ripon.»
    «Verstehe. Weilt er als Vertreter Oswius in Rom?»
    «Ja. Oswiu gilt in Rom inzwischen als Hochkönig aller sächsischen Königreiche.»
    Wilfrid von Ripon war, wie Fidelma aus ihrer Zeit in Witebia wußte, der Hauptfeind der irischen Missionare in Northumbrien und bei der Synode als einer der wichtigsten Fürsprecher Roms aufgetreten.
    «Dann ist da noch Bruder Eanred, Puttocs Diener. Er ist ein ruhiger, schlichter Mann. Es heißt, Puttoc habe ihn als Sklave gekauft und ihm den Lehren des Glaubens entsprechend die Freiheit geschenkt.»
    Fidelma wußte, daß in den sächsischen Königreichen die Sklaverei noch längst nicht überwunden war. Tiefe Abscheu erfüllte sie bei dem Gedanken. «Puttoc hat Eanred von der weltlichen Sklaverei befreit, damit er ihm in seiner Abtei als Sklave dienen kann?»
    Wieder scharrte Eadulf mit den Füßen, beschloß aber, nicht weiter darauf einzugehen.
    «Und zu guter Letzt ist da noch Bruder Sebbi», fuhr er statt dessen fort. «Er kommt ebenfalls aus der Abtei Stanggrund und ist als Berater von Abt Puttoc hier.»
    «Erzählt mir von ihm», sagte Fidelma.
    «Ich habe in meiner Zeit in Rom nicht viel über ihn in Erfahrung bringen können», erwiderte Eadulf. «Ich glaube, er besitzt einen scharfen Verstand, aber auch einen ebenso stark ausgeprägten Ehrgeiz.»
    «Schon wieder Ehrgeiz …», murmelte Fidelma nachdenklich. «Und alle Gefolgsleute Wighards waren wie er im domus hospitale untergebracht?»
    «Ja. Meine Kammer lag der

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