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Ein Totenhemd fur einen Erzbischof

Ein Totenhemd fur einen Erzbischof

Titel: Ein Totenhemd fur einen Erzbischof Kostenlos Bücher Online Lesen
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Verstand und seine gute Menschenkenntnis. Aber die innere Stimme, die ihr sagte, daß sich hinter Wighards Tod ein Geheimnis verbarg, ließ sich nicht zum Schweigen bringen.
    «Beginnen wir mit Bruder Ine, Wighards Diener», verkündete sie.
    Eadulf wandte sich an Licinius. «Holt uns Bruder Ine. Ich habe alle, die wir befragen wollen, gebeten, sich im großen Saal bereitzuhalten. Dort müßtet Ihr ihn finden.»
    Der junge tesserarius nickte kurz und verließ das Zimmer.
    Grinsend wandte Eadulf sich an Fidelma. «Unser patrizischer Freund scheint von unseren Ermittlungen nicht viel zu halten.»
    «Ich glaube, er würde lieber in den ruhmreichen Armeen des alten römischen Reiches kämpfen, als zwei neugierigen Geistlichen als Wächter und Beschützer zu dienen», erwiderte Fidelma trocken. «Er trägt seine patrizische Herkunft mit aller Ungeduld und Überheblichkeit eines unreifen, jungen Menschen wie eine Fahne vor sich her. Aber er hat die Zeit auf seiner Seite: Auch er wird innerlich wachsen und reifen.»
    Es schien, als sei Licinius nur einen kurzen Augenblick fort gewesen, denn schon öffnete sich die Tür, und ein kleiner, hagerer Mann mit traurigem Gesicht stand auf der Schwelle. Fidelma schätzte ihn auf Mitte vierzig. Hinter ihm war der junge tesserarius zu sehen.
    «Bruder Ine», verkündete Licinius, schob den sichtlich unwilligen Mönch ins Zimmer und schloß die Tür hinter ihm.
    «Kommt herein, Bruder Ine.» Eadulf deutete auf einen freien Stuhl. «Das ist Schwester Fidelma von Kildare. Bischof Gelasius hat uns beide beauftragt, Wighards Tod näher zu untersuchen.»
    Der Mönch blickte Fidelma mit dunklen, ernsten Augen an.
    «Deus vobiscum» , murmelte er und sank auf den angebotenen Stuhl.
    «Bruder Ine», begann Fidelma, die das Gefühl hatte, noch einmal klarstellen zu müssen, worum es ihnen ging. «Ist Euch bewußt, daß wir im Fall des Mordes an Wighard von Canterbury mit aller Machtbefugnis des päpstlichen Haushalts ermitteln?»
    Bruder Ine nickte kurz und ruckartig.
    «Ihr wart Wighards persönlicher Diener?»
    « Requiscat in pace! » erwiderte Bruder Ine gottesfürchtig und machte eine Kniebeuge. «Ich bin dem Verstorbenen bei allen täglichen Verrichtungen zur Hand gegangen – mehr noch, ich war sein Vertrauter.»
    «Ihr stammt aus dem Königreich Kent?»
    Eadulf beschloß, sich zurückzulehnen und Fidelma das Fragen zu überlassen.
    «Allerdings.» Ein Anflug von Stolz erschien auf seinem traurigen Gesicht. «Mein Vater war Churl am Hofe König Eadbalds, mein Bruder lebt noch heute am Hofe Eorcenbrehts, Eadbalds Nachfolger auf dem Königsthron.»
    «Der Vater war Lehensmann», erklärte Eadulf für den Fall, daß Fidelmas Kenntnisse der sächsischen Sprache nicht ausreichten. «Ein Churl ist ein Lehensmann und persönlicher Diener seines Herrn.»
    «Und wann habt Ihr Euer Leben Christus geweiht?» fragte Fidelma weiter.
    «Mein Vater hat mich nach Canterbury gebracht, als Honorius Erzbischof war. Ich war damals zehn Jahre alt und wurde im Kloster zum Mönch erzogen.»
    Fidelma hatte bereits von der seltsamen sächsischen Sitte gehört, kleine Kinder ins Kloster zu geben.
    «Und wie lange standet Ihr in Wighards Diensten?»
    «Zwanzig Jahre lang. Ich wurde sein Diener, als er zum Sekretär Bischof Ithamars von Rochester berufen wurde.»
    «Ithamar war der erste Einheimische, der fünfzig Jahre, nachdem Augustin das Christentum nach Kent brachte, zum Bischof ernannt wurde», warf Eadulf erklärend ein.
    Bruder Ine nickte zustimmend. «Im gleichen Jahr wurde Wighards Familie bei einem Überfall der Pikten auf die Küste Kents niedergemetzelt. Als einfacher Geistlicher war Wighard verheiratet gewesen und hatte mehrere Kinder gehabt. Nach der Ermordung seiner Frau und seiner Nachkommen widmete sich Wighard mit ganzer Kraft der Kirche. Zehn Jahre lang diente er Ithamar. Als Honorius starb und Deusdedit erster sächsischer Erzbischof von Canterbury wurde, ernannte er Wighard zu seinem Sekretär, und wir zogen von Rochester nach Canterbury.»
    «Ihr habt Wighard also wirklich über einen langen Zeitraum gekannt …»
    Bruder Ine nickte.
    «… und müßtet wissen, ob er irgendwelche Feinde hatte.»
    Ine warf Eadulf einen unsicheren Blick zu und schlug die Augen nieder. Anscheinend fiel es ihm schwer, die richtigen Worte zu finden.
    «Wighard trat offen für die römische Vorherrschaft in Britannien ein und machte sich dadurch Feinde …»
    Als er verstummte, lächelte Fidelma matt. «Ihr meint,

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