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Ein Totenhemd fur einen Erzbischof

Ein Totenhemd fur einen Erzbischof

Titel: Ein Totenhemd fur einen Erzbischof Kostenlos Bücher Online Lesen
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und Eadulf gebannt gelauscht hatte.
    «Ist das weit?» fragte Fidelma.
    «Nein, im Gegenteil, es ist ganz in der Nähe», sagte Licinius. «Sicherlich habt Ihr den Aquädukt schon gesehen. Die große, unter dem berüchtigten Kaiser Caligula vor über sechshundert Jahren erbaute Wasserleitung bringt Wasser von einer achtundsechzig Kilometer entfernten Quelle in der Nähe von Sublaquea in die Stadt.»
    Fidelma hatte den Aquädukt tatsächlich schon gesehen und die Größe des Bauwerks bewundert. In Irland gab es nichts Vergleichbares, aber die irischen Königreiche waren auch reichlich mit Wasser versorgt, und es gab keinen Grund, den Verlauf von Flüssen oder Quellen zu verändern, um damit dürre Gegenden fruchtbar zu machen.
    «Die Herberge gehört Diakon Bieda», erklärte Furius Licinius weiter. «Ich muß Euch warnen, Schwester, es ist eine sehr billige und schäbige Unterkunft, die nicht unter der Aufsicht von Geistlichen steht. Auf die Empfindsamkeiten gläubiger Frauen wird dort wenig Rücksicht genommen, wenn Ihr versteht, was ich meine.»
    Fidelma sah den jungen Mann mit ernster Miene an.
    «Ich glaube, ich verstehe, was Ihr meint, Furius Licinius», entgegnete sie. «Aber wenn der Eigentümer tatsächlich ein Diakon der Kirche ist, verstehe ich nicht, wie es dazu kommen konnte.»
    Licinius zuckte mit den Achseln. «In Rom ist es einfach, Vergünstigungen käuflich zu erwerben. Der Titel eines Diakons gehört dazu.»
    «Dann werde ich mein Bestes tun, um mich von etwaigen Anstößigkeiten nicht aus der Fassung bringen zu lassen. Und jetzt sollten wir uns auf den Weg machen, denn ich habe wenig Lust, das Abendessen zu verpassen, das sicherlich bald aufgetragen wird.»
     

IX
     
    Furius Licinius führte sie durch die vielen Innenhöfe und Gärten des Lateranpalasts, bis sie schließlich auf dem Celius-Hügel durch ein Seitentor nach draußen traten. Selbst Fidelma war von den ausgedehnten Anlagen beeindruckt, und Licinius genoß es, sein Wissen unter Beweis stellen zu können.
    «Das ist das Sancta Sanctorum », sagte er und zeigte auf einen kleinen, aber hoch aufragenden Kirchenbau, «die private Kapelle des Heiligen Vaters mit der Scala Santa , der Treppe, die unser Herr Jesus Christus nach seiner Verurteilung im Haus des Statthalters Pilatus hinunterging.»
    Fidelma sah in zweifelnd an. «Aber Pilatus’ Haus stand doch in Jerusalem», entgegnete sie.
    Licinius grinste zufrieden: Er wußte etwas, wovon Fidelma offenbar keine Ahnung hatte.
    «Die heilige Helena, die Mutter des großen Konstantin, hat die Treppe von Jerusalem nach Rom gebracht. Sie besteht aus achtundzwanzig Stufen aus tyrianischem Marmor, die selbst der Heilige Vater nur auf Knien erklimmen darf. Helena fand die Treppe zur gleichen Zeit wie das wahre Kreuz, das in Golgatha vergraben war – das Kreuz, an dem der Erlöser gelitten hat.»
    Fidelma hatte die Geschichte von dem dreihundert Jahre zurückliegenden Fund des echten Kreuzes schon vorher gehört. Sie bezweifelte, daß ein einfaches Holzkreuz sich so eindeutig zuordnen ließ, wagte aber nicht, ihre Einwände zu äußern. «Ich habe gehört, daß die fromme Helena ganze Schiffsladungen mit Reliquien aus dem heiligen Land nach Rom geschickt hat, darunter sogar Holzreste aus der Bundeslade», sagte sie statt dessen. Licinius blickte ernst. «Wenn Ihr möchtet, kann ich sie Euch gerne zeigen, Schwester. Wir sind sehr stolz auf die heiligen Reliquien, die hier im Lateranpalast aufbewahrt werden.»
    In seinem Eifer wäre er am liebsten sofort umgedreht, um ihr die wertvollen Schätze vorzuführen. Fidelma legte eine Hand auf seine Schulter. «Später vielleicht, Furius Licinius. Alles der Reihe nach. Jetzt nehmen wir erst einmal Ronan Ragallachs Unterkunft unter die Lupe.»
    Licinius errötete heftig, als er erkannte, daß er sich von seiner jugendlichen Begeisterung hatte hinreißen lassen. Er deutete auf einen Bogen des Aquädukts auf der anderen Seite des Platzes.
    «Dort steht die Herberge, die Bieda gehört.»
    Das kleine Haus im Schatten einer der eindrucksvollen Steinbögen des großen Aquädukts wirkte schäbig und heruntergekommen.
    Ein einsamer custos hielt Wache vor Biedas Haus.
    «Er paßt auf, falls Ronan Ragallach versucht zurückzukehren», erklärte Furius Licinius, während er sie in das schmuddelige Gebäude führte.
    Fidelma schnaubte verächtlich. «Ich glaube kaum, daß Bruder Ronan so dumm sein wird. Bestimmt weiß er, daß man ihn hier als erstes suchen

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