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Ein Totenhemd fur einen Erzbischof

Ein Totenhemd fur einen Erzbischof

Titel: Ein Totenhemd fur einen Erzbischof Kostenlos Bücher Online Lesen
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eine Tatsache?» fragte Fidelma.
    Sebbi machte eine wegwerfende Handbewegung. «Ich habe fünfzehn Jahre lang in Stanggrund unter Abt Puttoc gedient. Ich kenne ihn in- und auswendig. Fragt Eanred, seinen Diener. Es ist eine Tatsache. Eanred hat immer eine Tasche mit Arzneien dabei. Und jeden Abend muß er Puttoc ein Gebräu aus Maulbeerblättern, Schlüsselblume und Königskerze in seinen Wein mischen.»
    Fidelma schaute Eadulf an. Der sächsische Bruder nickte. «Ein Schlaftrunk, wie er nicht selten zur Anwendung kommt.»
    Sebbi fuhr fort: «Ohne seine Arzneien könnte Puttoc nicht leben. Das war auch der Grund, warum er Eanred gekauft hat. Nur Eanred ist in der Lage, das richtige Heilmittel für Puttocs Schlaflosigkeit anzumischen. Deshalb würde Puttoc auch nie ohne seinen Diener auf Reisen gehen.»
    Fidelmas Neugier war geweckt. «Puttoc hat Eanred gekauft?»
    «Ja, Eanred war Sklave, und Puttoc hat einen ziemlich hohen Preis für ihn bezahlt. Anschließend hat er ihm in Übereinstimmung mit den Lehren der Heiligen Kirche die Freiheit geschenkt. Aber Eanred betrachtet sich immer noch als Puttocs Leibeigener, auch wenn er im Grunde ein freier Mann ist.»
    «Wißt Ihr Näheres darüber, wie es zu diesem Kauf gekommen ist, Sebbi?» fragte Fidelma.
    «Ja, ich war selbst zugegen. Es war zu der Zeit, als Swithhelm über die Ostsachsen herrschte und sich nur wenige in seinem Königreich an den Glauben hielten. Es ist inzwischen wohl sieben Jahre her, daß Puttoc beschloß, das Land zu bereisen und die verlorenen Schafe an den einen, wahren Gott zu gemahnen. Da ich in Ostsachsen aufgewachsen bin – ja, ich bin sogar nach Prinz Sebbi benannt, der heute das Land regiert –, wählte Abt Puttoc mich zu seinem Reisegefährten. Als wir Swithhelms Hof erreichten, wurde gerade Eanreds Hinrichtung vorbereitet.»
    Sebbi hielt inne. Als er sah, daß sie ihm gebannt lauschten, fuhr er fort: «Im Gespräch mit Swithhelm stellte sich heraus, daß der König den bevorstehenden Tod des Sklaven sehr bedauerte, denn Eanred genoß einen hervorragenden Ruf als kräuterkundiger Heiler. Wenn jedoch ein Sklave seinen Herrn tötet, gibt es keine andere Wahl. Er muß die Tat mit seinem Tod sühnen, es sei denn, jemand anders entschädigt die Familie des Ermordeten, indem er das wergild bezahlt und den Sklaven dadurch erwirbt. Wer will allerdings einen Sklaven kaufen, der seinen früheren Herrn ermordet hat?»
    «Eanred war Swithhelms Sklave?» fragte Fidelma.
    «Oh, nein. Eanred gehörte einem Bauern namens Fobba vom Nordufer des Flusses Tamesis.»
    «Und wie ist Eanred in die Sklaverei geraten?» fragte Eadulf «Wurde er gefangengenommen oder schon als Sklave geboren?»
    «Seine Eltern haben ihn während einer der großen Hungersnöte in die Sklaverei verkauft, um das eigene Überleben zu sichern», erklärte Sebbi. «In unserem Land wird ein Sklave behandelt wie jede andere Ware, mit der sich ein gewinnbringender Handel treiben läßt.» Er grinste, als er Fidelmas angewiderten Gesichtsausdruck sah. «Ich weiß, der Glaube verabscheut die Sklaverei, aber das Gesetz der Sachsen ist älter als der Glaube, und der Kirche bleibt nichts anderes übrig, als billigend in Kauf zu nehmen …»
    Fidelma machte eine ungeduldige Handbewegung. Sie hatte oft genug von den Schwierigkeiten gehört, mit denen die irischen Missionare bei der Bekehrung der heidnischen Sachsen zu kämpfen hatten. Es war erst siebzig Jahre her, daß die Sachsen begonnen hatten, sich von ihren kriegerischen Göttern abzuwenden und sich zum Christentum zu bekennen. Viele klammerten sich noch an ihre alten Überzeugungen, und vielerorts vermischten sich christliche und heidnische Sitten.
    «Eanred ist also als Sklave aufgewachsen und hat später seinen Herrn umgebracht?»
    «So war es. Puttoc, der, was seine Gesundheit betraf, schon immer sehr empfindlich war und stets nach neuen Mitteln gegen seine zahlreichen Beschwerden suchte, wurde sofort hellhörig. Eanred, scheinbar begriffsstutzig und von schlichtem Gemüt, sei, so sagte man uns, ein Genie, wenn es um heilende Kräuter und Pflanzen ging. Aus dem gesamten Königreich seien die Menschen zu Fobbas tun geströmt und hätten Fobba für Eanreds Arzneien die höchsten Preise bezahlt.
    Puttoc machte dem König der Ostssachsen daraufhin einen Vorschlag: Der König sollte die Hinrichtung um einen Tag verschieben. Wenn es Eanred gelänge, ihm am Abend einen Trunk zu mischen, der ihm einen ungestörten Nachtschlaf brächte, wäre er,

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