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Ein Totenhemd fur einen Erzbischof

Ein Totenhemd fur einen Erzbischof

Titel: Ein Totenhemd fur einen Erzbischof Kostenlos Bücher Online Lesen
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Puttoc, bereit, Eanred zu kaufen und das wergild zu bezahlen.»
    «Was ist dieses wergild, von dem Ihr da sprecht?» fragte Fidelma.
    «Das ist der Geldwert, der mit dem Rang eines Menschen verbunden ist», erklärte Eadulf, der frühere gerefa, oder Friedensrichter. «Mit Hilfe dieses Wertes kann der gerefa, die Höhe der Entschädigung festsetzen, die der Familie eines Ermordeten zu zahlen ist. Einem adligen eorlcund zum Beispiel steht ein wergild von dreihundert Schillingen zu.»
    «Verstehe. In Irland haben wir etwas Ähnliches. Die Strafe, die wir eric nennen, entspricht dem eneclann , dem mit einem bestimmten Rang verbundenen ‹Preis der Ehre›. Wird jemand eines Verbrechens oder Vergehens für schuldig befunden, sinkt dieser Preis. Ja, ich glaube, ich verstehe jetzt, worum es bei diesem wergild geht. Ihr könnt fortfahren, Bruder Sebbi.»
    Zufrieden über ihr neues Wissen, lehnte sie sich auf ihrem Stuhl zurück.
    «Nun», griff Sebbi seinen Faden wieder auf, «der König war mit Puttocs Vorschlag nur allzu einverstanden. Zweifellos rechnete er sich aus, daß bei diesem Handel, wenn er denn zustande käme, auch für ihn ein hübsches Sümmchen abfallen würde. Eanred wurde aus seiner Zelle geholt und angewiesen, Abt Puttoc einen Schlaftrunk zu bereiten. Am nächsten Morgen trat Puttoc voller Begeisterung vor den Thron des Königs. Der Schlaftrunk hatte gewirkt. Fobbas Familie wurden gerufen und forderte ein wergild von einhundert Schillingen. Zusätzlich mußte Puttoc fünfzig Schillinge als Kaufpreis für Eanred zahlen.»
    Eadulf pfiff leise durch die Zähne. «Einhundertfünfzig Schillinge! Das ist eine hohe Summe», bemerkte er. «Woher hatte Abt Puttoc das Geld?»
    Mit einem vertraulichem Augenzwinkern beugte Sebbi sich vor.
    «Die Kirche tritt für die Befreiung von Sklaven und das Ende des Sklavenhandels ein. Sie braucht Sklaven, deren Freilassung sie als öffentlichen Akt der Nächstenliebe preisen kann. Dieser Akt der Nächstenliebe wurde vom Kloster bezahlt, und Eanreds Name wurde in die Liste der vom Kloster freigekauften Sklaven aufgenommen.»
    «Trotzdem ist das eine hohe Summe.»
    «Die Summe entspricht dem Gesetz», erwiderte Sebbi. «Das wergild ist festgelegt.»
    «Aber wer einen Sklaven kauft, braucht normalerweise kein wergild zu bezahlen», wandte Eadulf ein.
    «Puttoc hat Eanreds Wert eben sehr hoch angesetzt.»
    «Eanred wurde also von Puttoc gekauft und befreit», faßte Fidelma zusammen, «wenn auch keineswegs aus christlicher Nächstenliebe, sondern weil Eanred ein kundiger Heiler ist, der dem Abt zu einem ruhigen Nachtschlafverhelfen kann.»
    «Ihr habt es erfaßt, Schwester», bestätigte Sebbi in gönnerhaftem Ton.
    «Und wann hat sich das alles abgespielt?»
    «Vor etwa sieben Jahren, wie ich schon sagte.»
    «Und Eanred war Puttoc so dankbar für seine Befreiung, daß er zum christlichen Glauben übergetreten und Euch beiden ins Kloster Stanggrund gefolgt ist?»
    Sebbi grinste über Fidelmas spöttischen Unterton. «Das trifft es nicht ganz, Schwester. Wie Ihr wißt, ist Eanred ein einfacher Mann und hat seit seiner Kindheit als Sklave gelebt. Puttoc seinerseits hat sich nicht viel Mühe gegeben, Eanred die Vorzüge der Freiheit zu erläutern. Er ließ Eanred in dem Glauben, der Preis für seine Errettung vom Galgen bestehe darin, daß er von nun an Puttoc dienen müsse. Und was Eanreds Bekehrung zum Christentum betrifft, bin ich mir nicht sicher, wieviel der arme Mann davon wirklich verstanden hat. Mag sein, daß Christus für ihn nichts anderes ist als eine weitere Gottheit, wie Wotan, Freya oder Thor.»
    Fidelma bemühte sich, ihre Verblüffung darüber, wie offen Sebbi seinen Abt zu tadeln wagte, hinter einer undurchdringlichen Miene zu verstecken.
    «Das klingt, als wärt Ihr kein Freund des Abtes?» bemerkte sie.
    Sebbi legte den Kopf in den Nacken und brach in brüllendes Gelächter aus. «Könnt Ihr mir auch nur einen einzigen Freund des Abtes nennen?» fragte er. «Es gibt niemanden, der Puttoc nahesteht. Außer gewissen Frauen natürlich …»
    «Wollt Ihr damit sagen, daß der Abt Beziehungen zu Frauen hat?» Fidelma sah ihn ungläubig an.
    «Puttoc glaubt mit ganzem Herzen an das Reich des Geistes, aber das heißt nicht, daß er das Reich des Fleisches missen will. Die Selbstverleugnung der Asketen wäre nichts für ihn.»
    «Obgleich von einem Abt erwartet wird, daß er keusch bleibt, sagt Ihr, daß Puttoc gegen diese Regel verstößt?» Eadulf war bestürzt.
    Sebbi

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