Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Totenhemd fur einen Erzbischof

Ein Totenhemd fur einen Erzbischof

Titel: Ein Totenhemd fur einen Erzbischof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
irgend jemandem über diese Begegnung gesprochen?»
    Sebbi schüttelte den Kopf. «Warum hätte ich das tun sollen? Wighard ist in seinen Gemächern, nicht im Garten ermordet worden. Und jedermann weiß, daß ein verrückter irischer Mönch ihn getötet und die wertvollen Geschenke für den Heiligen Vater gestohlen hat. Was sollte diese Begegnung im Garten da für eine Rolle spielen?»
    «Das zu entscheiden, sind wir hier, Bruder Sebbi», erwiderte Fidelma ernst.
    «Wenn Ihr den irischen Mönch im Garten erkannt hättet …», begann Eadulf.
    Ein scharfes Zischen von Fidelma ließ ihn innehalten. Sie strafte ihn mit einem vorwurfsvollen Blick. Es war nicht ihre Art, Zeugen Worte in den Mund zu legen.
    «Nun», fuhr Sebbi fort, ohne das kurze Zwischenspiel weiter zu beachten, «ich habe die Gestalt nicht erkennen können, und erst heute morgen beim Frühstück habe ich die anderen von diesem Ronan Ragallach erzählen hören.»
    «Gut, gut», sagte Fidelma. «Ich glaube, das war es fürs erste, Bruder Sebbi. Kann sein, daß wir noch einmal auf Euch zurückkommen werden.»
    «Ich werde mich bereithalten», entgegnete Sebbi lächelnd, erhob sich und ging zur Tür.
    Er hatte sie schon geöffnet, als Fidelma plötzlich etwas einfiel.
    «Übrigens, nur aus Neugier … Warum hat Eanred seinen früheren Herrn umgebracht?»
    Sebbi wandte sich um. «Soweit ich mich erinnern kann, ist Eanred von seinen Eltern zusammen mit seiner jüngeren Schwester an den gleichen Herrn verkauft worden. Als die Schwester zu einem hübschen, jungen Mädchen herangereift war, hat Fobba sie offenbar mit Gewalt in sein Bett gezwungen. Am Tag danach hat Eanred sich an ihm gerächt.»
    «Und wie hat er ihn umgebracht?» fragte Fidelma weiter.
    Sebbi zögerte einen Augenblick, als müsse er sich erst mühsam an die Einzelheiten erinnern.
    «Ich glaube, er hat den Mann erdrosselt.» Er nickte grinsend. «Ja, genau so war es. Er hat den Mann mit dessen eigenem Gürtel erwürgt.»
     

X
     
    «Eines ist jedenfalls klar», sagte Bruder Eadulf, nachdem Bruder Sebbi das Zimmer verlassen hatte.
    Fidelma sah ihn aufmerksam an. Sein spöttischer Unterton war ihr nicht entgangen.
    «Nämlich?» fragte sie ernst.
    «Bruder Sebbi hegt nicht gerade eine innige Liebe für seinen Abt. Im Gegenteil, er scheint fest entschlossen zu sein, Mißtrauen gegen Puttoc und dessen Diener Eanred zu säen.»
    Fidelma neigte zustimmend den Kopf. « Zu fest entschlossen?» fragte sie nachdenklich. «Vielleicht sollten wir uns lieber vorsehen und nicht allzu viel in Bruder Sebbis Aussagen hineinlesen. In puncto Ehrgeiz scheint er seinem Abt offenbar in nichts nachzustehen. Die Frage ist nur: Wie weit ist sein Handeln tatsächlich von diesem Ehrgeiz bestimmt?»
    «Vielleicht täten wir gut daran, noch einmal mit Bruder Eanred zu sprechen», schlug Eadulf vor.
    Auf Fidelmas Gesicht erschien ein schelmisches Grinsen. «Habt Ihr Bruder Ronan schon vergessen? Ihr zweifelt doch nicht etwa an seiner Schuld?»
    Der sächsische Mönch blinzelte verlegen. Er hatte sich tatsächlich von der Befragung Bruder Sebbis so ablenken lassen, daß er den Hauptverdächtigen fast aus den Augen verloren hätte.
    «Natürlich nicht», erwiderte er. «Schließlich sprechen die Tatsachen für sich. Aber es ist doch merkwürdig …» Er verstummte.
    «Merkwürdig?» fragte Fidelma nach einer Weile.
    Eadulf stieß einen leisen Seufzer aus, kam aber nicht dazu, sich noch weiter zu erklären, weil Furius Licinius ins Zimmer trat, ein Tablett mit einem Krug Wein, etwas Brot, kaltem Braten und frischem Obst in der Hand.
    «Das war alles, was ich noch auftreiben konnte», verkündete er und stellte das Tablett auf den Tisch. «Ich habe schon gegessen, Ihr könnt Euch also nach Herzenslust bedienen. Übrigens bin ich auf dem Rückweg zufällig dem Mann begegnet, den Ihr vorhin gesucht habt: dem sub-praetor vom munera peregrinitatis , bei dem Ronan Ragallach gearbeitet hat.»
    Mit einem Seufzer des Bedauerns wandte sich Fidelma an Eadulf.
    «Dann werden wir erst essen, nachdem wir mit dem Bruder gesprochen haben», verkündete sie entschlossen.
    Eadulf verzog das Gesicht, widersprach aber nicht.
    Licinius führte einen schlanken, jungen Mann herein, der auf den ersten Blick fast noch knabenhaft wirkte. Er hatte blasse Haut, volle rote Lippen und große, dunkle Augen, die er ständig zusammenkniff, weil er dann offenbar besser sehen konnte. Sein Kopf war vollkommen kahlgeschoren.
    «Der sub-praetor vom munera

Weitere Kostenlose Bücher