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Ein Totenhemd fur einen Erzbischof

Ein Totenhemd fur einen Erzbischof

Titel: Ein Totenhemd fur einen Erzbischof Kostenlos Bücher Online Lesen
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kicherte. «Hat nicht schon der heilige Augustinus von Hippo über die Keuschheit gespottet? Dieser Philosophie fühlt sich, glaube ich, auch der Abt verpflichtet.»
    «Puttoc unterhält also Beziehungen zu Frauen, obwohl er sich öffentlich zum Zölibat bekennt, den Rom von jedem fordert, der zum Abt oder Bischof geweiht werden will?»
    «Puttoc meint, dafür sei er noch nicht alt genug. Für einen alten Abt oder Bischof sei es leicht, dem Gebot der Keuschheit zu folgen, eine allzu keusche Jugend dagegen sei schlicht und einfach gegen die Natur.» Beim Anblick ihrer entsetzten Gesichter fügte Sebbi rasch hinzu: «Das ist natürlich seine Meinung. Nicht daß Ihr denkt, ich würde ihm zustimmen.»
    «Und warum folgt Ihr ihm dann?» Eadulfs verächtlicher Tonfall machte deutlich, daß er für Sebbi wenig übrig hatte.
    «Einem aufsteigenden Stern sollte man immer folgen», erwiderte Sebbi spöttisch grinsend.
    «Und Ihr habt das Gefühl, daß es sich bei Puttoc um einen aufsteigenden Stern handelt?» fragte Fidelma. «Wieso das?»
    «Puttoc hat ein Auge auf Canterbury geworfen – und ich ein Auge auf Stanggrund. Wenn er Bischof wird, kann ich zum Abt aufrücken.»
    Fidelma war verblüfft über Sebbis Offenheit. «Und wie lange liebäugelt Puttoc schon mit Canterbury?»
    «Seitdem Stanggrund sich vor Jahren zu Rom bekannte und mit Wilfrid von Ripon verbündete, hat er an nichts anderes mehr gedacht als an den Thron des Erzbischofs von Canterbury. Puttoc ist ein ehrgeiziger Mann.»
    Fidelma blickte ihn zweifelnd an. «Ehrgeizig genug, um jedes Hindernis aus dem Weg zu räumen?»
    Sebbi lächelte vielsagend und zuckte die Achseln.
    «Nun gut, Sebbi», meinte Fidelma nach einer Weile des Schweigens und warf Eadulf einen kurzen Seitenblick zu. «Laßt uns zu dem Tag zurückkehren, an dem Wighard gestorben ist. Wann habt Ihr ihn das letzte Mal lebend gesehen?»
    «Kurz nach dem Abendessen, das wir gemeinsam im Refektorium des Gästehauses eingenommen hatten. Bischof Gelasius hatte sich zu den Gästen gesellt und begleitete sie zur Abendandacht in die Kapelle. Anschließend zogen sich alle in ihre Unterkünfte zurück.»
    «Wer war außer Wighard noch da?»
    «Alle, die ihm nach Rom gefolgt sind, außer Bruder Eadulf»
    «Und Ihr seid nach der Andacht ebenfalls in Euer cubiculum gegangen?»
    «Nein. Es war an dem Abend noch sehr heiß, deshalb bin ich noch ein wenig durch die Gärten spaziert. Dort sah ich Wighard dann zum letzten Mal.»
    Fidelma beugte sich vor. Das war etwas Neues. Es bot sich ihnen die Gelegenheit, etwas mehr über Wighards letzten Abend zu erfahren.
    «Um wieviel Uhr war das?»
    «Eine Stunde nach dem Abendessen, etwa drei Stunden vor Mitternacht.»
    «Und um die Mitternachtsstunde wurde sein Tod entdeckt», warf Eadulf ein.
    Fidelma streifte ihn mit einem warnenden Seitenblick.
    «Sagt mir, was Ihr gesehen habt», forderte sie Sebbi auf.
    «Ich war in einem der größeren Gärten in der Nähe der Südmauer des Palasts, hinter der Basilika. Ich erkannte Wighard sofort, denn er hatte sich angewöhnt, vor der Nachtruhe noch eine Weile zu lustwandeln. Er haßte die Hitze des Tages und zog es vor, erst am Abend ins Freie zu treten. Ich wollte mich ihm gerade nähern, als ich sah, wie sich eine Gestalt aus den Schatten der Bäume löste und ihn ansprach.»
    «Was meint Ihr mit ‹ansprach›?» unterbrach Fidelma.
    Sebbi zuckte die Achseln. «Jedenfalls antwortete Wighard der geheimnisvollen Gestalt, die daraufhin zornig die Stimme erhob, sich umdrehte und ebenso plötzlich wieder verschwand, wie sie gekommen war, wahrscheinlich durch den Kreuzgang hinter der Basilika.»
    «Habt Ihr die Person erkannt?»
    «Nein. Sie trug ein geistliches Gewand und hatte eine Kapuze über den Kopf gezogen. Ich würde sie nicht wiedererkennen.»
    «Habt Ihr vielleicht hören können, in welcher Sprache sie sich mit Wighard unterhielt?» fragte Eadulf.
    «In welcher Sprache?» Sebbi dachte nach. «Das kann ich beim besten Willen nicht sagen. Ich weiß nur, daß die unbekannte Person nach einem kurzen Wortwechsel so stark die Stimme erhob, daß es mich an das Heulen eines Hundes erinnerte.»
    «Seid Ihr anschließend noch auf Wighard zugegangen?»
    «Nein. Ich wollte ihn nicht in Verlegenheit bringen. Ich dachte, es sei vielleicht etwas Persönliches. Ich verließ den Garten und begab mich in mein Zimmer. Danach habe ich Wighard nicht mehr gesehen.»
    «Und habt Ihr später, als Ihr hörtet, daß Wighard ermordet wurde, mit

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