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Ein Toter fuehrt Regie

Ein Toter fuehrt Regie

Titel: Ein Toter fuehrt Regie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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hatte recht, und die Karre steckte im Dreck, tief im Dreck.
    Wenn doch bloß erst alles aus wäre!
    «Geht’s Ihnen nicht gut?» fragte Zumpe.
    Brockmüller setzte die Flasche ab. «Doch, doch. Aber bei drei Stunden Schlaf die letzten Nächte…»
    «Meinen Sie, bei uns ist es anders?»
    «Nee…» Da war’s eher noch schlimmer, weil Zumpe mit seiner Frau offensichtlich überhaupt nicht mehr zurechtkam. Die mußten sich geradezu zerfleischen. Kein Wunder. Zumpe konnte sicherlich ‘ne Menge, aber eins auf keinen Fall: zärtlich sein. Barsch und bissig, das war er, ihnen wie seiner Frau gegenüber. In den letzten Tagen war’s ein bißchen besser geworden, aber trotzdem…
    Unten an der Tür klingelte es.
    «Kuhring!» rief Zumpe. «Da ist er!»
    Brockmüller hatte ihn noch nie so schnell die Treppe hinunterlaufen sehen.
    Aber es war nicht Kuhring, sondern Fräulein Gross. Der Abteilungsleiter hatte sie für drei Stunden herübergeschickt, um das zu schreiben, was die Lux im Augenblick owihalber nicht schreiben konnte.
    Sie trug ein Kleid im Afro-Look; eigentlich kein Kleid, sondern eine selbstgebastelte Mischung aus Poncho, Überhang, Sari und Kimono. Irgendein Freund hatte ihr den Stoff aus Lagos mitgebracht. Wahrscheinlich Bastl, dieser Blödmann. Brockmüller kannte ihn vom Studium her. Entwicklungshelfer mit doppelt soviel Gehalt wie er, wegen der Auslandszulage und der Steuervergünstigung. Aber das Ding stand ihr, zumal sie sich ein paar krause Haarsträhnen zugelegt hatte.
    «Sie könnten wirklich Mannequin werden», sagte Zumpe, und es klang wie ein Kompliment.
    «So…» Gaby war erfreut.
    Doch dann kam es säuerlich: «Ja – für Faschingskostüme.»
    Zumpes Charme.
    Brockmüller griff ein. «Entschuldige, wir sind ein bißchen durcheinander, weil Kuhring noch nicht da ist. Zu Hause meldet sich keiner. Sag mal, ist er bei euch rumgeturnt?»
    «Nein… Bestimmt nicht…» Sie war ein wenig bleich geworden. «Sollte man nicht der Kripo Bescheid sagen?»
    «Das mein ich doch die ganze Zeit!» sagte Zumpe.
    «Bitte…» Brockmüller hielt ihm den Hörer hin.
    Zumpe wählte Mannhardts Nummer und berichtete ihm mit knappen Worten, was bei ihnen los war. Dann hörte er ein Weilchen zu, nickte ein paarmal, bedankte sich und legte auf.
    «Mannhardt schickt sofort einen Funkwagen hin. Wir bekommen dann Bescheid, wenn…»
    … wenn sie Kuhrings Leiche gefunden haben.
    Brockmüller stöhnte. Er entschuldigte sich und stieg zur Toilette hinunter, um sich kaltes Wasser über die Stirn laufen zu lassen.
    Fahr zum Flughafen, setz dich in das nächste Flugzeug und hau ab. Du hast 20 Scheckformulare bei dir, das sind mindestens 6000 Mark. Das reicht.
    Er wurde abgelenkt, als draußen auf dem Parkplatz ein kleiner Bautrupp begann, den Krater zuzuschütten, den Owis erste Bombe aufgerissen hatte. Es stank auch schon nach kochendem Teer.
    Er ging zu den beiden anderen zurück. Gaby saß hinter der elektrischen Schreibmaschine und versuchte, ein handgeschriebenes Protokoll von Kuhring zu entziffern und auf eine Wachsmatrize zu übertragen, während Zumpe ihre Konzentration dadurch störte, daß er Kuhrings schnelle Auffassungsgabe lobte.
    «… eine Fähigkeit, Zusammenhänge sofort zu erkennen – erstaunlich…»
    Brockmüller fragte sich, ob Kuhring tatsächlich schon mit Gaby geschlafen hatte, wie es der Klatsch wissen wollte. Gaby vertippte sich andauernd und fluchte, Zumpe schimpfte über den Direktor des Osnabrücker Werkes, der sich wieder mal dagegen wehrte, einen Versuch mit dem Matrix-Management zu machen.
    «… beim Harzburger Modell, da hört’s bei dem auf – Delegation von Verantwortung ja, aber dann… Mensch, die müssen doch schon längst bei Kuhring in der Wohnung sein…»
    «Auch ein Genie wie Mannhardt braucht seine Zeit, einen Toten zu verhören!» spottete Brockmüller.
    «Daß Sie ein geistreicher Mensch sind, wissen wir Ja», erwiderte Zumpe gereizt, «obwohl wir schon alle Hoffnung aufgegeben haben, daß sich das auch mal in Ihrer Arbeit hier niederschlägt.»
    «Passen Sie auf, daß es nicht bald den ersten Niederschlag hier gibt!» knurrte Brockmüller.
    «Meine Herren – bitte!» Gaby stellte ihre Maschine ab. «Dabei kann doch kein Mensch arbeiten.»
    «Dieses Scheißprotokoll liest ja doch kein Aas!» Brockmüller kam langsam in Fahrt.
    «Ich warne Sie!» Zumpe lief rot an.
    Nimm dich doch zusammen! Das hat doch keinen Sinn.
    Er lenkte ein. «Mensch, wir sind doch alle überreizt. Kommt,

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