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Ein Toter fuehrt Regie

Ein Toter fuehrt Regie

Titel: Ein Toter fuehrt Regie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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genießen… Genießen auch, weil meinem Sterben als Konsequenz unausweichlich Tod und Untergang all derer folgt, die mich zum Monstrum machten.
    Monstrum?
    Ich erschrecke, da ich dieses Wort auf dem Papier sehe, denn es ist falsch. Welches Glück für alle Menschen, daß ich als Owi ende, als Owi Astowitz, und nicht als General und Führer. Aber könnte ich’s doch sein! Diese potenzierten Möglichkeiten…
    Doch ich will mich nicht vergessen und weiterhin den kühlen Kopf bewahren – das heißt, ich will auch weiterhin den Blick auf Kuhrings böses Ende lenken. Hellseher bin ich nicht, nur Menschenkenner, und so weiß ich nicht präzis, auf welche Art der Mord geschehen wird… Brockmüller wird es an Einfällen nicht mangeln, dessen können Sie gewiß sein. Mein Wort wird wahr, eh mich der kühle Rasen deckt; und Ihre Pflicht ist es, dem Staatsanwalt Indizien an die Hand zu geben.
    Mein Ziel ist nun, wie unschwer zu erraten, Brockmüller für den Rest seiner Tage in einer Zelle gut verwahrt zu wissen – und das kann mir nur gelingen, wenn Ihnen diese Aufzeichnungen, wie auch immer und durch wen auch immer, vor Augen kommen. Andernfalls wären Sie ja überzeugt, ich hätte Kuhring, verflucht sei sein Name, meuchlings ermordet…
    Mein Problem besteht nun darin, daß ich Ihnen diese Blätter nicht mit der nächsten Post zugehen lassen kann – denn dann wäre weder Zeit genug für mich, den Zumpe und die Lux mittels der von mir erzeugten Angst um Gesundheit und Verstand zu bringen, noch für Brockmüller, den Kuhring zu töten. Und gerade das Letztere liegt mir am Herzen – weniger mit dem Gedanken an Kuhring, der von Natur aus böse ist, als mit dem Blick auf den promovierten Herrn, der alles wohl durchschaut, doch keine Hilfe schafft, sondern noch Öl ins Feuer gießt: Ihn als den intellektuellen Urheber aller Attacken gegen mich trifft zweifellos die größte Schuld!
    So werde ich dieses Manuskript an einem bestimmten Ort verbergen und Ihnen auf höchst originelle Weise Mitteilung von diesem Versteck machen. Mein Zahnarzt, Herr Dr. Johannes Haupt, wohnhaft 1 Berlin 19, Heerstraße 192, weilt derzeit und noch zwei Wochen lang in Spanien, verfügt aber –bei seiner großen Klientel – über einen automatischen Anrufbeantworter, den er, wie ich zuverlässig weiß, erst bei seiner Rückkehr aus dem Süden abhören wird. Auf sein Band werde ich meine Mitteilung sprechen und ihn bitten, sofern er nicht durch die entsprechende Zeitungslektüre ohnehin alarmiert ist, Ihnen, Herr Kommissar, unverzüglich eine bestimmte Notiz zu übermitteln, aus der Sie unschwer das Versteck meiner eng beschriebenen Blätter erkennen werden.
    Auf Wiedersehen also!
    Ihr Owi
    (Die Alkoholflecken auf der oberen Hälfte dieser Seite bitte ich höflichst zu entschuldigen!)

11
     
     
     
    Herzinfarkte kommen oft wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Brockmüller wartete, seit er diesen Morgen am Schreibtisch saß, mit neurotischer Zwanghaftigkeit auf den Augenblick, wo sich eines seiner Kranzgefäße plötzlich verkrampfte und das Herz nicht mehr genügend Blut bekam: Herzstillstand.
    Sicher, er hatte gestern bei Kuhring zuviel getrunken, aber das allein war es nicht.
    Das graue Telefon schrillte. Es dauerte Sekunden, bis er begriff, daß dies eine Aufforderung war, den Hörer abzunehmen.
    «Brockmüller…?»
    «Ich bin’s…» Zumpe. «Hat sich unser Herr und Meister schon bei Ihnen gemeldet?»
    Ein Blick auf die Armbanduhr. «Halb zehn gleich – ist er immer noch nicht da?»
    «Sonst würd ich doch nicht fragen.»
    «Bei mir steckt er nicht; angerufen hat er auch nicht.»
    «Hm…» Aufgelegt.
    Ziemlich föhnig, der Herr Zumpe. Vielleicht hatte er Sehnsucht nach Kuhring. War ja möglich.
    Brockmüller wandte sich wieder der Tätigkeit zu, für die er bezahlt wurde.
    Inzwischen hatte er sieben Trends herausgefunden, die als typisch für die Entwicklung der Industrieverwaltung in Deutschland gelten konnten. Schöner war’s sicherlich, wenn er Stücker zehn zu Papier brachte – der Herr Donnersmarck, der liebte glatte Zahlen… Er holte ein halbes Dutzend Bücher aus dem Regal und begann zu blättern.
    Daß der EDV noch größeres Gewicht zukommen würde, hatte er schon festgehalten, ebenso die zunehmende Bedeutung des Matrix-Managements… Er dachte nach. Dann beschloß er, eine schöpferische Pause einzulegen und griff noch einmal zur Morgenzeitung.
    Owis Killer war also gefaßt worden; dieser Schloo hatte aber bislang kein

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