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Ein Toter fuehrt Regie

Ein Toter fuehrt Regie

Titel: Ein Toter fuehrt Regie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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Berlin 3642193, Dr. med. dent. Johannes Haupt, Heerstraße 192. In der folgenden Sprechzeit geben Sie bitte Ihre Adresse und Ihre Mitteilungen auf. (Rauschen, Knacken.) Guten Tag, Herr Dr. Haupt, hier spricht Otto-Wilhelm Ossianowski. Wenn Sie dieses Band abhören, benachrichtigen Sie unverzüglich die Kriminalpolizei. Ich gebe allen eine faire Chance. Irgendwo hier in Berlin sind meine Aufzeichnungen versteckt. Nur wenn man sie findet, kann das Leben vieler Menschen gerettet werden. Ansonsten habe ich noch einiges in petto. Also, lieber Herr Dr. Haupt, teilen Sie schnellstmöglich der Kripo mit, daß sie das Versteck meiner Aufzeichnungen finden kann, wenn sie in meinem Lieblingsbuch folgende, auf der Seite 76 vorfindbare Buchstaben aneinanderreiht: Zeile 8: 1-5-18-21; Zeile 9: 25-27-28-47-54; Zeile 10: 25-34-36-41-46; Zeile 11-50-58; Zeile 12: 3-6-7-18-20-24-45-55-59; Zeile 13: 21-38-39-45; Zeile 14: 6; Zeile 15: 4-32-37-53-55; Zeile 16: 4-7-19-32-42-43-49; Zeile 17: 11-15-26-45-46-47-48-49; Zeile 18: 30- 56-57; Zeile 19: 17-20 -25-26-29-37-52-53-54; Zeile 20: 13-36-42-43-44-45-46-50-51; Zeile 21: 32-46-47-50; Zeile 22: 5-6-12-14-19-38-42; Zeile 23: 24-37-38-39; Zeile 24: 18-40-50-53-59; Zeile 25: 6-16-24-25-26-39-51-52-53-55. Nur Buchstaben, Zeichen zählen nicht. Herzlichen Dank, Herr Dr. Haupt. Auf Wiedersehen. Ende!
    Mannhardt hatte die Zahlen mitgeschrieben; er schwitzte. «Hallo – Herr Dr. Haupt?»
    «Ja, Herr Kommissar…»
    «Heben Sie um Gottes willen das Band auf – wir sind in einer Viertelstunde bei Ihnen!»
    Mannhardt geriet in Panik; alles überstürzte sich. Er rief einen Kollegen an, der Schloo in seine Zelle zurückbrachte; er griff zum Telefon und informierte Dr. Weber; er schnauzte Koch an, weil der noch immer nicht ganz begriffen hatte, worum es ging; er sprang auf und riß Koch mit sich aus dem Zimmer.
    «Los, nach Kladow, die Bücher durchfilzen!»
    «Waaas – die ganze Bibliothek? Zwei riesige Bücherwände?»
    «Leider, ja.»
    «Sein Lieblingsbuch…?»
    «Red nicht soviel, komm! Weber schickt uns nachher Verstärkung.»
    Erst im Auto unten kam Mannhardt wieder ein wenig zur Besinnung.
    «Hast du ein Tonbandgerät mit?»
    Koch war verwundert. «Nein…»
    «Mensch, hol das von Dr. Weber aus dem Vorzimmer! Wir müssen doch bei dem Zahnklempner da vorbeifahren und das Band abholen und dann bei Owi noch mal abhören. Ich kann mich in der Eile verschrieben haben. Es geht womöglich um Sekunden; wer weiß, was der Blödmann noch alles ausgebrütet hat!» Koch war schon halb draußen. «Und sag dem Weber noch mal, daß er uns in den nächsten zwanzig Minuten die Erlaubnis verschafft…»
    «Welche Erlaubnis?»
    «Daß wir bei Owi in die Bude reinkommen; dieses Scheißsiegel da…»
    «Ach so!» Koch, aktiver 400-m-Läufer im Polizeisportverein, spurtete los.
    Mannhardt atmete tief durch, dreimal. Das hatte ihm Lilo ans Herz gelegt. Er hatte gewaltigen Durst. Aber ehe er was Trinkbares organisiert hätte, wären weitere fünf Minuten vergangen. Scheiße! Wenigstens hatte Koch im Handschuhfach ‘ne halbe Tafel Pfefferminzschokolade liegen. Er fraß sie auf.
    Endlich! Koch mit dem Tonbandgerät. Los!
    Sie fuhren über den Wittenbergplatz, die Tauentzien runter, Zoo, Hardenbergstraße, Ernst-Reuter-Platz. Die Farben huschten vorbei, als würde er in einem Kettenkarussell sitzen.
    Ossianowskis Lieblingsbuch.
    Eines von bald zweitausend, schätzungsweise.
    Seite 76.
    Eine Sisyphusarbeit.
    Als sie den Theodor-Heuss-Platz passierten und in die Heerstraße einbogen, war Mannhardt wieder etwas ruhiger geworden. Nerven behalten!
    Dann hielten sie vor der Praxis von Dr. Haupt, und Koch eilte in das erste Stockwerk, um das Tonband zu holen. Kaum hatte sich Mannhardt eine Zigarette angesteckt, war er wieder da.
    «Hier ist es.» Er warf die Spule auf den Rücksitz.
    «Ab, weiter!»
    Koch schlug die Tür zu und gab Gas.
    «Ich tippe auf einen Roman, der von Tod, Vernichtung, Grausamkeiten, Krieg und so handelt», sagte er ohne Überleitung. «Denk doch bloß mal an sein Selbstmord-Center.»
    Mannhardt verstand auch so. Sie dachten beide die ganze Zeit darüber nach, unter welchen Gesichtspunkten sie suchen sollten.
    «Oder von Aufständen, Rebellionen: einer gegen alle – Spartakus oder so, Papillon oder wie der Knabe da hieß…»
    «Das wäre die eine Möglichkeit; die andere hat aber zumindest ebenso viel für sich.»
    «Was denn für ‘ne andere Möglichkeit?»
    «Daß er an einem Roman gehangen hat,

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