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Ein toter Lehrer / Roman

Ein toter Lehrer / Roman

Titel: Ein toter Lehrer / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Lelic
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immer noch um Elliots Beine geschlungen waren, und es sickerte durch die Stoffstreifen, die um Elliots Handgelenke gewickelt und festgebunden waren. Mit dem Blut war jegliche Farbe aus Elliots Gesicht gewichen. Die Augen waren geschlossen, der Kopf lag im Nacken, und die linke Hand lag auf dem Boden, die Finger gekrümmt. Unter dem Haar, das ihr Gesicht bedeckte, schluchzte Elliots Mutter noch immer, jetzt beinahe lautlos. Ihre Schultern bebten, und ihre Hände zitterten. Sie klammerte sich an ihren Sohn, als wollte sie die Wärme ihres Körpers in seinen fließen lassen.
    Lucia ging noch einen Schritt, streckte die Hand aus und fand sich plötzlich auf Knien wieder, und der Teppich drückte sich feucht und kalt durch den Stoff ihrer Hose. Noch einmal streckte sie die Hand aus, aber sie schwebte in der Luft und sank zu Boden. Lucia drehte sich um und blickte hoch zu ihren Kollegen. Sie sahen den Jungen an. Mehr konnten sie nicht tun. Mehr konnte niemand tun.

I rgendwer hat Ihnen das gesteckt, stimmt’s?
    Wer?
    Auch gut. Ist mir eh latte.
    Was haben sie gesagt?
    Meinetwegen. Die können sagen, was sie wollen. Jedenfalls bin ich echt froh. Ich bin froh, dass wir das durchgezogen haben. Ich würd’s wieder machen, wenn ich könnte. Sogar noch besser. Ich würd noch nicht mal Stress kriegen deswegen. Bedanken würden sie sich bei mir. Ich wär voll der Held. Ich hätte ihnen allen einen Gefallen getan, würden sie sagen.
    Warum wollen Sie das wissen?
    Warum, was spielt das für eine Rolle?
    Krieg ich Kohle dafür?
    Warum sollte ich’s dann machen?
    Fick dich. Wofür denn verhaften?
    Wegen Behinderung. Wen behindere ich denn? Sie behindern mich, Mann. Und außerdem können Sie mich gar nicht verhaften. Dazu bin ich zu jung. Sie können mir gar nichts.
    Ich bitte Sie. Da stecken die einen doch nur rein, wenn man einen umgebracht hat, oder wenn man eine Alte geknallt hat und sie nennt es Vergewaltigung. Vielleicht schaffen Sie es, mir eine Verwarnung wegen antisozialem Verhalten aufzudrücken, aber so was wollte ich eigentlich schon immer mal haben.
    Na ja, scheiß drauf. Ich erzähl’s Ihnen. Ist jetzt eh egal, oder? Wie gesagt, Sie sollten mir dankbar sein. Die Lehrer, die Eltern, Sie und Ihre Leute: Sie sollten sich bei mir bedanken.
    Wir haben ja gleich von Anfang an gewusst, dass der Typ total strange ist, Don und ich. Das sah man gleich. Man brauchte den bloß anzugucken. Der Bart, ey. Der ging mal gar nicht. Was hat sich der Typ denn gedacht? Hat der morgens in den Spiegel geguckt und sich gedacht: Yo Mann, das ist mein Style, meine Fresse soll aussehen wie mein Arsch. Da fahren die Weiber bestimmt voll drauf ab. Und dann die Klamotten. Ich wusste gar nicht, dass man so viel Braun anziehen kann. Jacke, Hemd, Hose, Socken – alles braun. Er hatte braune Schuhe und wahrscheinlich auch eine braune Unterhose, yo, genau, eine braune Unterhose. Aber das ist ein Kapitel für sich, stimmt’s?
    Er war ein Polacke. Hat er uns erzählt. Und er hat sich noch nicht mal dafür geschämt. Rumgeprollt hat er damit, hat behauptet, er wär was Besseres als wir. Das dürfen Lehrer doch gar nicht. Sie dürfen einen nicht beleidigen. Wie zum Beispiel, wo ich ihm meinen Namen gesagt hab. Er hat mich gefragt, ich hab ihn gesagt, und er hat’s nicht geglaubt. Hat behauptet, ich wär ein Lügner. Hat er mir ins Gesicht gesagt. Und mir Schläge angedroht, dürfen Lehrer auch nicht. Vielleicht hat er auch gesagt, er fasst mich an, was ja noch schlimmer ist, wenn man drüber nachdenkt. Jedenfalls hat er uns gedroht und uns beleidigt und einen auf dicke Hose gemacht, dabei war er nicht älter als die in der Oberstufe.
    Wissen Sie, was er gemacht hat? Das war echt der Knaller. In der ersten Stunde, ey, raten Sie mal, was er da gemacht hat. Er ist flennend rausgerannt. Können Sie sich das vorstellen? Andererseits, Sie sind eine Frau, wahrscheinlich flennen Sie selber andauernd. Wie meine Schwester, die heult die ganze Zeit nur rum, Gi hat das gemacht, Gi hat jenes gemacht und bla.
    Schon okay, schon okay, immer locker bleiben. Das wollte ich Ihnen doch gerade erzählen, oder nicht?
    Das Fußballspiel.
    Das war aber schon viel später. Wir hatten davor schon jede Menge geile Aktionen gestartet. Wie das mit dem Scheißhaufen, das war echt voll geil, oder die Guy-Fawkes-Puppe, die wir von ihm gemacht und auf dem Hockeyfeld angezündet haben. Und einmal, da haben wir Eier gekauft, ne, und die dann so angepikst, damit die faul werden, und

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