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Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Titel: Ein toter Taucher nimmt kein Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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immer wieder die Luft an und saugte sie dann aus seinem Atemmundstück ganz langsam wieder in sich hinein. Tief und ruhig durchatmen, dachte er. Der Sauerstoff aus den beiden Flaschen auf dem Rücken ist begrenzt.
    Chagrin kniete noch immer im Sand und hieb jetzt mit Hammer und Meißel schräg die in acht Stockwerken übereinandergebauten Muschelkolonien ab.
    »Was ist unten los?« fragte Damms' Stimme von Bord. »Habt ihr was gesagt?«
    »Wir haben eine Kanone!« rief Faerber. »Chagrin legt sie frei. Verdammt, wenn wir das Glück haben, ein Gußzeichen oder einen Namen zu finden!«
    »Könnt ihr das Ding bewegen?« rief Damms zurück. Man hörte seiner Stimme an, daß sie bebte. Der Archäologe in ihm war wieder erwacht.
    »Unmöglich.« Chagrin hörte mit dem Abmeißeln auf. »Sie wissen doch am besten, Damms, was so eine gußeiserne Kanone wiegt.«
    »Mit einer Winde geht es! Ich lasse die Stahltrossen hinunter. Einverstanden?«
    »Einverstanden. Aber vorsichtig. Wir haben wenig Platz, um auszuweichen. Keinen Anker, um Gottes willen keinen Anker. Er erschlägt uns!«
    Chagrin und Faerber schwammen zurück an die schützende Felswand und warteten. Über ihnen dröhnte eine Schiffsschraube, dann glitt ein langer Schatten über die Felsspalte und blieb in ihr hängen. Der Motor verstummte, dafür pendelten kurz darauf vier Stahlseile mit Bleikugeln und Spreizgreifern mitten in die Felsspalte hinunter.
    »Gut so!« rief Faerber. »Das ist Maßarbeit.«
    Sie schwammen zu der Eisenkanone zurück und zogen die Stahltrossen mit sich. Von oben tauchte etwas Neues herab. Ein dritter Lichtschein erhellte den Grund der Spalte.
    »Du sollst doch oben bleiben, Peter!« rief Faerber entsetzt. »Du Idiot! Du bist noch nie so tief getaucht!« Er sah Chagrin an, tippte sich an die Stirn und ließ sich nach oben treiben, wo Damms herumschwamm, ein langer, dürrer schwarzer Fisch.
    Damms lachte Faerber durch das Fenster der Taucherbrille an. Seine hellen Augen glänzten. »Glaubst du, ich lasse mich oben in der Sonne braten, während ihr in vergangene Jahrhunderte vorstoßt?« sagte er. »Ich habe in Anatolien ganze Dörfer ausgegraben …«
    »Hier ist nicht die Türkei, hier ist Meeresboden. Du hältst den Druck nicht aus, Peter. Zurück!«
    »Auf gar keinen Fall.« Damms kippte nach unten, seine Schwimmflossen begannen zu wedeln. Vom Grund der Felsspalte starrte ihnen Chagrin entgegen. »Ich bin Archäologe! In Anatolien war Sand, hier ist Sand … Leute, wo ist das Kanönchen?«
    »Und wer steht oben an der Winde?« schrie Faerber.
    »Ellen und Pascale. Ich habe mit ihnen einen Schnellkurs gemacht in – ›Hebel vor‹ – ›Hebel zurück‹.«
    Er winkte Faerber fröhlich zu und ließ sich zu Chagrin hinabsinken. Faerber schwamm hinter ihm her. »Hast du das gehört, Ellen?« fragte er. Aber am Gerät an Bord saß Pascale und antwortete:
    »Gehört, Monsieur. Peter ist ein mutiger Mann. Ich bewundere ihn. Ellen steht an der Winde. Ende.«
    Damms kniete bereits neben der Kanone und legte den ersten Greifer um das Rohr, als Faerber neben Chagrin den Meeresboden berührte.
    »Ihr Freund ist wie ein leidenschaftlicher Jäger«, sagte Chagrin. Den seltsamen Unterton in seiner Stimme konnte man durch das Mikrofon nicht hören. »Wenn er ein schönes Wild sieht, vergißt er alles um sich herum.«
    Hans Faerber nickte. Er verstand jedoch den Doppelsinn dieses Satzes nicht.
    Oben an Deck aber sagte Ellen zu Pascale: »Sie sind ein rücksichtsloses Luder!«
    Die Fronten waren abgesteckt. Der Vernichtungskrieg konnte beginnen.
    Nach zwei Stunden schwerster Arbeit lag das eiserne Kanonenrohr endlich an Bord der Nuestra Señora. Erst der zweite Versuch hatte geklappt. Beim erstenmal war die Kanone aus den Greifern gerutscht, weil die Gewichtsverteilung nicht stimmte, und hätte Hans Faerber fast erschlagen. Chagrin reagierte schneller als Damms, der eine Sekunde zu lange brauchte. Diese Sekunde hätte Faerber beinahe das Leben gekostet.
    Chagrin riß Faerber mit beiden Händen an den Sauerstoffflaschen zurück, als das schwere, mit Muscheln überwucherte Rohr aus den Stahlseilen glitt und senkrecht herunterkam. Faerber kniete gerade auf dem Boden und sammelte die Werkzeuge ein, stopfte sie in die Tasche am Gürtel und stocherte mit der Brechstange im Sand herum. Bis zur Hälfte ungefähr verschluckte sie der Sand, dann stieß sie auf etwas Hartes und federte zurück.
    »Das ist merkwürdig, Chagrin!« wollte er gerade sagen, da traf ihn

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