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Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Titel: Ein toter Taucher nimmt kein Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ertrinken, du Affe!«
    Chagrin starrte sie an. Sie lag mit leicht gespreizten Beinen neben ihm und schien zu warten, daß er kam. Aber er kannte sie genau; ihre Augen warnten ihn. Sobald er sich über sie beugte, würde sie ihn mit Armen und Beinen wegstoßen. Die Strafe einer Katze, der man die Maus verweigert.
    »Kannst du schießen?« fragte Chagrin plötzlich. Pascale hob den Kopf. Ihre innere Angespanntheit ließ deutlich nach, die Muskeln erschlafften. Er sah es am Bauch und an den Innenseiten ihrer Schenkel.
    »Ich weiß, wie man den Finger krumm macht – genügt das?« antwortete sie.
    »Vielleicht. Ich werde Faerber und Ellen überrumpeln können, aber Damms wird nach zwei Schüssen Zeit haben, sich auf den dritten einzustellen. Du mußt Damms erschießen, Pascale.«
    Sie sah ihn aus ihren grünen, im Licht der kleinen, von der Decke hängenden Schiffslampe schwärzlich glitzernden Augen lange an. Dann schüttelte sie den Kopf.
    »Nicht Peter«, sagte sie. Und plötzlich war ihre Stimme kalt und bar allen weiblichen Charmes, nur noch ein Ton, der Chagrin traf wie ein Geschoß. »Ich möchte Ellen erschießen!«
    Chagrins Kopf fuhr vor wie ein zustoßender Raubvogel. »Was war hier an Bord, während wir unten waren?!«
    Pascales Finger trommelten auf die Unterlage. »Sie hat mich eine Hure genannt.«
    »Seit wann beleidigt dich das?«
    »Du bist ein Miststück! Ein Saukerl! Ein ausgekotzter Dreck!« Sie sprang hoch, stürzte sich auf Chagrin und versuchte, ihn zu kratzen. Er wehrte sie lachend ab, drückte sie aufs Bett zurück, hielt sie mit seinem Körper fest und streckte ihre Hände von sich weg.
    »Du verfluchter Hund!« stammelte sie, heiser vor Wut. »Du ekelhaftes Schwein …«
    Chagrin fühlte ihren herrlichen Körper, und das versöhnte ihn. Pascale wehrte sich noch und schrie Unflätigkeiten, die er alle kannte. So wie er auch Pascales Wutausbrüche kannte und die Möglichkeiten, sie zu beenden.
    »Ich schenke dir Ellen«, sagte er und küßte sie. Plötzlich war sie ganz ruhig. Als er ihre Hände losließ, zerkratzten sie ihm nicht das Gesicht, sondern legten sich zärtlich um seinen Nacken.
    »Wann, mein Liebling?« fragte sie. Ihre Stimme war wieder warm und dunkel und voll höllischer Vorfreude.
    »Wenn wir auf den Millionenkisten sitzen. Solange wirst du noch mit Ellen leben müssen.«
    Sie lächelte. So kann das Grauen lächeln, dachte Chagrin plötzlich. Es wird sich nicht vermeiden lassen: Der vierte Schuß an Bord muß Pascale treffen. Und das wird echte Notwehr sein.
    Dann schlang Pascale die Beine um Chagrins Hüften und ergab sich ihrer satanischen Liebe.
    In der Kabine unter dem Ruderhaus saßen um diese Zeit Faerber und Ellen noch an einem Klapptisch zusammen. Hans zeichnete die ungefähre Lage des Wracks, wenn es so gesunken war, wie Chagrin es annahm. Er zeichnete die Felsspalte, den Sandboden und darunter, zusammengedrückt, aber doch noch in deutlicher Form sichtbar, den Rumpf der Karavelle Zephyrus.
    »Wenn das stimmt, Ellen«, sagte Faerber, zufrieden mit seinen zeichnerischen Visionen, »hat mir der alte Drexius ein unschätzbares Erbe hinterlassen! Der alte, zerknitterte, arme Drexius, der nur zwei Oberhemden zum Wechseln hatte. Er hatte den Weg zu den Milliarden an der Wand hängen, wer weiß, wie lange schon? Und er sagte keinem etwas davon. Vielleicht aus Angst, daran zugrunde zu gehen?«
    »Ich habe auch Angst, Hans.« Ellen nahm ihm den Bleistift aus der Hand und strich kreuz und quer über das schöne Bild des Wracks. »Wenn es möglich wäre, würde ich sagen, laß alles, wie es ist, und laß uns nach Hause fliegen.«
    »Es ist nicht mehr möglich!« Faerber starrte auf seine zerkrizelte Zeichnung. Er war nicht abergläubisch, aber irgendwie verdarb ihm die zerstörte Zeichnung die Stimmung. Etwas lastete wie ein Gewicht auf ihm.
    »Mein Gott, vor wem hast du Angst?«
    »Chagrin …«
    »Er hat mir heute das Leben gerettet.«
    »Pascale und ich könnten uns jede Minute umbringen!«
    »Wie typisch!« Faerber lachte. Der Druck war weg. Weibergetratsche. »Hundert Männer können zusammen sein, und die Welt behält Tag und Nacht. Aber wenn man zwei Frauen, die sich nicht riechen können, zusammenläßt, wird die Schöpfung auf den Kopf gestellt!«
    »Du kommst dir wohl sehr klug vor, was?« Ellen warf den Bleistift hin und kroch in ihr Bett. »Ihr seid alle so naiv wie Kinder, die mit Sand Kuchen backen …«
    In der Nacht kam ein leichter Wind auf, das Schiff schaukelte.

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