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Ein Toter zu wenig

Ein Toter zu wenig

Titel: Ein Toter zu wenig
Autoren: Dorothy Leigh Sayers
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anzuhalten.
    Inspektor Sugg und ein ihm unterstellter Zerberus hielten vor Queen Caroline Mansions Nr. 59 Wache und zeigten wenig Neigung, die inoffiziellen Fahnder einzulassen, Parker konnten sie ja nicht so einfach zurückweisen, aber Lord Peter sah sich mit mürrischen Gesichtern und, wie Lord Beaconsfield es einmal nannte, meisterlicher Trägheit konfrontiert. Vergeblich versuchte er geltend zu machen, daß er von Mrs. Thipps im Namen ihres Sohnes beauftragt worden sei.
    »Beauftragt!« schnaubte Inspektor Sugg. »Wenn sie nicht aufpaßt, wird sie bald jemanden für sich selbst beauftragen müssen. Mich würd's nicht wundern, wenn sie auch beteiligt wäre, aber sie ist ja so taub, daß gar nichts mehr mit ihr anzufangen ist.«
    »Hören Sie doch, Inspektor«, sagte Lord Peter, »was haben Sie davon, wenn Sie sich so querlegen? Sie sollten mich lieber hineinlassen - Sie wissen, daß ich am Ende sowieso hineinkomme. Himmel noch mal, ich nehme Ihnen und Ihren Kindern doch nicht das Brot aus dem Mund. Mir hat noch niemand etwas dafür bezahlt, daß ich für Sie Lord Attenburys Smaragde wiedergefunden habe.«
    »Es ist meine Pflicht, dieses Haus für die Öffentlichkeit zu sperren«, erwiderte Inspektor Sugg verdrießlich, »und es bleibt gesperrt.«
    »Ich habe ja nichts dagegen, wenn Sie öffentliche Häuser sperren«, meinte Lord Peter freundlich, indem er sich auf die Treppe setzte, um die Sache in aller Ruhe auszufechten, »obwohl ich finde, daß man die Enthaltsamkeit auch übertreiben kann. Die goldene Mitte, mein lieber Sugg, bewahrt Sie davor, als Esel dazustehen, wie schon Aristoteles sagt. Haben Sie schon mal als Esel dagestanden, Sugg? Ich ja. Und es hätte eines ganzen Rosengartens bedurft, mich zu heilen, Sugg  Du bist mein Garten voll schöner Rosen, Meine Rose, meine einzige Rose bist du! «
    »Ich unterhalte mich nicht länger mit Ihnen«, sagte der gequälte Inspektor, »es ist schon schlimm genug - ach, zum Teufel mit dem Telefon! He, Cawthorn, gehen Sie mal ran und sehen Sie, was das ist, falls der alte Drachen Sie ins Zimmer läßt. Schließt sich ein und schreit herum«, sagte der Inspektor. »Da hätte man die größte Lust, den Beruf aufzugeben und Gärtner zu werden.«
    Der Konstabler kam zurück. »Vom Yard, Sir«, sagte er mit bedauerndem Hüsteln. »Der Chef sagt, Lord Peter Wimsey sind alle Mittel zur Verfügung zu stellen, Sir. Äh!« Er trat verbindlich beiseite und setzte eine undurchdringliche Miene auf.
    »Fünf Asse«, sagte Lord Peter gutgelaunt. »Der Chef ist ein guter Freund meiner Mutter. Hilft alles nichts, Sugg, Sie brauchen nicht zu bluffen, als ob Sie ein volles Haus hätten. Ich mache es gleich noch etwas voller.«
    Er ging mit seinem Gefolge in die Wohnung.
    Die Leiche war ein paar Stunden zuvor abgeholt worden, und nachdem das Bad und die ganze Wohnung sowohl mit dem bloßen Auge als auch mit der Kamera des tüchtigen Bunter erkundet war, zeigte sich deutlich, daß die alte Mrs. Thipps das eigentliche Problem in diesem Haus war. Sohn und Dienstmädchen waren beide fortgeholt worden, und wie sich zeigte, hatten sie keinerlei Freunde in der Stadt, nur ein paar geschäftliche Bekannte von Thipps, deren Adressen die alte Dame nicht einmal kannte. Die übrigen drei Wohnungen im Haus wurden bewohnt von einer siebenköpfigen Familie, die zur Zeit im Ausland überwinterte, einem indischen Oberst von forschem Auftreten, der allein mit einem indischen Diener hier lebte, und einer hochwohlanständigen Familie im zweiten Stock, die ob der Unruhe über ihren Köpfen aufs höchste erzürnt war. Der Haushaltsvorstand zeigte zwar, von Lord Peter angesprochen, eine gewisse menschliche Regung, doch Mrs. Appledore, die plötzlich in einem warmen Morgenmantel hinzukam, holte ihn schnell wieder aus der Schlinge, in der er sich da unvorsichtig zu verfangen drohte.
    »Bedaure«, sagte sie, »wir müssen uns da leider heraushalten. Es ist eine sehr unangenehme Geschichte, Mr. - ich habe Ihren Namen leider nicht verstanden, und wir haben es schon immer für besser gehalten, nichts mit der Polizei zu tun zu haben. Gewiß, wenn die Thipps' unschuldig sind, was ich wirklich hoffen will, ist das Ganze für sie sehr bedauerlich, aber ich muß sagen, daß mir die Umstände höchst verdächtig vorkommen, das findet Theophilus auch, und ich möchte uns nicht gern nachsagen lassen, wir hätten Mördern geholfen. Womöglich würde man uns sogar noch für Komplizen halten. Sie sind natürlich noch jung,
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