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Ein Toter zu wenig

Ein Toter zu wenig

Titel: Ein Toter zu wenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Leigh Sayers
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Familie verwandt ist, aber sie verliebte sich nun einmal in diesen Mr. Levy und brannte mit ihm durch. Er war damals nämlich ein sehr gutaussehender Mann, ein bißchen fremdländisch, besaß aber nichts, und die Familie hatte etwas gegen seine Religion. Natürlich sind wir heutzutage alle selbst Juden, und es hätte die Leute auch gar nicht so sehr gestört, wenn er sich als etwas anderes ausgegeben hätte, wie dieser Mr. Simons, den wir bei Mrs. Porchester kennengelernt haben und der allen Leuten erzählt, er habe seine Nase aus der italienischen Renaissance und stamme auf irgendeiner Linie von La Bella Simonetta ab - so etwas Albernes, als ob ihm das einer glaubte; und ich finde einige Juden ja auch sehr nett, und mir persönlich ist es lieber, die Leute glauben überhaupt etwas, obwohl es natürlich sehr unpraktisch sein muß, samstags nicht arbeiten zu dürfen und die kleinen Kinder zu beschneiden und sich immer nach dem Neumond zu richten, und dann das komische Fleisch, das sie essen, mit so einem rotwelsch klingenden Namen, und niemals Speck zum Frühstück. Aber so war das nun mal, und es war doch viel besser für das Mädchen, ihn zu heiraten, wenn sie ihn wirklich gern hatte, obwohl ich ja glaube, daß der junge Freke ihr aufrichtig zugetan war, und sie sind ja auch immer noch gute Freunde. Eine richtige Verlobung hat es ja auch eigentlich nie gegeben, nur so eine Art Übereinkommen mit dem Vater, aber er hat nie geheiratet und wohnt ganz für sich allein in diesem großen Haus neben der Klinik, obwohl er jetzt so reich und berühmt ist, und ich kenne viele, die ihn gern gekapert hätten - Lady Mainwaring hätte ihn zum Beispiel gern für ihre älteste Tochter gehabt, aber ich weiß noch, wie ich damals gesagt habe, man könne von einem Chirurgen schlecht erwarten, daß er sich für eine Figur begeistert, die nur aus Watte besteht - in seinem Beruf hat er ja viele Vergleichsmöglichkeiten, nicht?«
    »Lady Levy scheint es verstanden zu haben, den Männern den Kopf zu verdrehen«, meinte Peter. »Man denke nur an Levy, den Meergrünen Unnahbaren.«
    »Das ist ganz richtig, mein Lieber; sie war ein sehr hübsches Mädchen, und es heißt, ihre Tochter sei ganz nach ihr. Ich habe sie ein wenig aus den Augen verloren, als sie heiratete, und du weißt ja, daß dein Vater nicht viel für Geschäftsleute übrig hatte, aber ich weiß, daß immer alle gesagt haben, sie führten eine Musterehe. Es ging sogar das Sprichwort um, Sir Reuben werde zu Hause so geliebt, wie er draußen in der Welt gehaßt werde. Mit >draußen in der Welt< meine ich nicht >im Ausland< - das ist nur so eine Redensart, wie wenn man sagt, daß einer in der Fremde ein Engel und ein Satan daheim ist - oder umgekehrt, jedenfalls erinnert es einen an  Des Pilgers Wanderschaft. «
    »Ja«, sagte Lord Peter, »ich könnte mir denken, daß der alte Knabe sich ein paar Feinde gemacht hat.«
    »Dutzende, mein Lieber - die City ist wirklich kein angenehmes Pflaster. Alles mauschelt und schachert und ismaelt - wobei ich nicht glaube, daß Sir Reuben es gern hören würde, wenn man ihn Ismael nennt, nicht? Heißt das nicht soviel wie unehelich, oder wenigstens kein richtiger Jude? Ich bringe diese Gestalten aus dem Alten Testament immer durcheinander.«
    Lord Peter mußte lachen und gähnen. »Ich glaube, ich lege mich ein paar Stündchen aufs Ohr«, sagte er. »Um acht muß ich wieder in der Stadt sein - Parker kommt zum Frühstück.«
    Die Herzogin sah auf die Uhr, auf der es fünf Minuten vor drei war. »Ich schicke dir um halb sieben dein Frühstück hinauf, mein Lieber«, sagte sie. »Hoffentlich findest du alles in Ordnung. Ich habe dir eine Wärmflasche ins Bett legen lassen, diese Leinenlaken sind so kalt; du kannst sie ja wegtun, wenn sie dich stört.«

4. Kapitel
    »So sieht es also aus, Parker«, sagte Lord Peter, indem er seine Kaffeetasse fortschob und sich nach dem Frühstück sein Pfeifchen anzündete »Dich bringt es am Ende vielleicht weiter, aber mir und meinem Badezimmerproblem nutzt es nicht viel. Hast du dort noch etwas erreicht, nachdem ich fort war?«
    »Nein, aber ich war heute früh auf dem Dach«
    »Nicht zu glauben - was bist du doch für ein Energiebündel, Parker' Hör mal, ich glaube, diese Partnerschaftsidee ist sehr gut. Es ist viel leichter, anderer Leute Aufgaben zu lösen als die eigenen - es gibt einem das schone Gefühl, sich in Sachen einzumischen, die einen nichts angehen, und den Lehrmeister zu spielen, verbunden

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