Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Toter zu wenig

Ein Toter zu wenig

Titel: Ein Toter zu wenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Leigh Sayers
Vom Netzwerk:
ihm jemand anders die Schuhe mit Gewalt ausgezogen hätte. Nochmals, die Fingerabdrücke des Fremden liegen über den Dreckspritzern, aber hier ist  ein  Dreckspritzer, der die Abdrücke des Fremden überlagert. Das führt mich zu der Annahme, daß der Fremde mit einem Taxi, einer Kutsche oder eigenem Wagen in Levys Schuhen in den Park Lane gekommen ist, aber an irgendeiner Stelle ist er ein Stück zu Fuß gegangen - gerade weit genug, um in eine Pfütze zu treten und einen Spritzer auf den Schuh zu bekommen. Was sagst du dazu?«
    »Sehr hübsch«, meinte Parker. »Ein bißchen kompliziert allerdings, und die Abdrücke sind auch nicht gerade das, was ich von Fingerabdrücken erwarte.«
    »Nun gut, ich will ihnen ja auch keine allzu große Bedeutung beimessen. Aber sie passen zu unseren ursprünglichen Überlegungen. Weiter jetzt.
    C. Die Abdrücke, die mein höchstpersönlicher Bösewicht so entgegenkommend auf dem hinteren Rand von Thipps' Badewanne hinterlassen hat, wo du sie entdeckt hast, und ich hätte Prügel dafür verdient, daß ich sie übersehen habe.  Es  ist die linke Hand, wie du siehst, Handwurzel und Finger, nicht aber die Fingerspitzen, was so aussieht, als ob er sich auf den Badewannenrand gestützt hätte, um unten irgend etwas zurechtzukramen - vielleicht die Brille und das Kettchen. Auch Handschuhe, wie man sieht, aber ohne Nähte und Säume - ich sage Gummi, du sagst Gummi. So weit, so gut. Nun sieh mal her: D und E stammen von einer meiner Visitenkarten. Dieses Ding hier in der Ecke, das mit F gekennzeichnet ist, kannst du außer acht lassen; auf dem Original ist das ein klebriger Fleck, den der Junge, der die Karte entgegennahm, mit dem Daumen darauf hinterlassen hat, nachdem er sich einen Kaugummi mit den Fingern aus den Zähnen geklaubt hatte, um mir zu sagen, daß Mr. Milligan vielleicht frei sei, vielleicht aber auch nicht. D und E sind die Daumenabdrücke von Milligan und seinem rothaarigen Sekretär. Ich weiß nicht, welcher von wem stammt, aber ich habe gesehen, wie der Junge mit der Kaugummihand die Karte dem Sekretär gegeben hat, und als ich ins Allerheiligste kam, sah ich sie in John P. Milligans Hand, also gehören sie zu den beiden, und es ist im Augenblick unwesentlich für unsere Zwecke, welcher wem gehört. Ich habe mir im Hinausgehen die Karte wieder vom Tisch geangelt. So, mein lieber Parker, und nun will ich dir sagen, was Bunter und mich bis in die frühen Morgenstunden auf Trab gehalten hat. Ich habe alles hin und her vermessen, bis mir der Kopf rauchte, und auf die Bilder gestarrt, bis ich fast blind war, aber der Teufel soll mich holen, wenn ich etwas daraus entnehmen kann. Frage eins: Ist C mit B identisch? Frage zwei: Ist D oder E mit B identisch? Man kann natürlich nur nach der Größe und Form gehen, und die Abdrücke sind so schwach - was meinst du?«
    Parker schüttelte skeptisch den Kopf. »Ich meine, E steht praktisch völlig außer Frage«, sagte er. »Dieser Daumen kommt mir übermäßig lang und schmal vor. Aber ich finde, es besteht eine entschiedene Ähnlichkeit zwischen den Abständen von B auf der Wasserflasche und C auf dem Badewannenrand. Und ich sehe keinen Grund, warum D nicht derselbe sein sollte wie B; man hat nur kaum etwas, woran man sich halten kann.«
    »Deine unverbildete Meinung und meine Messungen haben uns also beide zu demselben Schluß geführt - wenn man das einen Schluß nennen kann«, stellte Lord Peter verbittert fest.
    »Noch etwas anderes«, sagte Parker. »Warum in aller Welt müssen wir überhaupt versuchen, B mit C in Verbindung zu bringen? Daraus, daß wir beide zufällig Freunde sind, folgt noch nicht notwendigerweise, daß die beiden Fälle, an denen wir jeweils interessiert sind, in irgendeiner Beziehung zueinander stehen. Warum sollten sie? Der einzige, der das glaubt, ist Sugg, und er hat nichts in der Hand, was dafür spricht. Anders sähe das aus, wenn an der Vermutung etwas dran wäre, daß der Mann in der Badewanne Levy ist, aber wir wissen ja mit Sicherheit, daß er es nicht ist. Es ist lächerlich, anzunehmen, daß ein und derselbe Mensch in ein und derselben Nacht zwei völlig voneinander unabhängige Verbrechen begangen hat, eines in Battersea, das andere im Park Lane.«
    »Ich weiß«, sagte Wimsey, »obwohl wir natürlich nicht vergessen dürfen, daß Levy um die Zeit in Battersea  war , und nachdem wir jetzt wissen, daß er nicht, wie angenommen, um zwölf Uhr nach Hause gekommen ist, haben wir keinen Grund

Weitere Kostenlose Bücher