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Ein Toter zu wenig

Ein Toter zu wenig

Titel: Ein Toter zu wenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Leigh Sayers
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Die jungen Herren könnten unmöglich an die Schlüssel herankommen. Ob Sir Julian Freke oder die anderen Krankenhausärzte ebenfalls Schlüssel hätten? Nein, nicht einmal Sir Julian Freke.
    Die Schlüssel seien Montagabend in seinem Besitz geblieben? Ja. Außerdem seien diese Fragen ohnehin ohne Bedeutung, denn es fehle ja keine Leiche. Ob auch nie eine gefehlt habe? So sei es.
    Der Untersuchungsrichter wandte sich dann an die Geschworenen und ermahnte sie mit einiger Schärfe, daß sie nicht dazu hier seien, sich lang und breit darüber zu unterhalten, wer der Tote sein könne oder wer nicht, sondern um ihre Meinung hinsichtlich der Todesursache zu sagen. Er erinnerte sie daran, daß es hier um die Frage gehe, ob laut dem medizinischen Gutachten der Tod durch einen Unfall oder von eigener Hand herbeigeführt worden sein könne, oder ob es sich um Mord oder Totschlag handle. Wenn sie die vorliegenden Erkenntnisse zur Beantwortung dieser Frage für unzureichend hielten, könnten sie ihr Urteil auch offenlassen. In jedem Falle dürfe durch ihren Spruch niemand vorverurteilt werden; wenn sie auf Mord entschieden, müsse die ganze Beweisaufnahme noch einmal vor dem ordentlichen Gericht ablaufen. Er entließ sie dann mit der unausgesprochenen Ermahnung, sich ein bißchen zu beeilen.
    Sir Julian Freke hatte schon während seiner Zeugenaussage einen Blick der Herzogin erhascht und kam sie jetzt begrüßen.
    »Ich habe Sie ja schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen«, sagte diese. »Wie geht’s Ihnen denn?«
    »Viel zu tun«, antwortete der Facharzt. »Habe soeben mein neues Buch herausgebracht. Mit dergleichen Dingen hier vertut man seine Zeit. Haben Sie Lady Levy schon gesehen?«
    »Nein, die Ärmste«, sagte die Herzogin. »Ich bin erst heute morgen gekommen, wegen dieser Verhandlung. Mrs. Thipps ist ja zur Zeit bei mir zu Gast - eine von Peters Exzentrizitäten, Sie wissen ja. Arme Christine! Ich muß mal zu ihr. Das ist Mr. Parker«, fügte sie hinzu. »Er untersucht diesen Fall.«
    »Oh«, sagte Sir Julian und zögerte kurz. »Wissen Sie was?« sagte er dann leise zu Parker. »Es freut mich sehr, Sie kennenzulernen. Haben Sie schon Lady Levy aufgesucht?«
    »Heute früh.«
    »Hat sie darum gebeten, daß Sie diese Untersuchung weiterführen?«
    »Ja«, sagte Parker. »Sie glaubt«, fuhr er fort, »daß Sir Reuben vielleicht irgendwo in den Händen eines Konkurrenten ist und festgehalten wird oder daß irgendwelche Lumpen ein Lösegeld für ihn erpressen wollen.«
    »Und ist das auch Ihre Meinung?« fragte Sir Julian.
    »Ich halte es für ziemlich wahrscheinlich«, antwortete Parker ehrlich.
    Sir Julian zögerte wieder. »Könnten Sie mich vielleicht auf dem Rückweg begleiten, wenn das hier vorbei ist?« fragte er dann.
    »Mit Vergnügen«, antwortete Parker.
    In diesem Augenblick kamen die Geschworenen zurück und nahmen ihre Plätze ein, und es gab ein allgemeines Rascheln und Raunen. Der Untersuchungsrichter wandte sich an den Obmann und fragte ihn, ob sie sich auf einen Spruch hätten einigen können. »Wir haben entschieden, Herr Untersuchungsrichter, daß der Verstorbene an der Wirkung eines Schlags ins Genick gestorben ist, aber wie ihm diese Verletzung zugefügt wurde, geht unseres Erachtens aus der Beweisaufnahme nicht hervor.«
    *
    Mr. Parker und Sir Julian Freke gingen zusammen die Straße hinauf.
    »Ich hatte«, sagte der Arzt, »bevor ich heute morgen Lady Levy sah, absolut keine Ahnung, daß irgend jemand daran dachte, diese Angelegenheit könne mit Sir Reubens Verschwinden zusammenhängen. Der Gedanke war so vollkommen abwegig, daß er nur dem Gehirn dieses lächerlichen Polizeibeamten entsprungen sein konnte. Wenn ich die allermindeste Ahnung gehabt hätte, was in seinem Kopf vorging, hätte ich ihn entsprechend zurechtweisen und das alles verhindern können.«
    »Ich habe mir alle Mühe gegeben, das zu tun«, sagte Parker, »sowie ich zu dem Fall Levy hinzugezogen wurde -«
    »Wer hat Sie hinzugezogen, wenn ich fragen darf?« erkundigte sich Sir Julian. »Nun, zuerst das Hauspersonal und dann Sir Reubens Onkel, Mr. Levy vom Portman Square, der mir schrieb, ich solle die Ermittlungen fortsetzen.«
    »Und hat Lady Levy diesen Auftrag jetzt bekräftigt?«
    »Gewiß«, sagte Parker einigermaßen überrascht.
    Sir Julian schwieg eine Weile.
    »Ich muß leider annehmen, daß ich es war, der Sugg diese Idee zuerst in den Kopf gesetzt hat«, sagte Parker zerknirscht. »Als Sir Reuben verschwand, habe ich

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