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Ein Toter zu wenig

Ein Toter zu wenig

Titel: Ein Toter zu wenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Leigh Sayers
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Weg haben wollte, wäre es ein bißchen abwegig gewesen, hinzugehen und in Thipps' Wohnung einen unbekannten Mann zu ermorden, nur um ihm Mr. Crimpleshams Brille auf die Nase zu setzen.«
    »Wo war der junge Wicks am Montag?« fragte Parker.
    »Auf einer Tanzveranstaltung, die der Kantor gab«, antwortete Lord Peter wütend. »David - so heißt er nämlich - tanzte im Angesicht des Herrn und vor den Augen der versammelten Pfarrgemeinde.« Er war eine Weile still. »Erzähl du mir mal von der Untersuchungsverhandlung«, sagte Wimsey.
    Parker kam der Aufforderung mit einer Zusammenfassung der Zeugenaussagen nach. »Glaubst du, daß die Leiche am Ende in der Wohnung versteckt gewesen sein könnte?« fragte er abschließend. »Ich weiß, daß wir nachgesehen haben, aber möglicherweise haben wir etwas übersehen.«
    »Möglich. Aber Sugg hat ja auch gesucht.«
    »Sugg!«
    »Da tust du Sugg unrecht«, sagte Lord Peter. »Wenn es irgendein Indiz für Thipps' Mitwirkung bei dem Verbrechen gegeben hätte, wäre es Sugg nicht entgangen.«
    »Warum?«
    »Warum? Weil er danach suchte. Das ist wie mit deinen Kommentatoren zum Brief an die Galater. Er glaubt, daß es entweder Thipps oder Gladys Horrocks oder deren Freund war. Darum hat er Spuren auf der Fensterbank gefunden, wo der Freund möglicherweise hätte einsteigen oder Gladys etwas hätte hereinreichen können. Auf dem Dach hat er keine Spuren gefunden, weil er danach nicht gesucht hat.«
    »Aber er war vor mir auf dem Dach.«
    »Schon, aber nur, um zu beweisen, daß dort keine Spuren waren. Seine Überlegungen gehen folgendermaßen: Gladys Horrocks' Freund ist Glaser. Glaser kommen mit Leitern. Glaser haben immer Leitern zur Hand. Folglich kam Gladys Horrocks' Freund mit einer Leiter. Folglich werden Spuren auf der Fensterbank zu finden sein, aber keine auf dem Dach. Er findet keine Spuren unten vor dem Fenster, glaubt aber, daß er sicher welche gefunden hätte, wenn der Hof nicht zufällig asphaltiert gewesen wäre. Ähnlich glaubt er, daß Mr. Thipps die Leiche auf dem Speicher oder sonstwo versteckt haben könnte. Darum kannst du sicher sein, daß er den Speicher und alle andern geeigneten Orte nach entsprechenden Spuren untersucht hat. Wenn welche dagewesen wären, hätte er sie gefunden, weil er danach suchte. Wenn er also keine gefunden hat, liegt das nur daran, daß keine da waren.«
    »Gut, gut«, sagte Parker, »hör schon auf. Ich glaub's dir ja.« Dann schilderte er die Aussagen der Ärzte.
    »Übrigens«, sagte Lord Peter, »um einmal kurz auf den andern Fall einzugehen - ist dir je der Gedanke gekommen, daß Levy am Montagabend womöglich Freke aufgesucht hat?«
    »Ja, das hat er«, sagte Parker ziemlich unerwartet und berichtete über sein Gespräch mit dem Nervenspezialisten.
    »Hoppla!« sagte Lord Peter. »Sag mal, Parker, findest du die beiden Fälle nicht recht ulkig? Jede Spur, die wir verfolgen, scheint im Sande zu verlaufen. Bis zu einem bestimmten Punkt ist alles furchtbar aufregend, verstehst du und dann geht's nicht weiter. Es ist wirklich, wie wenn ein Fluß im Sand versickert.«
    »Ja«, sagte Parker, »und heute morgen ist mir wieder einer versickert.«
    »Was für einer?«
    »Ich habe Levys Sekretär nach seinen Geschäften ausgefragt. Ich habe nicht viel erfahren, was weiter wichtig schien, außer ein paar zusätzlichen Einzelheiten über das Argentiniengeschäft und so weiter. Dann dachte ich, ich erkundige mich in der City mal nach den peruanischen Ölaktien, aber soweit ich feststellen konnte, hatte Levy von denen noch nicht einmal gehört. Ich habe die Makler ausgeforscht und bin dabei auf eine Menge Geheimniskrämerei und Versteckspiel gestoßen, wie das ja immer der Fall ist, im jemand die Kurse künstlich heraufzuschrauben versucht, und schließlich stieß ich auf einen Namen, der hinter allem stand. Aber es war nicht Levy.«
    »Nein? Wer denn?«
    »Merkwürdigerweise Freke. Das kommt mir sehr mysteriös vor. Er hat vorige Woche ein ansehnliches Aktienpaket gekauft, ganz still und heimlich, ein paar davon auf seinen eigenen Namen, und dann hat er sie am Dienstag mit bescheidenem Gewinn - nur ein paar hundert Pfund, also gar nicht der Mühe wert, wie man meinen sollte - ebenso still und heimlich wieder verkauft.«
    »Ich hätte nie gedacht, daß er sich auf solche Spielchen einlassen würde.«
    »Tut er normalerweise auch nicht. Das ist ja das Komische daran.«
    »Na ja, man kann nie wissen«, sagte Lord Peter. »Manchmal tun Leute so

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