Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Toter zu wenig

Ein Toter zu wenig

Titel: Ein Toter zu wenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Leigh Sayers
Vom Netzwerk:
Zimmer auf und ab. »Mein Gott«, sagte er, »mein Gott!« Er nahm das  Who's   Who  von dem kleinen Regal über dem Telefon und suchte Trost in seinen Seiten. »FREKE, Sir Julian; geadelt 1916; Großkreuz des Victoria-Ordens 1919; Komtur des Victoria-Ordens 1917; Komtur des Bathordens 1918; Dr. med.; Mitglied der Königlichen Ärztekammer; Mitglied der Königlichen Chirurgenkammer; Dr. en Mèd. Paris; Doktor scientium Cambridge; Ritter des Johanniterordens; Beratender Arzt am St. Luke's-Krankenhaus, Battersea. Geb.  in Gryllingham am 16. März 1872, einziger Sohn von Edward Curzon Freke aus Gryll Court, Gryllingham.  Ausbildung:  Harrow und Trinity College, Cambridge; Oberstarzt; ehemaliges Mitglied im Beraterstab des Heeressanitätsdienstes.  Veröffentlichungen:  Anmerkungen über die pathologischen Aspekte des Genies, 1892; Statistische Beiträge zum Studium der Kinderlähmung in England und Wales, 1894; Funktionelle Störungen des Nervensystems, 1899; Cerebrospinale Krankheiten, 1904; Grenzgebiete des Irrsinns, 1906; Eine Untersuchung der Behandlung in den Heil- und Pflegeanstalten für Mittellose im Vereinigten Königreich, 1906; Moderne Entwicklungen in der Psychotherapie - eine Kritik, 1910; Kriminelle Geistesgestörtheit, 1914; Die Anwendung der Psychotherapie bei der Behandlung der Bombenneurose, 1917; Eine Antwort auf Professor Freud, mit einer Beschreibung einiger Experimente im Kriegslazarett von Amiens, 1919; Strukturelle Abwandlungen im Zusammenhang mit größeren Neurosen, 1920.  Clubs:  White's, Oxford und Cambridge; Alpine etc.  Freizeitbeschäftigungen:  Schach, Bergsteigen, Angeln.  Adresse:  282 Harley Street und St. Luke's-Haus, Prince of Wales Road, Battersea Park, S.W. 11.« Er warf das Buch fort. »Das ist die Bestätigung!« stöhnte er. »Als ob ich die noch gebraucht hätte!«
    Er setzte sich wieder hin und vergrub sein Gesicht in den Händen. Ganz plötzlich erinnerte er sich, wie er vor vielen Jahren einmal im Schloß Denver vor dem Frühstückstisch gestanden hatte - ein kleiner, magerer Junge mit blauen Knickerbockern und wild klopfendem Herzen. Die Familie war noch nicht heruntergekommen; auf dem Tisch standen eine große silberne Teekanne auf einem kleinen Spirituskocher und eine herrliche Kaffeekanne, die unter einer Glasglocke brodelte. Er hatte an einer Ecke des Tischtuchs gezupft - etwas stärker, und die Teekanne hatte sich schwerfällig in Bewegung gesetzt, während die Teelöffel dazu klapperten. Dann hatte er das Tischtuch fest gepackt und mit voller Kraft daran gerissen - er fühlte noch jetzt den herrlichen Nervenkitzel, als die Teekanne, die Kaffeemaschine und das ganze Sèvres-Service mit ohrenbetäubendem Krachen zu Boden stürzten und in tausend Stücke zersprangen - er erinnerte sich an das entsetzte Gesicht des Butlers und das Kreischen einer zu Besuch weilenden Dame.
    Ein Holzscheit brach in der Mitte entzwei und sank in ein Kissen weißer Asche. Ein verspäteter Lastwagen rumpelte am Fenster vorbei.
    Mr. Bunter, der den Schlaf des gerechten und treuen Dieners schlief, wurde in den frühen Morgenstunden von einem heiseren Flüstern geweckt. »Bunter!«
    »Ja, Mylord?« sagte Bunter, indem er sich aufrichtete und das Licht anknipste.
    »Licht aus, verdammt noch mal!« sagte die Stimme. »Hören Sie - da drüben - hören Sie das?«
    »Da ist nichts, Mylord«, sagte Mr. Bunter, indem er aus dem Bett sprang und seinen Herrn rasch packte. »Es ist ja gut; Sie gehen jetzt schnell zu Bett, und ich bringe Ihnen einen Tropfen Bromid. Nanu, Sie zittern ja am ganzen Körper - Sie sind zu lange aufgeblieben.«
    »Still! Nein, nein - es ist das Wasser«, sagte Lord Peter mit klappernden Zähnen. »Es steht ihnen bis an die Hüften, den armen Teufeln. Aber hören Sie! Hören Sie es denn nicht? Tapp, tapp, tapp - sie graben sich zu uns durch - aber ich weiß nicht, wo - ich kann's nicht hören. Da! Da ist es wieder - wir müssen es finden - wir müssen das verhindern... Hören Sie! O mein Gott! Ich höre es nicht mehr - ich höre überhaupt nichts mehr vor lauter Kanonen. Können die ihre Kanonen nicht mal schweigen lassen?«
    »O je!« sagte Mr. Bunter halb bei sich. »Nein, nein - es ist alles in Ordnung, Herr Major - keine Sorge.«
    »Aber ich hör's doch!« begehrte Peter auf.
    »Ich auch«, antwortete Mr. Bunter beherzt, »und es freut mich zu hören, Mylord. Das sind nämlich unsere eigenen Sappeure bei der Arbeit im Verbindungsgraben. Machen Sie sich deswegen

Weitere Kostenlose Bücher