Ein Toter zu wenig
nur keine Sorgen, Sir.«
Lord Peter packte mit fiebrigen Fingern seinen Arm. »Unsere Sappeure?« fragte er. »Ganz bestimmt?«
»Ganz bestimmt«, sagte Mr. Bunter zuversichtlich.
»Sie werden die Feste niederreißen«, sagte Lord Peter.
»Darauf können Sie sich verlassen«, bestätigte Mr. Bunter, »und das soll uns nur freuen. Kommen Sie mit, legen Sie sich ein bißchen hin, Sir - diesen Abschnitt haben jetzt die andern übernommen.«
»Meinen Sie, man kann hier beruhigt fort?« fragte Lord Peter.
»Ganz beruhigt, Sir«, sagte Mr. Bunter, indem er den Arm seines Herrn unter den seinen schob und ihn ins Schlafzimmer führte.
Lord Peter nahm willig das Schlafmittel und ließ sich widerstandslos ins Bett legen. Mr. Bunter, der in seinem gestreiften Pyjama, den dichten schwarzen Haarschopf ganz zerwühlt, gar nicht mehr nach Bunter aussah, setzte sich grimmig hin und betrachtete die spitzen Wangenknochen des Jüngeren und die roten Flecken unter seinen Augen. »Ich dachte, diese Anfälle wären endlich vorbei«, sagte er. »Er hat sich überanstrengt. Schläft er?« Er musterte ihn sorgenvoll, und ein zärtlicher Ton schlich sich in seine Stimme. »Dummer kleiner Kerl!« sagte Sergeant Bunter.
9. Kapitel
Mr. Parker, der am nächsten Morgen in den Piccadilly 110 A gerufen wurde, traf bei seiner Ankunft die Herzoginwitwe schon als Herrin der Lage an.
Sie begrüßte ihn liebenswürdig. »Ich werde diesen dummen Jungen fürs Wochenende mit nach Denver nehmen«, sagte sie, wobei sie auf Peter zeigte, der schreibend dasaß und die Ankunft seines Freundes nur mit einem knappen Kopfnicken zur Kenntnis nahm. »Er hat zuviel getan - diese Herumreiserei nach Salisbury und sonstwohin, und bis in die Nacht aufgeblieben - Sie sollten ihn dazu wirklich nicht noch ermuntern, Mr. Parker, das ist sehr unartig von Ihnen - weckt den armen Bunter mitten in der Nacht, weil er vor den Deutschen Angst hat, als ob das nicht alles schon Jahre her wäre, und er hat diese Anfälle schon seit Ewigkeiten nicht mehr gehabt, aber bitte! Die Nerven sind eben etwas Komisches, und Peter hatte schon als kleiner Junge immer Alpträume - obwohl er ja in den meisten Fällen nur eine kleine Beruhigungspille brauchte; aber 1918 ging's ihm furchtbar schlecht, und wir dürfen wohl nicht erwarten, daß so ein großer Krieg in ein, zwei Jahren vergessen ist, und dabei muß ich wirklich noch dankbar sein, daß meine beiden Söhne unversehrt heimgekommen sind. Trotzdem glaube ich, daß ihm ein bißchen Ruhe und Frieden in Denver nicht schaden werden.«
»Tut mir leid, daß es dir schlecht geht, Alter«, sagte Parker vage mitfühlend. »Du siehst ein bißchen elend aus.«
»Charles«, sagte Lord Peter mit einer Stimme, in der keinerlei Ausdruck lag, »ich gehe ein paar Tage fort, weil ich mich hier in London nicht mehr nützlich machen kann. Was im Augenblick zu tun ist, kannst du viel besser als ich. Ich möchte, daß du das hier« - er faltete das beschriebene Blatt Papier zusammen und steckte es in einen Umschlag -»sofort mit zu Scotland Yard nimmst und dafür sorgst, daß es an alle Armenhäuser, Krankenhäuser, Polizeireviere, Jugendherbergen und so weiter in London verteilt wird. Es ist eine Beschreibung von Mr. Thipps' ungebetenem Gast, wie er aussah, bevor er rasiert und herausgeputzt wurde. Ich möchte wissen, ob in den letzten vierzehn Tagen irgendwo ein Mann, auf den diese Beschreibung paßt, lebend oder tot aufgenommen wurde. Geh zu Sir Andrew Mackenzie persönlich und laß die Beschreibung in seinem Namen sofort hinausgehen; sag ihm, du hast den Mord an Levy und das Geheimnis vom Battersea Park gelöst -.« Mr. Parker gab einen Laut des Erstaunens von sich, den sein Freund jedoch nicht beachtete. »Und bitte ihn, Leute mit einem Haftbefehl in Bereitschaft zu halten, um einen sehr gefährlichen und bedeutenden Verbrecher festzunehmen, sowie du Bescheid gibst. Wenn die Antworten auf dieses Schreiben eintreffen, sieh nach, ob irgendwo das St. Luke's-Krankenhaus erwähnt ist, oder eine Person, die mit dem St. Luke's-Krankenhaus zu tun hat, und dann schicke sofort nach mir. In der Zwischenzeit mach bitte - egal wie - die Bekanntschaft eines der Medizinstudenten am St. Luke's. Geh aber nicht hin und erzähle was von Mord und Haftbefehl, sonst bekommst du nur Scherereien. Ich komme wieder nach London, sobald ich von dir höre, und dann erwarte ich hier einen netten, treuherzigen Knochensäger anzutreffen.« Er grinste matt.
»Willst du sagen,
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