Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Toter zu wenig

Ein Toter zu wenig

Titel: Ein Toter zu wenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Leigh Sayers
Vom Netzwerk:
Glück! Wenn Sie so freundlich wären - ich bin aus dem Club gerufen worden - ein kranker Freund - kann kein Taxi finden - alles ist auf dem Heimweg vom Theater - könnte ich das Taxi mit Ihnen teilen? Sie sind auf dem Heimweg nach Bloomsbury? Ich will zum Russell Square - wenn ich so frei sein darf - es geht auf Leben und Tod.« Er sprach in kurzen Stößen, als ob er schnell und weit gelaufen wäre.
    Parker stieg prompt aus dem Taxi. »Es ist mir eine Freude, Ihnen zu Diensten zu sein, Sir Julian«, sagte er. »Nehmen Sie mein Taxi. Ich selbst will zur Craven Street, aber ich bin nicht in Eile. Bitte, nehmen sie mein Taxi.«
    »Das ist ungemein freundlich von Ihnen«, sagte der Arzt. »Ich bin richtig beschämt-«
    »Schon gut«, sagte Parker gutgelaunt. »Ich kann warten.« Er half Freke ins Taxi. »Welche Nummer? Russell Square 24, Fahrer, und legen Sie einen Zahn zu.«
    Das Taxi fuhr davon. Parker stieg wieder die Treppe 11 hinauf und läutete an Lord Peters Wohnungstür.
    »Danke, altes Haus«, sagte er. »Ich bleibe doch heute nacht hier.«
    »Komm rein«, sagte Wimsey.
    »Hast du das gesehen?« fragte Parker.
    »Ich habe etwas gesehen. Was ist genau passiert?«
    Parker erzählte seine Geschichte. »Ehrlich«, sagte er, »ich hatte dich für ein bißchen verrückt gehalten, aber jetzt bin ich da nicht mehr so sicher.«
    Peter lachte. »Selig die nicht sehen und doch glauben. Bunter, Mr. Parker bleibt heute nacht hier.«
    »Paß mal auf, Wimsey, sehen wir uns diese Geschichte noch einmal an. Wo ist dieser Brief?«
    Lord Peter brachte Bunters Dialog-Essay zum Vorschein. Parker studierte ihn eine Weile stumm. »Weißt du, Wimsey, ich habe ja noch so viele Einwände gegen diese Theorie wie ein Hund Flöhe.«
    »Ich auch, alter Freund. Darum möchte ich unsern Armenhäusler von Chelsea ja ausgraben lassen. Aber laß deine Einwände ruhig hören.«
    »Also -«
    »Hör zu, ich gebe ja gar nicht vor, alle Lücken schon füllen zu können. Aber wir haben hier zwei mysteriöse Ereignisse in einer Nacht und eine komplette Kette, die beide über eine bestimmte Person miteinander verbindet. Es ist teuflisch, aber nicht unvorstellbar.«
    »Ja, das weiß ich alles. Aber es gibt da auch noch ein paar unübersehbare Stolpersteine.«
    »Das weiß ich selbst. Aber sieh mal. Auf der einen Seite verschwindet Levy, nachdem er zuletzt gesehen wurde, wie er abends um neun Uhr nach der Prince of Wales Road Ausschau hielt. Am nächsten Morgen wird um acht ein Toter, der ihm oberflächlich nicht unähnlich sieht, in einem Bad in den Queen Caroline Mansions gefunden. Levy war laut Frekes eigener Einlassung bei Freke gewesen. Wir haben also Levy sozusagen mit einer Vergangenheit, aber ohne Zukunft, und einen unbekannten Landstreicher mit einer Zukunft (auf dem Friedhof), aber ohne Vergangenheit, und Freke steht genau zwischen ihrer Zukunft und ihrer Vergangenheit.«
    »Das sieht ja soweit ganz richtig aus -«
    »Eben. Nun weiter: Freke hat ein Motiv, Levy aus dem Weg zu räumen - eine alte Eifersucht.«
    »Eine sehr alte - und das ist kein besonderes Motiv.«
    »So etwas hat es schon gegeben. ( Lord Peter hatte diese Behauptung nicht aus der Luft gegriffen: »Hinsichtlich des behaupteten Motivs ist es von großer Bedeutung, zu sehen, ob es ein Motiv für die Begehung eines solchen Verbrechens gab oder nicht, oder ob eine so große Unwahrscheinlichkeit gegen seine Begehung spricht, daß diese nicht durch positive Beweise entkräftet werden kann. Wenn es aber irgendein Motiv gibt, das hier zur Geltung kommen kann, muß ich Ihnen sagen, daß die Unzulänglichkeit dieses Motivs von sehr geringer Bedeutung ist. Wir wissen aus der Erfahrung der Strafgerichtsbarkeit, daß schon abscheuliche Verbrechen dieser Art aus sehr geringen Motiven begangen wurden; nicht nur aus Bosheit oder Rache, sondern auch um eines kleinen finanziellen Vorteils willen, oder um drückenden Problemen vorübergehend aus dem Weg zu gehen.« L. C. J. Campbell, Zusammenfassung im Fall Regina versus Palmer, Stenogramm S. 308, Gerichtsumlauf Mai 1856, Sitzungsprotokoll Absatz 5. (Hervorhebungen von mir. D. L. S.) ) Du glaubst, jemand schleppe eine alte Eifersucht nicht zwanzig Jahre lang mit sich herum? Vielleicht nicht. Jedenfalls nicht die primitive, rohe Eifersucht - die wäre mit einem Wort und einem Schlag abgetan. Nein, aber was wirklich wurmt, ist die verletzte Eitelkeit. Die hält lange vor. Demütigung. Wir haben alle irgendwo eine wunde Stelle, an die wir nicht

Weitere Kostenlose Bücher