Ein Traum von Glueck und Liebe
auf seinen Armen zu nehmen.
Hoffentlich bleibt Lorraine nicht zu lange weg, dachte Connor besorgt. Nach vier, höchstens fünf Minuten würde er das Baby gern wieder abgeben wollen.
Irgendwie war es aber doch süß, ein hilfloses Baby zu halten, das am Anfang seines Lebens stand und so sehr auf andere angewiesen war.
Pünktlich nach fünf Minuten gab er das Baby an Lorraine zurück und flüchtete zu seinem Computer. Zwei Stunden später, als Emily aus ihrem Nachmittagsschlaf aufwachte und jämmerlich zu schreien anfing, schaltete Connor den Computer aus und ging zum Schlafzimmer. Wahrscheinlich hat sie Hunger, dachte er.
„Sie muss frisch gewindelt werden“, erklärte Lorraine ihm, hob das Baby aus der Schublade und legte es auf die mit einer Decke gepolsterte Frisierkommode. Sie nahm wohl an, dass Connor gekommen sei, um zu helfen, weil sie ihn bat: „Würden Sie mir die Sicherheitsnadeln reichen? Wir wickeln hier auf die altmodische Art“, setzte sie hinzu.
Ihr die Nadeln reichen, das könnte er, fand Connor. Auf der Kommode lag eine ganze Anzahl davon. Er hatte den Dreh sofort raus. Sobald Lorraine die Hand ausstreckte, bekam sie eine gereicht. Er staunte, wie sie es fertig brachte, die Windel unter das sich windende Baby zu legen und sie in einem sauberen Dreieck einzuschlagen. „Darin sind Sie richtig gut“, lobte Connor sie.
„Jahre der Praxis“, erwiderte Lorraine. „Jeder kann das. Ich zeig es Ihnen.“
Connor starrte sie verblüfft an. Eigentlich konnte er ihr Angebot schlecht abschlagen, auch wenn ihm der Sinn nun wahrhaftig nicht danach stand, sich im Anlegen von Windeln zu versuchen. Wie auch immer, es dauerte nur wenige Minuten, um der alten Dame schließlich Recht zu geben.
„Ich hab’s geschafft!“ rief er erfreut und nahm das frisch gewickelte Baby auf den Arm. Connor Tarkington hatte die ganze Arbeit ohne große Hilfe so gut wie allein bewältigt!
Vielleicht konnte er für ein Kind nicht die Liebe aufbringen, die es brauchte. Doch er konnte auf das Kind aufpassen und es sogar betreuen.
„Natürlich können Sie es.“ Lorraine lächelte ihm freundlich zu, als er Emily liebevoll in seiner Armbeuge hielt.
„Ich schaffe es“, murmelte Lucy zum Mond hinauf, während sie einen Riesenkaktus auf der festlich beleuchteten Hazienda mit noch einem großen Tablett umrundete. Die ganze vergangene Woche hindurch hatte sie sich das in Erinnerung gerufen. Wie leicht war ihr diese Arbeit noch vor so kurzer Zeit erschienen. Die Werktage waren dahingeglitten, ohne dass Lucy auch nur eine Spur von Müdigkeit verspürt hätte. So manche Nacht hatte sie durchgetanzt. Und jetzt… Die Vergangenheit kam ihr schal vor. Oberflächlich.
„Oh, die Chorizo!“ rief eine Frau freudig, als Lucy sich dem Tisch näherte, um dann mit einem einstudierten Lächeln das Essen vor die Gäste zu stellen. Der Partyservice richtete heute Abend den siebzigjährigen Geburtstag eines freundlichen Herrn aus. Aus Erfahrung wusste Lucy, dass so ein Fest nicht allzu lang ging. Mit einigem Glück könnte sie um neun herum nach Hause fahren und früh ins Bett gehen. Bald. Es wäre schön, einmal ein paar Stunden Schlaf zu bekommen. Dann würde sie sich nicht mühsam aufrappeln müssen, um Emily um vier Uhr zu füttern.
Sie wollte auf eigenen Füßen stehen, auch wenn es wirklich schwer war. Sie wollte sich von niemand abhängig machen lassen. Es hatte ihr absolut nicht gefallen, dass Connor vor einigen Abenden Lorraine zwanzig Minuten früher gehen ließ und ihr dazu auch noch das Geld für das Babysitten gegeben hatte.
Es ging Lucy gar nicht so sehr darum, dass Lorraine nicht wie vereinbart bis zu ihrer Rückkehr geblieben war. Lorraine hätte niemals das Haus vorzeitig verlassen, wenn sie das Baby nicht hätte Connor anvertrauen können. Doch wenn es um die Bezahlung von jemand ging, den sie eingestellt hatte, da hörte ihr Verständnis auf. Sie hatte eben ihren Stolz, und den wollte sie sich bewahren.
Sicher, Stolz hatte seinen Preis, wie Lucy zugeben musste. Diesen Preis zahlte sie auch heute Abend. Die Muskeln taten ihr weh, sie fühlte sich erschöpft. Doch das Gefühl, sich von niemand und nichts abhängig machen zu lassen, war die Mühe wert. Sie würde es schaffen! Dass sie den Scheck für den heutigen Abend bereits in ihrer Tasche hatte, verstärkte noch ihr Selbstvertrauen.
„Lucy“, hörte sie eine ihrer Kolleginnen etwas später vom Straßenrand rufen. „Da wartet ein Auto auf dich.“
Ein Auto? Wohl
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