Ein Traum von Glueck und Liebe
hatten ihm oft genug gesagt, dass jeder in seine Arbeit so verwickelt werden könnte, um jedes Zeitgefühl zu verlieren. Doch sie hatten eben nicht gehört, was Bryan seinem Schulfreund Neil gegenüber fallen ließ, nachdem er eine halbe Stunde gewartet hatte, um abgeholt zu werden: „Mein Dad macht sich nichts aus mir.“
Die Therapeuten hatten diesen Satz nicht gehört. Ihn auch nicht gehört im Anschluss an die Beerdigung seines Sohnes – von einer Mutter geäußert, die ihr einziges Kind verloren hatte. Von einer Frau, der Connor das feierliche Versprechen gegeben hatte, sie zu lieben und auf sie zu achten sein ganzes Leben lang. Er hatte das Versprechen gegeben, bevor er erkennen musste, dass es ohne wahre Liebe nicht zu halten war.
Er hatte Margie gemocht. Er hatte dafür gesorgt, dass es ihr und Bryan an nichts fehlte. Er hatte ihr das große Haus zur Verfügung gestellt, sie in die Gesellschaft eingeführt und ihr Zugang zum vornehmsten Klub am Ort verschafft. Für seinen Sohn hatte er selbstverständlich die Privatschule bezahlt. Er hatte sogar darauf bestanden, zwei Abende die Woche mit seiner Familie zu verbringen, während er sich einen großen Ruf beim Unternehmen WellerTarkingtonCraig erwarb. Und er war stolz gewesen, dass er die Fehler seines Vaters vermieden hatte.
Kein unerklärtes Fernbleiben. Keine gebrochenen Versprechungen.
Und vor allem, keine Haltlosigkeit im Trinken.
Er hatte also mit sich selbst zufrieden sein können, bis… ja, bis Margie nach dem Begräbnis mit der „Wahrheit herausrückte. Connor Tarkington, hatte sie gesagt, sei einfach nicht fähig, zu lieben. Und Connor hatte erkannt, dass Margie Recht damit hatte.“
„Oh Connor…“ Lucy rutschte von der Mauer und stellte sich vor ihn. Mit der gleichen Herzlichkeit, die er bei ihr im Umgang mit ihrer kleinen Tochter beobachtet hatte, nahm sie seine beiden Hände in ihre. Er fühlte sich sofort beruhigt und getröstet – und doch zuckte er aufgeschreckt zurück. Ihn überraschte, wie sehr er ihren Trost wollte.
„Es ist schon in Ordnung“, wehrte er ab.
„Wirklich?“ Sie betrachtete ihn mit fast mütterlicher Sorge. „Wenn wir zu Hause sind, mach ich dir gleich einen Tee.“
Er sah wohl ganz schön schlimm aus, wenn Lucy glaubte, dass sie ihn umsorgen müsste. Sie hat deinen Bruder geliebt, musste er sich erinnern, um ihr nicht ganz zu verfallen. Denn in ihm regten sich Gefühle, die er lieber nicht wahrhaben wollte. „Nein, danke“, wehrte er noch immer mit heiserer Stimme ab. „Mir geht es gut.“
Vielleicht klang er überzeugt genug, denn Lucy folgte ihm zurück zum Wagen und plauderte unbefangen auf dem Weg nach Hause. Nachdem sie Emily ins Bett gebracht hatte, kam sie ins Wohnzimmer zu Connor und machte es sich auf der Couch bequem, so als ob sie den Abend mit ihm verbringen wollte.
„Erzähl mir von Bryan“, schlug sie vor, und Connor sah sie betroffen an.
Nein, das konnte er nicht.
„Wie alt war er?“ fragte Lucy, als ob sie ihm helfen wollte, den Anfang zu finden.
Das konnte er beantworten. „Er war gerade acht geworden.“
„Sah er dir ähnlich?“
„Ich glaube schon.“ Jedenfalls hatte es jeder behauptet. „Bis auf die Sommersprossen. Die hatte er von Margie.“
„Ist sie…?“ Zum ersten Mal zögerte Lucy.
„Wir haben uns nach dem Begräbnis getrennt“, teilte Connor ihr mit. Die Scheidung war wahrscheinlich eine Erleichterung gewesen, doch er konnte sich nicht deutlich erinnern. Es war die dunkelste Zeit seines Lebens gewesen.
Eigentlich war das vergangene Jahr noch dunkler gewesen. Er konnte nur hoffen, beim Weihnachtsfest, das vor der Tür stand, nicht wieder in Schwermut zu verfallen.
Er musste das Gespräch abbrechen. Er konnte es nicht mehr ertragen und erhob sich abrupt.
Lucy stand auch auf und murmelte: „Kenny hat nie etwas davon erwähnt.“
„Nun, es ist vorbei.“ Connor schaltete das Licht auf der Veranda aus und drehte sich zu ihr um. „Bis auf die Stiftung.“
„Es tut mir sehr Leid“, sagte Lucy, während sie zusammen in den Korridor traten.
„Wenn Emily etwas passierte, ich würde es nicht überstehen können.“
„Du würdest es überstehen“, berichtigte er sie und wartete, bis sie die Tür zum Gästezimmer geöffnet hatte. „Jedenfalls besser, als ich es getan habe.“
Sie fragte ihn nicht nach den Einzelheiten, warf ihm nur einen besorgten Blick zu und wendete sich dann mit einem Kopfnicken ab.
Bevor er sich in sein Zimmer zurückzog,
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