Ein Traummann auf Mallorca
geblieben, als sie vor die Tür zu setzen!
Aber warum fühlte er sich dann, als habe er einen großen Fehler begangen?
Weil du zugelassen hast, dass sie sich in dein Herz schleicht – das ist der Grund.
Javier gestand es sich nur ungern ein, aber was die hartnäckige innere Stimme ihm zuflüsterte, war schlicht die Wahrheit. Mit ihrer liebenswerten, offenen und natürlichen Art hatte Charlene ihn verzaubert. Umso zorniger machte es ihn, dass all dies nur Maskerade gewesen war. Ein Mittel, um sich in sein Vertrauen zu schleichen und ihn zu manipulieren. Wusste sie eigentlich, was sie Aurora und ihm damit angetan hatte?
Als es an der Tür zu seinem Arbeitszimmer klopfte, keimte für einen winzigen Moment die irrwitzige Hoffnung in ihm auf, dass Charlene zurückgekehrt war. Und was dann? Willst du sie mit offenen Armen empfangen und so tun, als sei nichts geschehen?
Doch es war Jolanda, die, ohne eine Antwort abzuwarten, eintrat. „Entschuldigen Sie die Störung, Señor Santiago, aber es ist Besuch für Sie gekommen.“
„Wer immer es auch ist – ich will niemanden sehen!“, beschied er die Haushälterin kurz angebunden.
„Ich nehme an, das gilt ganz besonders für mich“, sagte eine Stimme draußen auf dem Korridor.
Eine Stimme, die Javier nur zu gut kannte.
„Was zum Teufel willst du hier?“ Er kniff die Augen zusammen, als seine Tante neben Jolanda im Türrahmen erschien.
„Das will ich dir gern erklären“, erwiderte Maria mit einem entwaffnenden Lächeln. „Dürfte ich hereinkommen, oder willst du das alles zwischen Tür und Angel besprechen?“
Javier schüttelte den Kopf. „Komm herein.“
Es fühlte sich merkwürdig an, sie nach all der Zeit wiederzusehen. Früher einmal war die Beziehung zwischen ihm und seiner Tante recht gut gewesen. Im Gegensatz zu seiner sanften und stillen Mutter erinnerte sie ihn mit ihrer bestimmenden, tatkräftigen Art eher an ihn selbst. Doch nachdem sie im Streit mit seinem Vater Partei gegen ihn und seine Brüder ergriffen hatte – wie sollte er ihre Einmischung anders verstehen? –, war das Verhältnis schlagartig abgekühlt.
Und jetzt, wo er wusste, dass sie ihm Charlene als Spionin ins Haus geschickt hatte, konnte er nur noch Abscheu für sie empfinden. Andererseits wollte er wissen, warum sie hergekommen war. Um ihren Triumph auszukosten? Oder steckte etwas anderes dahinter?
Maria trat ein, und Jolanda schloss die Tür hinter ihr. Dann nahm seine Tante, ohne aufgefordert worden zu sein, auf einem der Besucherstühle Platz. „Wir sollten Señorita Beckett ebenfalls zu uns bitten. Was ich zu sagen habe, geht sie ebenso an wie dich.“
„Wenn du hier bist, um reinen Tisch zu machen“, Javier bedachte Maria mit einem scharfen Blick, „bist du zu spät gekommen. Ich weiß, dass du Charlene dafür bezahlt hast, sich in mein Haus einzuschleichen.“
Seine Tante runzelte die Stirn. „Das ist ein wenig melodramatisch ausgedrückt, findest du nicht? Ich war einfach sicher, in ihr das perfekte Kindermädchen für meine Großnichte gefunden zu haben. Du wirst es mir nicht verübeln, dass ich mir Gedanken um Aurora mache, oder etwa doch? Vor allem“, Maria deutete auf den Werbeprospekt des Internats, der auf seinem Schreibtisch lag, „wenn ich das da sehe. Du hast doch nicht etwa vor, die Kleine auf eines dieser grauenvollen Internate zu schicken? Ein Kind gehört in den Schoß seiner Familie und nicht zu irgendwelchen wildfremden Menschen, die keinerlei emotionale Bindung zu ihm haben!“
Verärgert funkelte Javier seine Tante an. Zwar rätselte er selbst, wie die Informationsbroschüre in sein Haus gelangt sein mochte, denn für ihn kam es überhaupt nicht infrage, Aurora fortzuschicken. Vermutlich steckte Dolores dahinter, die ihm schon seit Monaten damit in den Ohren lag. Doch die Tatsache, dass Maria es einmal mehr wagte, sich in seine Angelegenheiten einzumischen, machte ihn so wütend, dass er ihr keinerlei Erklärung zugestand. „Ich wüsste nicht, was dich das anginge. Wenn ich es für das Beste halte, Aurora auf ein Internat zu schicken, dann werde ich es tun – und du wirst mich ganz gewiss nicht daran hindern können. Und jetzt komm bitte zum Punkt, Maria. Was willst du hier?“
Spitze Kieselsteine bohrten sich in ihre nackten Fußsohlen, doch Aurora spürte keinen Schmerz. Tränen strömten ihr die Wangen hinunter, kullerten auf das hübsche, spitzenbesetzte Nachthemd, das sich in der leichten Brise bauschte.
Sie lief
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